16.09.25 – Interview mit Volker Loibl

Wettbewerbsfaktor CO2-Fußabdruck

Ist der „Product Carbon Footprint“ bloß ein Bürokratie-Riese oder hat er nachhaltige und gar Wettbewerbs-bestimmende Auswirkungen auf Unternehmen?

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Der Nachweis des Produkt-Footprints kann zu einer generellen Bestandsaufnahme der Fertigung und zu neuen Herstellungsprozessen führen, wie zum Beispiel der Substitution eines Arbeitsschrittes durch Additive Fertigung. © Trumpf

 

Darüber unterhielt sich UMFORMTECHNIK MASSIV+LEICHTBAU mit Volker Loibl, Experte für CO2-Strategien im produzierenden Mittelstand.

Volker Loibl-Kähler studierte Maschinenbau in Nürnberg und vertiefte sich später in Umwelt-, Energie- und CO2-Management in London. Nach Stationen im internationalen Vertrieb und Business gründete er 2013 Apollo Consulting. Anfangs konzentrierte er sich auf Management- und Wachstumsstrategien für mittelständische Unternehmen, verlagerte den Schwerpunkt aber schnell in Richtung Nachhaltigkeit, CO2-Bilanzierung und -Reduktion sowie ESG-Beratung. Seine Praxis basiert auf über 20 Jahren Industrie- und Führungsverantwortung. Gleichzeitig verfügt er über tiefgehende Expertise in Klima- und Risikomanagement sowie regulatorischem Reporting.

Die Situation

Die nachhaltige Transformation der Industrie macht den CO2-Fußabdruck von Produkten zu einem harten Wettbewerbsfaktor. Die Kombination aus hohem Materialeinsatz und Energiebedarf, mehrstufiger Fertigung und variantenreichen Stücklisten befördert die PCF-Erhebung in der Industrie gleichermaßen zu einem komplexen aber auch wirkungsvollen Unterfangen.

UM: Herr Loibl, ohne nachgewiesenen CO2-Fußabdruck kein Auftrag mehr – ist das schon Realität oder noch Zukunftsmusik?

Volker Loibl: Das kommt schneller, als viele Unternehmen denken: Viele große Kunden, zum Beispiel aus Automotive, Luftfahrt oder Maschinenbau, verlangen bereits heute von ihren Lieferanten belastbare CO2-Daten, etwa auf Bauteilebene oder bei kohlenstoffintensiven Strukturkomponenten. Und wer nicht mitzieht, fliegt aus der Lieferkette. In Ausschreibungen wird der CO2-Ausstoß damit zunehmend zum Eintrittskriterium. Wer frühzeitig robuste Datenstrukturen etabliert, verschafft sich einen echten Vorsprung. Bei Unternehmen mit energieintensiven Prozessen und vielstufigen Lieferketten kann sich das zur Überlebensfrage entwickeln.

UM: Der Löwenanteil an Emissionen steckt im Material. Wird die Herkunft des Stahls jetzt zum Trumpf?

Volker Loibl: Absolut. In der Massivumformung ist der Materialeinsatz, wie Stahl, Aluminium oder Kupfer, oft der größte Emissionstreiber. Wir reden hier von bis zu 80 % des Footprints. Allein die Differenz zwischen einem konventionellen Hochofenstahl und grün produziertem Elektrostahl aus dem Elektrolichtbogenofen mit Rezyklatanteil ist enorm. Einige Hersteller bieten sogar nahezu CO2-freien Stahl an. Damit lässt sich der PCF eines Bauteils drastisch senken. Für Umformer wird es strategisch wichtig, Materialien gezielt auszuwählen, ihre Herkunft zu kennen und diese Klimavorteile an Kunden weiterzugeben. Ob das Halbzeug aus China oder aus einer EAF-Schmelze in Schweden stammt, kann pro Kilogramm gleich mehrere Kilogramm CO2 ausmachen. Wer Materialdaten durch Zertifizierungen integriert oder CO2-Intensität benennen kann, wandelt sich vom passiven zum aktiven Anbieter nachhaltiger Lösungen.

UM: Die Ermittlung jedes einzelnen PCF ist mühselig und bindet Ressourcen. Lohnt sich dieser Aufwand für mittelständische Betriebe strategisch?

Volker Loibl: Der Aufwand ist real, aber er zahlt sich aus. Im Klimabereich gibt es unternehmensbezogene Fördergelder und Investitionszuschüsse in Millionenhöhe...

Lesen Sie das ganze Interview in unserer neuen Ausgabe ab Seite 30!

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