19.02.24 – Newcomer
„Wir finden, dass wir ein cooles System haben!“
Bei Resourex handelt es sich um ein junges österreichisches Unternehmen aus Wien, das ein digitales Metallhandelstool, das einem Aktienhandel nicht unähnlich ist, entwickelt hat. BLECH+ROHRE+PROFILE sprach mit Felicia Achleitner, Head of Marketing und Günther Wutzl, CTO/Co-Founder.
BRP: Was kann man sich unter Resourex vorstellen?
Felicia Achleitner: Es ist ein Trading-Tool für Metalle und natürlich auch für Stahl, das 24/7 nutzbar ist, Prozesse individuell abbildet und das Handeln in einer neuen Form ermöglicht. Durch konstant weiterentwickelte moderne technische Lösungen ermöglicht es automatisierte Prozesse für die User, egal ob beim Ein- oder Verkauf.
BRP: Für was steht das Wort Resourex?
Günther Wutzl: Das Wort Resourex steht für Resource Exchange. Das Tool wäre in der Lage jegliche Resourcen abzubilden, wenn die Parameter angepasst werden. Wir haben uns auf die Stahl-/ Metallbranche konzentriert. Für uns ist es wichtig uns auf eine Sache zu konzentrieren und diese perfekt abzubilden, bevor wir einen Schritt weitergehen.
BRP: Digitalisierung wird ein immer präsenteres Thema, auch in der Stahl- und Metallwelt. Warum lohnt es sich, auf digitale Lösungen zu setzen?
Felicia Achleitner: Wir befinden uns im Wandel der Zeit, noch nie haben sich Dinge schneller verändert oder weiterentwickelt als jetzt, zudem gibt es einen eklatanten Fachkräftemangel. Wir als Entwickler einer digitalen Lösung sind immer wieder erstaunt, was alles möglich ist und wo wir unterstützen können. Wir haben es zum Beispiel geschafft, KI in unser Produkt zu implementieren. Infolgedessen konnten wir ein hochinteressantes Feature entwickeln.
BRP: Können Sie das genauer beschreiben?
Felicia Achleitner: Das Ganze nennt sich Resourex Insights und hebt sich von unseren bisherigen Entwicklungen ab. Es ist für die eigentlichen Marktteilnehmer als auch für Manager hochinteressant. Das Feature ist sowohl im Main-Tool implementiert oder kann als eigenständige App genutzt werden. Wie das Wort Insights verrät, können mit diesem Feature aktuelle Marktentwicklungen nachvollzogen werden und nicht nur das. Mittlerweile ist klar: Damit können auch Trends abgeleitet werden.
BRP: Ein zentraler Begriff auf der Resourex-Homepage ist der Begriff „Highly Automated“. Was hat es mit diesem Begriff auf sich? Oder anders gefragt: Was macht Resourex digitaler als andere Anbieter auf dem Markt?
Günther Wutzl: … Wir legen einen starken Fokus auf Automatisierung in unseren Prozessen und Dienstleistungen, sogenannte End-to-End-Digitalisierung. Es ist bereits möglich zu handeln, ohne einen einzigen Knopf zu drücken. Dennoch, persönliche Kontakte sind wichtig. Deshalb kann sich mit unserem flexiblen System, jeder seinen Prozess so einrichten wie er möchte, von manuell bis automatisch. Das bedeutet „Highly Automated“.
Felicia Achleitner: Wir versuchen außerdem immer einen Schritt weiterzudenken. Unser nächstes Ziel ist, dass man als Nutzer nur noch bestimmte Parameter setzen muss und das System dann eigenständig handelt. Das gilt nicht nur für den Verkauf, sondern umgekehrt auch für den Ankauf von Metallen. Als stahlverarbeitender Betrieb kann ich also meine Parameter in einem ERP-System und meine Bedarfe anmelden. Diese Bedarfe können dann wiederum direkt von anderen ERP-Systemen oder von entsprechenden Stahlhändlern beantwortet werden.
BRP: Man kann sich das also vorstellen wie den automatisierten Handel von Aktien?
Günther Wutzl: Im Prinzip schon. Das Problem war immer, dass der Handel von Stahl viel komplexer ist als der klassische Aktienhandel. Hier haben wir einen smarten Weg gefunden, dass man Stahl ähnlich wie Aktien traden kann, und in diese Richtung wollen wir uns als Unternehmen auch noch weiterentwickeln.
