06.11.24 – Ranshofener Leichtmetalltage

Wie bringt man den Ökologischen Fußabdruck auf ein Neuntel?

Die 13. Ranshofener Leichtmetalltage waren im Frühherbst Hotspot der Leichtbau-Experten unter dem Leitwort „Light Metals Innovations for Environmental and Economic Sustainability“.

Ranshofener-Leichtbautage-24.jpg

Aufgemerkt! Nicht nur dieser Teilnehmer fand die Veranstaltung sehr lohnenswert. © AiT

 
Ranshofener-Leichtbautage-24.jpg

Aufgepasst: Podiumsdiskussion. © AiT

 
Alle Bilder anzeigen

Die Veranstaltung mit hochkarätigen Vertretern aus Wissenschaft und Industrie war vom LKR Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen des AIT, Austrian Institute of Technology, organisiert worden.

Im Zentrum standen die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Leichtmetallindustrie im Kontext von Dekarbonisierung und Digitalisierung. Die Tagung wurde von Walter Mauritsch vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) eröffnet, der die Bedeutung des Leichtbaus als Schlüsseltechnologie für die Mobilitätswende und die Kreislaufwirtschaft hervorhob. Durch leichtere Materialien und nachhaltige Konstruktionsansätze könnten sowohl Ressourcen als auch Energie eingespart werden, was die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft stärkt und zum Klimaschutz beiträgt. Leichtbau sei ein Innovationstreiber, der aktiv zur Erreichung der Ziele des Mobilitätsmasterplans beitrage.

Die Leichtmetalltage waren in drei thematische Sessions gegliedert: Digitalisierung, nachhaltige Prozessentwicklung sowie innovative Leichtmetalle und deren Charakterisierung.

Digitalisierung im Kontext der Zirkularität

Die erste Session, geleitet von Prof. Norbert Enzinger (TU Graz), widmete sich den Potenzialen der Digitalisierung, um Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung in der Metallverarbeitung voranzutreiben. Werner Fragner (AMAG Austria Metall AG) betonte in seiner Keynote „Alles KI oder was?“ die Bedeutung von Datenqualität und die Herausforderungen des Datensammelns. Erfolgsbeispiele aus der Praxis zeigten, wie Künstliche Intelligenz (KI) die Produktivität steigern und die Qualitätssicherung verbessern kann. Der Vortrag von Marlene Johler (Hammerer Aluminium Industries) zeigte auf beeindruckende Weise, wie das Zusammenspiel entsprechender Maßnahmen zu optimalen Ergebnissen bei der CO2-Einsparung in der Produktion führt. Ein Beispiel stellt die Legierung SustaiAl2.0 von HAI dar, die mit einem CO2-Fußabdruck auskommt, der nur ein Neuntel des üblichen Werts beträgt. Ein weiteres Highlight der Session war der Beitrag von Daniela Kirchberger (Profactor) und Johannes Österreicher (LKR), die Einblicke in das „Zero Defect Manufacturing“-Projekt gaben. Dabei handelt es sich um einen datenbasierten Ansatz zur Vermeidung von Ausschuss und zur Optimierung der thermischen Vorbehandlung, um eine grüne Produktion der Zukunft zu ermöglichen.

Nachhaltige Prozessentwicklung

Die zweite Session unter der Leitung von Annika Haemmerle (Neuman Aluminium Industries) befasste sich intensiv mit der Dekarbonisierung von Industrieprozessen. Christian Vogl von MAGNA International Europe beleuchtete in seiner Keynote „Megatrends to Lightweighting“ die Notwendigkeit einer klugen Materialauswahl. Für die Kreislaufwirtschaft sei der richtige Werkstoff am richtigen Ort entscheidend, um Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Ein weiteres zukunftsträchtiges Thema, das so genannte GigaCasting, wurde von Florian Hengsbach (Uni Paderborn) präsentiert. Dabei geht es um großformatige Gussverfahren, die den Materialeinsatz reduzieren und hochperformante Werkzeuge erfordern. Thomas Hipke (Fraunhofer IWU) wiederum sprach über neue Anwendungsgebiete von Aluminiumschäumen, was beim Publikum beinahe nostalgische Erinnerungen weckte, da dieser Werkstoff lange Zeit im Leichtbau diskutiert wurde. Und Stephan Ucsnik (LKR) präsentierte die Umsetzung komplexer Geometrien mittels Wire-based Additive Manufacturing am Beispiel eines Wasserstofftanks. Podiumsdiskussion

