05.12.25 – Kraftwerksbau
Südstahl fertigt hochpräzise Fundamentrahmen für Versuchs-Kernfusionsreaktor ITER
Südstahl schloss erfolgreich einen herausragenden Auftrag für ITER, das größte internationale Fusions-Experiment im südfranzösischen Cadarache ab.
Ein anspruchsvolles Projekt für die Energiegewinnung der Zukunft: Auf Empfehlung erhielt der mittelständische Spezialist für die Verarbeitung von Stahl aus dem bayerischen Mertingen den Zuschlag für die Fertigung hochpräziser Fundamentrahmen für die Andreas KARL GmbH & Co. KG aus Fahrenzhausen. Diese wurden als tragende Stahlelemente für die Reaktoren und die Unterkonstruktion der Einhausung der Reaktoren montiert. Die Komponenten sind Teil des europäischen Beitrags zu ITER, bereitgestellt von Fusion for Energy (F4E) in Zusammenarbeit mit der europäischen Industrie. Sie werden künftig ein integraler Bestandteil des Energieversorgungssystems des ITER-Reaktors sein.
Das ITER-Projekt – International Thermonuclear Experimental Reactor – gilt als eines der ambitioniertesten Forschungsvorhaben weltweit zur Gewinnung von Energie durch Kernfusion. Das Projekt zielt darauf ab, durch eine saubere, sichere und zuverlässige Energiequelle die Grundlage für die Stromerzeugung der Zukunft zu schaffen. ITER ist eine internationale Partnerschaft, zu der Europa mit bisher 7 Milliarden Euro, die über F4E in die Lieferkette investiert wurden, den größten Beitrag leistet. Nach den derzeitigen Plänen soll das Experiment frühestens 2034 in Betrieb genommen werden.
Präzision im Großformat
Die von Südstahl gefertigten Fundamentrahmen bilden die tragende Struktur für die zwei jeweils rund 100 t schweren Hochspannungseinheiten. Die HV-Decks selbst – als luftisolierte, faradaysche Käfige konzipiert – sind acht Meter breit, zehn Meter hoch und zwölf Meter lang. Sie stehen acht Meter über dem Boden auf Stützisolatoren und erfüllen höchste Anforderungen an mechanische Stabilität, Präzision und Erdbebensicherheit. Diese Voraussetzungen stellten hohe Anforderungen an die Konstruktion und Fertigung der Fundamentrahmen: Die bis zu elf Meter langen und insgesamt 130 Tonnen schweren Fundamentrahmen mussten mit äußerster Präzision geschweißt und anschließend mechanisch bearbeitet werden. Nur so konnte die Passgenauigkeit vor Ort auf der ITER-Baustelle gewährleistet werden. „Die technische Herausforderung war außergewöhnlich“, betont Ulrich Käuferle, Geschäftsführer der Firma Südstahl. „Umso mehr sind wir stolz darauf, die Anforderungen nicht nur erfüllt, sondern in sämtlichen Bereichen übertroffen zu haben.“
Strenge Qualitätsanforderungen
Die gesamte Stahlkonstruktion unterlag strengsten Prüfstandards. Sämtliche Schweißnähte wurden zu einhundert Prozent kontrolliert, dabei kamen über 2.000 Stunden Schweißüberwachung zustande. Ergänzt wurde dies durch wöchentliche Inspektionen internationaler Fachkommissionen. Ingenieurteams aus Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland besuchten regelmäßig das Werk von Südstahl, um sich vom Fortschritt und der Einhaltung der hohen Qualitätsstandards zu überzeugen. „Die notwendigen Prüfungen für die gesamte Stahlkonstruktion wurden von unserem erfahrenen und kompetenten Fachpersonal und der Projektleitung mit größter Sorgfalt und in enger Abstimmung mit den Vorgaben des ITER-Konsortiums umgesetzt. Dieses Maß an Präzision und Kontrolle ist entscheidend für ein Projekt dieser Größenordnung und Bedeutung,“ erklärt Peter Birkner, Leiter Technik und Vertrieb bei Südstahl.
Engagement und Stolz
Das gesamte Team von Südstahl war mit großem Engagement bei der Umsetzung beteiligt. „Für uns war es eine besondere Ehre, an einem solch wegweisenden Projekt mitzuwirken“, unterstreicht Geschäftsführer Ulrich Käuferle. „Einen Beitrag zur Energiegewinnung der Zukunft zu leisten, ist eine Herausforderung, die wir mit Begeisterung angenommen haben.“
Info
ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor) ist ein internationales Forschungsprojekt zur Entwicklung von Energie aus Kernfusion. Der Versuchsreaktor, derzeit im südfranzösischen Cadarache im Bau, basiert auf dem Tokamak-Prinzip und soll Wasserstoffplasma auf bis zu 150 Mio. Grad Celsius erhitzen. Ziel ist es, die Machbarkeit künftiger Fusionskraftwerke zur Stromerzeugung nachzuweisen. Derzeit ist der Start für 2034 geplant.
Der Bau ist eine logistische Meisterleistung, 35 Länder sind daran beteiligt und liefern Komponenten aus der ganzen Welt. Auch aus Bayern kamen 2024 Anlagenteile auf die Baustelle nach Cadarache: Südstahl lieferte im Auftrag der Andreas KARL GmbH & Co. KG aus Fahrenzhausen das Stahlfundament für zwei Hochspannungseinheiten (High Voltage Deck = HVD).



