02.10.24 – Wirtschaftsverband stellt düstere Prognose
41 % der Stahl- und Metallverarbeiter werden voraussichtlich entlassen
Der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) warnt eindringlich, 41 % der Unternehmen werden Mitarbeiter entlassen müssen. Fast jedes zweite müsse sich aufgrund der Geschäftslage von Fachkräften trennen.
„So was haben wir in den letzten 20 Jahren nicht erlebt“, so Christian Vietmeyer. Der Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) unterstreicht: „Wir haben in der Corona-Pandemie ähnliche Planungen der Unternehmen gesehen – diese hat die Politik aber entschlossen und schnell durch das Instrument der Kurzarbeit verhindert. Zudem hatten wir es 2020 mit einem externen Schock zu tun, jetzt erleben wir eine völlig andere Dimension: nämlich eine strukturelle, von der Politik hausgemachte Krise. Die Sorge, Fachkräfte nicht mehr bezahlen zu können, ist größer als die Angst, sie dauerhaft zu verlieren.“
Neue Dimension der Krise zwingt Familienunternehmen zu diesem Schritt
Stellenabbau ist für Familienbetriebe der allerletzte Schritt – jetzt müssen sie ihn gehen. Die meisten, der rund 5000 Unternehmen der WSM-Branchen sind Mittelständler, oft Automobilzulieferer. Diese Familienbetriebe stehen treu zu ihren Mitarbeitern. Sie wissen um deren Wert und sie wissen auch, wie schwer es ist, erfahrene Fachkräfte zurückzugewinnen. „Stellenabbau ist für diese Unternehmen der allerletzte Schritt. Dass sie ihn jetzt gehen werden, zeigt, wie ernst die Lage ist“, unterstreicht Holger Ade, Leiter Industrie- und Energiepolitik beim WSM.
Kurzarbeit und Zeitpersonal kein Mittel mehr
Erstmals seit Jahrzehnten lässt sich eine wirtschaftliche Flaute nicht mehr über Zeitarbeitskräfte und das Instrument der Kurzarbeit regulieren. Die drastische Welle wird Menschen mit gut bezahlten Jobs treffen: „Bei den Entlassungen geht es um Industriearbeitsplätze aller Qualifikationsstufen“, so Ade.
Appell an die Politik: Diese knallharten Fakten verlangen knallharte Entscheidungen. Es zeigt sich jetzt eindeutig: Planwirtschaftlich dirigistische Politik passt nicht zum Geschäftsmodell einer sozialen Marktwirtschaft. Fehlende Industriepolitik und ideologiestarre Positionen haben das kontinuierliche Schrumpfen der Konjunktur befördert. Zögerliches Agieren hat Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft zerstört. Und das Zögern hält an: Gerade machen die mickrigen Überbleibsel des groß angekündigten Bürokratieentlastungsgesetzes in den Medien die Runde. Kurz: Ein gewaltiges Gewitter überrollt den Industriestandort Deutschland und die Politik verteilt Taschenschirme.
Entlassungen betreffen gut bezahlte Industriearbeitsplätze aller Qualifikationsstufen
Die Folgen spiegeln sich im jüngsten Geschäftsklima der Stahl- und Metallverarbeiter wider: 53 % spüren die Dramatik bereits hautnah, 47 % rechnen mit weiteren Rückgängen. 19 Prozent fahren deshalb bereits Kurzarbeit, weitere 33 % werden im nächsten Vierteljahr damit beginnen. Und bei 41 % reicht das nicht mehr aus, sie müssen Jobs streichen. „Diese knallharten Fakten verlangen knallharte Entscheidungen, die was bewegen“, appelliert Vietmeyer an die Politik. „Nicht in zwölf Monaten, nicht irgendwann, sondern jetzt!“
Über den WSM
Die Stahl und Metall verarbeitende Industrie in Deutschland, das sind: rund 5000 vorwiegend familiengeführte Betriebe, die mit rund 500 000 Beschäftigten über 80 Mrd. Euro Umsatz im Jahr erwirtschaften. Die Unternehmen beschäftigen im Durchschnitt 100 Mitarbeiter und sind mit Abstand die wichtigsten Kunden der Stahlerzeuger. Die Branche zeichnet sich durch hohe Spezialisierung und Wettbewerbsintensität aus. Die
Unternehmen fertigen für die internationalen Märkte der Automobil-, Elektro- und Bauindustrie, den Maschinenbau und den Handel. Der WSM ist Dachverband für 13 Fachverbände. Zusammen bündeln sie die Interessen einer der größten mittelständischen Branchen in Deutschland und sind Sprachrohr für deren wirtschaftspolitische Vertretung auf Länder-, Bundes- und europäischer Ebene. Sie suchen den Ausgleich mit marktmächtigen Abnehmern und Lieferanten aus Industrie und Handel. Und sie fordern bessere Rahmenbedingungen für Wachstum, Dynamik und Wettbewerb – ob bei Steuern, Abgaben, Recht, Forschung, Umwelt, Energie oder Technik.