23.11.21 – Sprühbeölung
Korrosionsschutz im Kaltwalzprozess
Eine effiziente Beölung beim Kaltwalzen ist in verschiedenen Bereichen der Walz- beziehungsweise Schneidlinien elementar. Technotrans entwickelte daher für mehrere Produktionslinien der Bilstein Group maßgeschneiderte, nachhaltige Konzepte für die Sprühbeölung.
Eine hohe Produktverfügbarkeit erfordert bei der Stahlverarbeitung eine intelligente Lagerhaltung. Um die Qualität der Produkte sicherzustellen, genießt ihr Schutz oberste Priorität. Wichtig ist es vor allem, der Korrosion der Materialien durch äußere Einflüsse selbst bei der Lagerung in Hallen entgegenzuwirken. Schon in den Kaltwalzprozessen setzen Hersteller daher auf das Auftragen eines effektiven Korrosionsschutzes mit speziellen Ölen. Um dies möglichst effizient zu gestalten, bedürfen Beölungseinrichtungen in den Kaltwalzanlagen einer präzisen Auslegung auf die jeweiligen Gegebenheiten.
Neues Beölungskonzept für Null-Fehler-Prinzip
Aufgrund der zunehmenden Anforderungen an die Produktqualität und Nachhaltigkeit durch ihre Kunden, vor allem in der Automobilindustrie, registrierte auch die Bilstein Group mit Sitz in Hagen einen steigenden Bedarf an der effektiven Beölung ihrer Kaltbänder gegen Korrosionsbildung. Denn bei der kilometerweisen Herstellung der Produkte verfolgt das Unternehmen ein striktes Null-Fehler-Prinzip entlang der gesamten Prozesskette. Über Jahre hatte der Stahlverarbeiter bereits auf bekannte Beölungslösungen eines langjährigen Lieferanten gesetzt. Doch nun wollte die Gruppe die Prozesse auf eine neue Ebene heben.
Bis dahin hatten vergleichsweise einfache Anlagen für die Beölung gesorgt. Auf der Suche nach einem neuen Lösungsanbieter stieß Bilstein auf die Flüssigkeitenkompetenz von Technotrans. Bisher vor allem in der Druckindustrie sowie der Stanz- und Umformtechnik aktiv, übertrug der Hersteller aus Sassenberg sein Know-how und die etablierte Technologie für die druckluftlose Sprühbeölung auf die Anforderungen von Kaltwalzprozessen. Nach einer erfolgreichen Testphase erhielt Technotrans den Zuschlag für die Ausstattung von zwei Anlagen am Standort im US-amerikanischen Bundesstaat Kentucky – und später noch an weiteren Anlagen in Deutschland.
Gestiegene Kosten- und Prozesseffizienz
„Dank der Technotrans-Technologie haben wir die Beölungsprozesse für einen hochwertigen Korrosionsschutz unserer Kaltbänder auf ein neues Qualitätsniveau gehoben“, betont Eugen Schitz, Verantwortlicher für Anlagen- und Verfahrenstechnik bei der Bilstein Group. „Wir sparen Kosten, reduzieren Instandhaltungsmaßnahmen bei der Peripherie und sind weiter extrem flexibel bei der Verarbeitung beölter und unbeölter Kaltbänder auf nur einer Anlage.“
Zum Einsatz kommt die Technotrans-Beölung an verschiedenen Standorten der Bilstein Group sowohl beim Nachwalzen als auch beim Längsteilen und an der Verpackungslinie. Für die unterschiedlichen Einsatzbereiche konzipierte Technotrans die maßgeschneiderte Lösung auf Grundlage der „Spray.xact“-Technologie. Im Fokus stand hier insbesondere ein möglichst hohes Maß an Effizienz und Nachhaltigkeit.
Als vorteilhaft für die Bilstein-Bedürfnisse entpuppte sich dabei die druckluftfreie Sprühbeölung des Beölungssystems. „Im Gegensatz zu herkömmlichen Lösungen öffnen und schließen sich die Technotrans-Ventile in einer vorgegebenen Taktung durch elektrische Impulse“, berichtet Schitz. „Weil keine Druckluftströme vorhanden sind, erlangen wir eine gleichmäßige und zugleich nebelarme Beölung.“ Und das trotz der hohen Verarbeitungsgeschwindigkeiten beim Kaltwalzen von bis zu 16 m/s. Bilstein erzielt dadurch für den Korrosionsschutz nicht nur ein homogenes Ergebnis, sondern spart dank der hohen Effizienz der Lösung zudem Kosten ein. Aufgrund der nebelarmen Beölung und verringerten Aeorosolmenge kann der Stahlverarbeiter komplett auf den Einsatz von Absauganlagen verzichten, die bei bisherigen Beölungsprozessen nötig waren. Das schützt die Gesundheit der Mitarbeiter und verhindert zudem ungewünschte Ablagerungen in der Umgebung. Die Einhaltung von Wartungsintervallen für die Filter spielt daher für Bilstein keine Rolle mehr. Zugleich spart das Unternehmen das teure Medium Druckluft ein.