Von aktuellen Herausforderungen zu zukünftigen Lösungen leitete Carina Schlögl (LKR) eine Podiumsdiskussion, die sich intensiv mit den aktuellen Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Leichtmetallindustrie auseinandersetzte. Walter Mauritsch (BMK) hob die Bedeutung einer engen Kooperation zwischen Industrie, Forschung und Verwaltung hervor, um Innovationen schneller voranzubringen. Katharina Faerber (Handtmann) betonte, dass Innovationen wie das Megacasting aktiv gestaltet werden müssen, um Wettbewerbsvorteile zu sichern. Florian Danmayr (Business Upper Austria, Automobil Cluster) unterstrich die zentrale Rolle des Leichtbaus für wirtschaftliche und ökologische Ziele, die durch innovative Ansätze und Kooperationen gefördert werden. Christian Vogl (MAGNA) wies auf die zunehmende Bedeutung von Recycling und sauberen Energiequellen hin, um die E-Mobilität kosteneffizienter und nachhaltiger zu gestalten. Trotz aller Herausforderungen blieb ein gemeinsames Bekenntnis zur Innovationskraft der Branche bestehen, das Carina Schlögl abschließend mit den Worten zusammenfasste: „Wir lieben Leichtbau!“

Innovative Leichtmetalle und deren Charakterisierung

Die dritte und letzte Session, geleitet von Hajo Dieringa (Helmholtz-Zentrum Hereon), konzentrierte sich auf die neuesten Entwicklungen in der Materialcharakterisierung und der Anwendung innovativer Leichtmetalle. Prof. Randi Holmestad von der NTNU beeindruckte mit herausragenden Aufnahmen von Aluminiumlegierungen mittels Transmissions-Elektronenmikroskopie (TEM), die neue Ansätze für Prozessoptimierungen eröffnen. René De Kloe zeigte die Fortschritte bei der elektronischen Rückstreubeugung (EBSD), um Mikrostrukturveränderungen bei der Umformung von Titanlegierungen besser zu verstehen. Besondere Aufmerksamkeit erhielt auch der Vortrag von Prof. Stefan Pogatscher (Montanuniversität Leoben), der sich mit der Nutzung von Altautoschrott für die Entwicklung neuer Aluminiumlegierungen befasste. Dies ist ein entscheidender Schritt zur Dekarbonisierung und Kreislaufführung von Materialien in der Automobilindustrie. Parallel zu den Vorträgen gab es eine umfangreiche Industrieausstellung, bei der namhafte Unternehmen die neuesten Technologien präsentierten.

Posterausstellung

Dort zeigten Wissenschaftler ihre aktuellen Forschungsergebnisse, was zu einem regen Austausch zwischen Industrie und Forschung führte. Der traditionelle Abendempfang bot eine weitere Gelegenheit zum Networking und zur Entwicklung neuer Projektideen. Fazit Christian Chimani, Geschäftsführer des LKR Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen, fasst zusammen: „Die 13. Ranshofener Leichtmetalltage boten eine ideale Plattform für den Austausch über die Zukunft der Leichtmetallindustrie, insbesondere im Hinblick auf Dekarbonisierung und Digitalisierung. Die hochkarätigen Vorträge und Diskussionen lieferten wertvolle Impulse für eine nachhaltige und innovative Weiterentwicklung der Branche. Die Leichtmetalltage 2024 haben gezeigt, dass Kooperationen und Innovationen der Schlüssel zur Bewältigung der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen sind.

www.ait.ac.at