BRP: Resourex gibt es jetzt seit mehr als vier Jahren. Das war auch an Metallmärkten eine sehr turbulente Zeit. Können Sie uns einen Überblick über die Herausforderungen dieser Zeit und einen Ausblick auf die nächsten Jahre geben?
Felicia Achleitner: Am Anfang war es viel Überzeugungsarbeit, die ersten Early Adopter, wie es in der Start-Up-Sprache heißt, für unser Produkt zu gewinnen. Nachdem die ersten Trades erfolgt sind, hat man zunehmend an Akzeptanz gewonnen und attraktive Partner an Land ziehen können, die ihrerseits für Qualität gesorgt haben. So sind immer weiter Firmen dazugekommen, die sehr oft auch von anderen Marktteilnehmern empfohlen werden. Die Akzeptanz steigt also und wird Jahr für Jahr besser. Es gibt bei unserem System keine große Hemmschwelle, da sich jeder das System genau so einrichten kann, wie er es möchte.
BRP: Der preisliche Unterschied zwischen langfristig gehandelten Metallen und automatisiertem Handel kann teilweise groß sein. Gibt es da auch Risiken?
Günther Wutzl: Ein vollautomatisches Pricing gibt es noch nicht, von daher sind die Risiken dieselben wie beim bisherigen Handel. Der Benutzer muss die Preisakzeptanz also nach wie vor definieren. Ein automatisiertes Pricing wird in den nächsten Jahren kommen, soweit ist das System. Davon unabhängig ist es so wie an der Börse: Ich kann Limits setzen und andere Faktoren definieren. Ein bekanntes Beispiel, Preis- und Zeitlimits werden vorgegeben und dann automatisch ausgeführt.
BRP: Wo stehen Resourex und die Stahlbranche in der Zukunft? Wird es irgendwann nur noch automatisiert gehandelte Preise geben oder bleibt der Stahlhandel auch weiterhin vor allem ein Geschäft, das vom persönlichen Kontakt lebt?
Günther Wutzl: Wir möchten versuchen die unterschiedlichen Entwicklungen im Stahlhandel mit Resourex abzubilden. Zum einen also ein flexibles System bieten, zum anderen aber auch Sicherheiten ermöglichen. Was vielen nicht klar ist: Es handeln heutzutage teilweise Maschinen untereinander Milliardensummen, da ist es eine Herausforderung, die Kontrolle zu behalten. Um noch einmal zu dem Vergleich mit Aktien zurückzukommen: Eine Aktie hat vielleicht zwei Parameter, bei Stahl ist das deutlich komplexer. Da ist also im Stahlhandel noch viel Raum für digitale Entwicklungen, und es wird hier bestimmt noch einiges auf die Branche zukommen. Wir sind aber keine Träumer, welche die ganze Welt erobern wollen. Wir finden einfach, dass wir ein cooles System haben, das wir noch besser machen möchten.
Felicia Achleitner: Die Lieferantenbetreuung wird mit Sicherheit in Menschenhand bleiben, längerfristig auch die Selektion von Händlern. Es wird sich nicht alles automatisieren lassen – aber Vieles.
Das Interview führte BLECH+ROHRE+PROFILE-Chefredakteur Tilo Michal.
Schlaglicht
Die Gründer Markus Janovsky und Günther Wutzl sind in der Eisenstraße in Niederösterreich aufgewachsen, einer Region, die einst als bedeutender Eisenproduktionsstandort Europas galt. Dort kamen die beiden frühzeitig mit vielen Stahlverarbeitern in Kontakt. In zufälligen Gesprächen mit Stahlprofis entflammte das Interesse und es entstand die -Idee.
Nach intensiven Marktanalysen und zahlreichen Unternehmensbesuchen wollten die Gründer ein digitales Tradingtool für Metalle schaffen. Die Vision war es, eine Lösung zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Kunden gerecht wird und gleichzeitig Unabhängigkeit und Transparenz gewährleistet. Es begann die Entwicklung des ersten Minimum Viable Products (MVP), das auf einem starken TechStack basierte. Dabei galt der Datensicherheit höchste Priorität, weshalb die Technologie auch in einem europäischen Rechenzentrum gehostet wird. Schnell stellte sich heraus, dass die End-to-End Digitalisierung, einschließlich der Integration von Systemen wie SAP über Resourex sowie Analysefunktionen bei den Kunden Anklang fand. Das Unternehmen und das BRP-Magazin begegneten sich auf der Blechexpo.