21.10.22 – Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft

Wasserstoffdorf Bitterfeld-Wolfen ausgezeichnet

Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Gas sowie DBI Gas- und Umwelttechnik erforschen gemeinsam, wie Wasserstoff sicher transportiert und angewendet werden kann. Dafür erhielten sie am 12. Oktober den Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft.

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Herzstück des Wasserstoffdorfs Bitterfeld-Wolfen ist ein 1400 m langes Verteilnetz für reinen Wasserstoff. © Hans-G. Unrau

 

Wasserstoff soll möglichst bald einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten, lässt er sich doch mit erneuerbarer Energien erzeugen sowie anschließend transportieren und speichern. Damit er in Industrie und Privathaushalten genutzt werden kann, bedarf es einer entsprechenden Infrastruktur. Wissenschaftler der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) testen seit Mai 2019 im Wasserstoffdorf im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen gemeinsam mit der Mitteldeutschen Netzgesellschaft Gas (Mitnetz Gas) und DBI Gas- und Umwelttechnik unter realen Bedingungen, wie Wasserstoff sicher, kostengünstig und umweltverträglich verteilt werden kann.

Am 12. Oktober wurde das Wasserstoffdorf mit dem Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft in der Kategorie „Anwendungsorientierte Forschung“ ausgezeichnet. Die Jury würdigt: „Mit der Testinfrastruktur im Wasserstoffdorf Bitterfeld schafft Mitnetz Gas zusammen mit ihren Partnern vielfältige wichtige und praxisbezogene Erfahrungswerte bei Transport, Verteilung und Anwendung von 100 % Wasserstoff. So werden das Wissen und die Grundlagen geschaffen, die für die Umstellung der bestehenden Gasinfrastruktur auf Wasserstoff dringend benötigt werden.“

 Robert Huhn, Professor für Gas- und Wärmenetze an der HTWK Leipzig, sagt: „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung des Wasserstoffdorfs. Gemeinsam mit unseren Partnern Mitnetz Gas und der DBI-Gruppe erforschen wir hier, wie die Energie- und Wärmewende durch den Einsatz von Wasserstoff unterstützt werden kann.“

Das Wasserstoffdorf Bitterfeld-Wolfen

Im Wasserstoffdorf Bitterfeld-Wolfen wird auf einer Versuchsfläche von 12 000 km² der Transport von Wasserstoff erprobt. Herzstück ist ein 1400 m langes Verteilnetz, an das eine Gasdruckregel- und -messanlage sowie ein Versuchscontainer mit Messtechnik angeschlossen sind. Bis 2040 wollen die europäischen Gasnetzbetreiber ein Wasserstoffnetz in Betrieb halten und dazu überwiegende Teile ihrer heutigen Infrastruktur umstellen und weiterentwickeln. Die Forschung im Wasserstoffdorf Bitterfeld-Wolfen ergab, dass prinzipiell die vorhandene Erdgasinfrastruktur nach Prüfung und gegebenenfalls Anpassung auch für Wasserstoff genutzt werden kann. Allerdings geben die bisher für Gasverteilnetze verwendeten Kunststoffmaterialien Reststoffe in den transportierten Wasserstoff ab.

Für bestimmte Anwendungen wie Brennstoffzellen wird besonders reiner Wasserstoff benötigt. Daher erforschen Ingenieure der DBI-Gruppe, welche Materialien für den Transport von besonders reinem Wasserstoff geeignet sind und wie sie sich im Langzeitbetrieb bewähren. Ein Team um HTWK-Professor Robert Huhn wertet umfassende Monitoringdaten des Wasserstoffdorfs aus und analysiert die gesamte Wasserstoffwertschöpfungskette im Rahmen einer Ökobilanzierung (Life Cycle Analysis). Mitnetz Gas wiederum entwickelt Strategien für Betrieb und Instandhaltung von Wasserstoffverteilnetzen.

www.htwk-leipzig.de