04.12.25 – TU München
Einheitliche Bewertungsgrundlage für Leichtbau-Methoden geschaffen
Die Technische Universität München (TUM) hat ein Referenzsystem entwickelt, das es ermöglicht, Leichtbau-Methoden zu vergleichen und zu bewerten.
Wie lassen sich Bauteile möglichst leicht aber gleichzeitig stabil herstellen? Vor dieser Herausforderung stehen zahlreiche Branchen, wie die Medizintechnik oder die Automobil- und Luftfahrtindustrie: Leichtbauteile werden üblicherweise zunächst rechnerunterstützt entworfen und anschließend gefertigt. Dafür gibt es gängige Verfahren, die aber jeweils unterschiedliche physikalische Modelle und mathematische Beschreibungen nutzen, was den Vergleich erschwert. Darüber hinaus sind sie aufgrund ihrer hohen Berechnungskomplexität auf geringe räumliche Auflösungen beschränkt. Den Forschenden ist es mit dem Benchmark Stress-Guided Lightweight 3D Designs (SGLDBench) gelungen, diese gravierenden Hindernisse zu beseitigen.
Lösung: SGLDBench
SGLDBench erlaubt es, sechs Referenzstrategien wie klassische Topologieoptimierung, poröse Füllstrukturen oder gitterbasierte Layouts auf beliebige Bauteile mit frei wählbaren Randbedingungen anzuwenden und mithilfe von 3D-Simulationen zu vergleichen. Berücksichtigt werden dabei Parameter wie Steifigkeit-zu-Gewicht, Spannungsfelder und Verformungen sowie Informationen darüber, wie das Bauteil oder die Struktur mit seiner Umgebung verbunden bzw. gelagert ist. Dadurch können Nutzerinnen und Nutzer Entwürfe mit unterschiedlichen Auflösungen und Materialverbrauch erstellen und gleichzeitig die mechanischen und geometrischen Eigenschaften bewerten. Anwendungsbereiche für den neuen Benchmark gibt es zahlreiche: Beispielsweise ermöglicht er, mehrere Konstruktionsvarianten für Hüftimplantate zu testen und individuell abgestimmt zu fertigen. In der Automobil- und Luftfahrtindustrie trägt der Benchmark außerdem dazu bei, Bauteile weiter zu verschlanken. Ein geringeres Gewicht bedeutet hier eine höhere Energieeffizienz. Gleichzeitig müssen die Strukturen Erschütterungen und Schwingungen mit großer Sicherheit standhalten.
Simulationen mit über 100 Mio. Elementen
„Mit SGLDBench schaffen wir eine transparente Vergleichsbasis für den Leichtbau“, sagt Rüdiger Westermann, Professor für Computer Grafik und Visualisierung an der TUM School of Computation, Information and Technology. „Das hilft nicht nur der Forschung, neue Methoden besser einzuordnen, sondern gibt auch Unternehmen ein Werkzeug an die Hand, um fundierte Entscheidungen in der Produktentwicklung zu treffen. Aktuell sind mithilfe der SGLDBench Simulationen mit über 100 Millionen einzelnen Elementen auf einem handelsüblichen PC möglich, in Berechnungszeiten, die weit unter denen kommerzieller Produkte liegen.“ Um dies zu ermöglichen, haben die Forschenden insbesondere neue Ansätze zur effizienten Lösung großer Gleichungssysteme für die Spannungs-Simulation entwickelt und für gängige Computerarchitekturen optimiert.
Kontakt
Prof. Rüdiger Westermann
Technische Universität München
TUM School of Computation, Information and Technology
Lehrstuhl für Grafik und Visualisierung



