07.06.21 – Datenerfassung

Umfassender Zugriff auf Maschinendaten

Daten sind die Währung der Zukunft. Mit dem „Station Connector“ haben Forscher am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung eine Software entwickelt, die die immensen Datenmengen aus Maschinenparks auslesen und in beliebigen Anwendungen zur Verfügung stellen kann.

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Der „Station Connector“: Liveansicht einzelner Datenverbindungen. © Fraunhofer IPA

 

Nicht nur das schiere Volumen von Daten, auch ihre Vielfalt steigt in Produktionsunternehmen exponentiell an. Richtig genutzt, können sie von großem Nutzen für die Planung und Optimierung von Geschäftsprozessen sein. Doch ein Maschinenpark ist in der Regel inhomogen: Er umfasst Systeme verschiedener Generationen und Hersteller mit nicht aufeinander abgestimmten Formaten und Protokollen – gerade in mittelständischen Unternehmen ist dies häufig der Fall. Aufgrund der unterschiedlichen Steuerungen und Schnittstellen ist es problematisch und aufwendig, Maschinendaten abzugreifen und auszuwerten.

Bindeglied zwischen Steuerungstechnik und IT

Hier setzt der Station Connector an, indem er eine einheitliche Schnittstelle über alle Anlagen bietet und Daten anwendungsspezifisch zwischen Industrieprotokollen, Steuerungen und beliebigen IT-Systemen vermittelt. Die Software stellt Parameter wie Stromverbrauch, Drehgeschwindigkeit, Temperatur und Winkelposition aus beliebigen Anwendungen einheitlich zur Verfügung – unabhängig davon, welche Auslesegeschwindigkeit diese erfordern.

„Maschinelles Lernen erfordert eine hohe Datenrate, Monitoring dagegen kommt mit einer geringen Rate aus. Mit Station Connector etablieren wir quasi eine unabhängige Softwareebene zwischen den Anlagen und Systemen oder Datenbanken, die diese Daten später nutzen“, informiert Marcus Defranceski, Wissenschaftler am Fraunhofer IPA in Stuttgart. Gemeinsam mit seinen Kollegen Fabian Böttinger und Fabian Schulz hat der Informatiker den Datendolmetscher entwickelt. Das große Plus: Der Station Connector bietet hohe Flexibilität , sodass Unternehmen ihre Maschinendaten nun eigenständig und unabhängig verwalten sowie nach Bedarfslage anpassen können. Denn oft wissen Firmen noch nicht, wie sie ihre Produktion modernisieren wollen und in welcher Form sie die Daten benötigen. „Mit unserer Software müssen sich Produktionsunternehmen nicht zu früh und zu schnell festlegen.“

Transparenz schaffen

Liegen die Daten dann im richtigen Format vor, kann beispielsweise die Anlageneffizienz ausgewertet, die Produktionskapazität erhöht oder ein datenbasiertes Geschäftsmodell etabliert werden. Die Einsatzmöglichkeiten definiert der Kunde. „Durch die verfügbaren Daten wird eine neue Transparenz geschaffen, die eine bessere Produktionssteuerung erlaubt und Potenziale in der Prozessoptimierung aufdeckt“, betont Defranceski.

Informatikkenntnisse sind für die Bedienung der Software nicht erforderlich, die Konfiguration ist selbsterklärend. Die Maschinen können während der Installation weiterlaufen. Bei der Auswahl der benötigten Informationen und Variablen gibt es keine Beschränkung: Der Kunde entscheidet, welche Daten er verarbeiten will. Ein automatisiertes Auslesen lässt sich einrichten, um Produktionseinbußen rechtzeitig zu erkennen und schnell auf Ausfälle reagieren zu können.

Der Station Connector läuft sowohl auf lokalen Einzel-PCs als auch auf Produktionsservern und in der Cloud. Die ausgelesenen Daten lassen sich auf den meisten mobilen Geräten und Desktoprechnern grafisch darstellen, um einen ersten visuellen Eindruck zu vermitteln.

Ausgründung gestartet

Die Software hat sich im Praxiseinsatz bewährt und ist bereits in Produktionsbetrieben im Einsatz. Seit Februar dieses Jahres können interessierte Unternehmen die Software lizenzieren. Defranceski und seine beiden Kollegen vom Fraunhofer IPA haben mit Data Coffee ein eigenes Unternehmen mit Sitz in Horb gestartet. Der Station Connector wird zunächst für produzierende Betriebe weiter optimiert, kommendes Jahr wird die Software dann auch Anlagenherstellern zur Verfügung stehen, um diesen den Weg zu neuen, eigenen digitalen Geschäftsmodellen zu erleichtern.

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