23.01.24 – Euroguss

Giga-Casting heißt der neueste Leichtbau-Trend

Giga-Casting, Mittelstand im Formenbau, Nachhaltigkeit und der Druckgusstag brachten rund 14000 Besucher auf die Beine bzw. auf die Euroguss in Nürnberg.

.

Giga-Casting.jpg

Also größer geht es ja kaum noch... Giga-Casting ist die neue Disziplin im Leichtbau. © Euroguss

 
Freundlicher-Empfang-auf-der.jpg

Freundlicher Empfang beim italienischen Druckguss-Unternehmen Fondart. © Tilo Michal

 

Beim Rundgang über die Messe wurde überdeutlich, dass Giga-Casting das Trendthema der Branche ist. Beim Giga- oder auch Mega-Casting sind Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette Druckguss aktuell dabei, innovative Verfahren zu entwickeln bzw. zu perfektionieren, die es erlauben, immer größere Strukturteile aus Aluminiumguss herzustellen. Damit ist eine Steigerung der Effizienz und der Nachhaltigkeit verbunden. Zahlreiche Giga-Casting-Teile, vom kompletten Hinterwagen bis zur Batteriewanne für Elektroautos, erregten auf der Messe die Aufmerksamkeit der Besucher. „Giga-Casting löst gerade eine Revolution im automobilen Fahrzeugbau aus – ermöglicht durch die Expertise der Druckgussbranche. Mit der Entscheidung, es zu einem unser Schwerpunktthemen zu machen, haben wir den Nerv der Branche genau getroffen“, freut sich Christopher Boss. So berichtete Volvo Cars – aktuell ist das Unternehmen dabei, in Werken in Schweden und der Slowakei Gigacasting zur Serienreife zu bringen – auf dem Druckgusstag von „Lessons Learned“.

Statistik und Erstaunliches

In Nürnberg präsentierten 643 Aussteller aus 33 Ländern vergangene Woche ihre Produktinnovationen und nutzten die Plattform zum Netzwerken sowie als Startpunkt für ein erfolgreiches Jahr. Die Zahl der Fachbesucher konnte deutlich gesteigert werden. Gleichzeitig bildete die Euroguss traditionsgemäß den passenden Rahmen für den Druckgusstag, auf dem Referenten von Gießereien, Automobilindustrie, Hochschulen und Unternehmen neueste Entwicklungen und Ideen vorstellen. Viele der Aussteller sind inzwischen „Stammgäste“ auf der Euroguss, etwa das familiengeführte Gießerei-Unternehmen Handtmann aus Biberach, die US-amerikanische Firma Godfrey & Wing mit ihren Imprägnierlösungen oder der schweizerische Maschinenhersteller Bühler Group. „Die Messe ist ein wichtiger Networking-Event für uns – es ist uns jedes Mal eine Freude dabei zu sein“, erklärt Marco Tobler, Director Global Product Management & Marketing bei Bühler, die Gründe für die Treue. Zum zweiten Mal dabei waren die Grob-Werke aus Mindelheim. „Wir sehen die Messe als die überhaupt für uns im Bereich Aluminiumdruckguss. Wir sind froh, dass wir die Möglichkeit haben, auf einer globalen Plattform unsere Produkte und Kompetenzen vorzustellen.

 60 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland, allem voran weiterhin aus Europa. Insbesondere aus Italien, der Türkei, Spanien, Österreich und der Schweiz reisten zahlreiche Aussteller an. Sie demonstrierten im Nürnberger Messezentrum alles, was der Druckguss zu bieten hat – von kleinsten Zinkdruckgussteilen bis hin zu riesigen Gussstücken aus Aluminium, Stichwort Giga-Casting. Die größte Maschine, die bisher auf dem Ausstellungsgelände in Nürnberg zu sehen war, eine riesige Entgratpresse, war einer der Publikumsmagneten.

