14.10.24 – Mittelstand
WSM warnt: "Könnte sein, dass Fachkräfte nicht mehr bezahlt werden können!"
Der Mittelstandsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) sieht schwarze Wolken und geht davon aus, dass 41 Prozent der Unternehmen werden entlassen müssen. Fast jedes zweite Mitglied müsse sich aufgrund der Geschäftslage von Fachkräften trennen, so sei die Tendenz, heißt es in der jüngsten Pressemitteilung.
„So etwas haben wir in den letzten 20 Jahren nicht erlebt“, sagt Christian Vietmeyer. Der Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) unterstreicht: „Wir haben in der Corona-Pandemie ähnliche Planungen der Unternehmen gesehen – diese hat die Politik aber entschlossen und schnell durch das Instrument der Kurzarbeit verhindert. Zudem hatten wir es 2020 mit einem externen Schock zu tun, jetzt erleben wir eine völlig andere Dimension: nämlich eine strukturelle, von der Politik hausgemachte Krise. Die Sorge, Fachkräfte nicht mehr bezahlen zu können, ist größer als die Angst, sie dauerhaft zu verlieren.“
Stellenabbau allerletzter Schritt
Die meisten der rund 5000 Unternehmen der WSM-Branchen sind Mittelständler, oft Automobilzulieferer. Diese Familienbetriebe stehen treu zu ihren Mitarbeitern. Sie wissen um deren Wert und sie wissen auch, wie schwer es ist, erfahrene Fachkräfte zurückzugewinnen. „Stellenabbau ist für diese Unternehmen der allerletzte Schritt. Dass sie ihn jetzt gehen werden, zeigt, wie ernst die Lage ist“, unterstreicht Holger Ade, Leiter Industrie- und Energiepolitik beim WSM. Erstmals seit Jahrzehnten lässt sich eine wirtschaftliche Flaute nicht mehr über Zeitarbeitskräfte und das Instrument der Kurzarbeit regulieren. Die drastische Welle wird Menschen mit gut bezahlten Jobs treffen: „Bei den Entlassungen geht es um Industriearbeitsplätze aller Qualifikationsstufen“, so Ade.
WSM mit Klartext
Es zeige sich jetzt eindeutig: Planwirtschaftliche Politik passt nicht zum Geschäftsmodell einer sozialen Marktwirtschaft. Fehlende Industriepolitik und ideologiestarre Positionen hätten das kontinuierliche Schrumpfen der Konjunktur befördert. Zögerliches Agieren habe Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft zerstört. Und das Zögern hält an: Gerade machen die Überbleibsel des Bürokratieentlastungsgesetzes in den Medien die Runde.
Die Folgen spiegelten sich im jüngsten Geschäftsklima der Stahl- und Metallverarbeiter wider: 53 Prozent spüren die Dramatik bereits hautnah, 47 Prozent rechnen mit weiteren Rückgängen. 19 Prozent fahren deshalb bereits Kurzarbeit, weitere 33 Prozent der Mitglieder werden im nächsten Vierteljahr damit beginnen. Und bei 41 Prozent reicht das nicht mehr aus, sie müssen Jobs streichen. „Diese knallharten Fakten verlangen knallharte Entscheidungen, die was bewegen“, appelliert Vietmeyer an die Politik. „Nicht in zwölf Monaten, nicht irgendwann, sondern jetzt!“