Seitlich verfahrbar für den Trockenlauf
Die Sprühbalken in den Nachwalzlinien sind seitlich elektrisch oder pneumatisch verfahrbar und nicht wie bisher starr in der Anlage integriert. Der Stahlverarbeiter kann daher die Kaltbänder je nach Kundenanforderung sowohl mit als auch ohne Sprühbeölung verarbeiten. Weil bei unbeölten Produkten die Technotrans-Komponenten nicht über den Förderbändern liegen, besteht nicht die Gefahr, dass im Trockenlauf Öltropfen auf die Bänder gelangen. „Solche Unsauberkeiten auf unseren Bändern wären für die Weiterverarbeitung – zum Beispiel bei der Lackierung – ein absoluter Nachteil“, betont Schitz. „Dank der Technotrans-Idee sichern wir unseren Kunden eine hohe Produktqualität zu.“ Darüber hinaus sorgt die beidseitige Positionierung der Sprühleisten beim Nachwalzen für zusätzliche Flexibilität.
Die Bilstein Group ist in der Lage, ihre Prozesse den jeweiligen Anforderungen gemäß anzupassen. Denn unterschiedliche geforderte Blechstärken ziehen verschiedene Walzintervalle nach sich. „Am Ende ist es egal, ob die Linie in einer geraden oder ungeraden Anzahl walzt“, sagt Hary Kosciesza, Business Development Manager bei Technotrans. „Je nach Bedarf tragen hinter oder vor dem Walzstuhl befindliche Sprühdüsen das Korrosionsschutzmittel auf.“ Damit die Sprühbalken die benötigte Menge bei den hohen Geschwindigkeiten der Kaltwalzprozesse überhaupt liefern können, integrierte Technotrans teilweise doppelte Sprühreihen mit hintereinanderliegenden Sprühdüsen pro Anlage. So kann die Bilstein Group Öl in einer Menge von 0,5 bis 2,5 g/m² auftragen. Dass die Maschinenführer die gewünschte Ölmenge komfortabel einstellen und präzise regeln können, erleichtert dabei die Arbeit.
Von erstem Auftrag zu enger Partnerschaft
Den Auftakt für die Zusammenarbeit, die sich mittlerweile über acht Projekte erstreckt, machte der Aufbau eines neuen Bilstein-Standortes in Kentucky/USA. Bei der neu gegründeten Bilstein Cold Rolled Steel LP entwickelte Technotrans ein Sprühsystem entlang der Längsteillinie, das Ende 2017 in Betrieb ging. Darüber hinaus besprüht die Beölungseinheit innerhalb der angeschlossenen Verpackungslinie die Stirnflächen der Coils mit Korrosionsschutzmittel.
Von der Lösung für die beiden Prozesse war die Bilstein Group so überzeugt, dass sie sich die Technotrans-Kompetenz auch bei weiteren Prozessen zunutze machte. An mehreren Standorten, unter anderem am Stammsitz in Hagen und beim Tochterunternehmen Hugo Vogelsang, sorgen Technotrans-Sprühsysteme beim letzten Stich direkt am Walzstuhl innerhalb des Nachwalzens in unterschiedlichen Sprühbreiten ab 500 mm für die gewünschten Beölungsergebnisse. Zuletzt ging im September eine neue Nachwalz-/Längsteilanlage und die zugehörige Verpackungslinie im Hagener Stammwerk mit einer 1350 mm breiten Sprühbeölung in Betrieb.
Zusammenarbeit soll fortgesetzt setzen
„Je nach Anforderungen der speziellen Kaltwalzanlage und den Bedürfnissen der Bilstein-Kunden hinsichtlich Auftragsmengen konstruieren wir unsere Lösungen in die Maschinen hinein“, betont Kosciesza. So entwickelte Technotrans für die Bilstein Group passgenaue Sprühsysteme für Bestandsanlagen oder für komplett neue Anlagen in enger Abstimmung mit OEM-Partnern. Die Nachrüstung erfolgte dabei in den ohnehin vorgesehenen Stillstandzeiten der Anlagen im Rahmen der regelmäßigen Wartungsintervalle.
Die Bilstein Group will ihren Modernisierungskurs in Zukunft nicht nur aufgrund der technischen Umsetzung mit der Technotrans-Technologie fortsetzen. Auch die harmonische und zielgerichtete Projektabwicklung von der Entwicklung der passgenauen Lösung bis zur Inbetriebnahme spreche für die Sassenberger, sagt Schitz: „Für uns steht eines fest: Benötigen wir neue Lösungen bei der Kaltbandbeölung, ist Technotrans unser erster Ansprechpartner.“
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