Mittelstand betont kämpferisch

Trotz hoher Innovationsfreude befindet sich die Druckgussindustrie in schwierigem Fahrwasser, das durch – gerade in Deutschland wettbewerbs-verzerrend hohe – Energiekosten, überbordende Bürokratie und unsichere konjunkturelle Aussichten, gekennzeichnet ist. Die Branche, stark geprägt durch kleine und mittelständische Betriebe, sieht hier Handlungsbedarf in Politik und Gesellschaft, aber auch bei sich selbst.

 Von einem mittelständischen Familienunternehmen kommt Sarna Röser, ehemalige Bundesvorsitzende von DIE JUNGEN UNTERNEHMER und bekannt als aktive Verfechterin der Positionen von Familienbetrieben. In ihrer Keynote zum Start der Messe appellierte sie an die anwesenden Unternehmer: „Wir müssen für unsere Überzeugungen kämpfen. Politisches Engagement ist nicht mehr Kür, sondern Pflicht. Nur wer sichtbar ist, kann die Agenda mitgestalten.“

 Zusammen mit Unternehmern aus der Gießereiindustrie und Tobias Gotthardt, Staatssekretär im Bayerischen Wirtschaftsministerium, diskutierte Röser unter dem Titel „Zukunft des Mittelstandes: Gießen wir die Zukunft in Deutschland?!“, darüber, wo kleine und mittlere Unternehmen hierzulande der Schuh drückt. Gotthardt nutzte die Gelegenheit, die Position der Staatsregierung zu verdeutlichen: „Aufgabe der Politik ist es, genau zuzuhören und gemeinsam Lösungen zu entwickeln“, damit sich eine „Kultur des Möglichmachens vom Ministerium bis zum Landratsamt“ durchsetzen könne.

Nachhaltigkeit bei Lieferketten

Da die Frage, wie Gießereibetriebe nachhaltig produzieren und wirtschaften können, durch erweiterte gesetzliche Regulierung – Stichwort Lieferkettengesetz (LkSG) – noch drängender geworden ist, waren Veranstaltungen zu diesem Thema integraler Bestandteil der EUROGUSS. So diskutierten Vertreter von Wissenschaft und Unternehmen unter dem Titel „Nachhaltigkeit in der Gussindustrie – Quo Vadis?“ mit Prof. Dr. Matthias Fifka von der Universität Erlangen-Nürnberg über die besten Wege zur Dekarbonisierung der Druckgussindustrie. Dabei wurde deutlich, dass es entscheidend sein wird, die Umsetzung der Vorgaben des LkSG als Teamaufgabe zwischen den beteiligten Unternehmen zu verstehen, damit Lieferanten nicht überfordert werden.

Aluminium, Magnesium, Zink

Bereits zum 23. Mal fand der Druckgusstag statt, der von Hartmut Fischer, dem Vorsitzenden des Verbands Deutscher Druckgießereien (VDD), eröffnet wurde. 26 Vorträge boten im durchwegs sehr gut gefüllten Plenum eine Plattform, neue Technologien, Prozess- und Werkstoffentwicklungen sowie neue Anwendungsbereiche vorzustellen und mit der Fachwelt zu diskutieren. Digitalisierung, Leichtbau und Nachhaltigkeit bildeten hier neben dem Giga-Casting thematische Schwerpunkte. Nach der erfolgreichen Premiere vor zwei Jahren zum zweiten Mal ausgetragen wurde der Europäische Druckgusswettbewerb, bei dem eine fachkundige Jury Gussteile in den drei Kategorien Magnesium, Zink und Aluminium prämierte. Die Sieger lauten: BMW AG, Landshut (Aluminium), HDO Druckguss- und Oberflächentechnik GmbH (Zink) und TCG Unitech GmbH aus Kirchdorf/Krems in Österreich (Magnesium).

 

Die nächste Euroguss findet vom 13. bis 15. Januar 2026 in Nürnberg statt.

www.euroguss.de