27.04.21 – Trendumfrage
Gebremster Optimismus in der Massivumformung
Die deutschen Massivumformer bewerten ihre Geschäftslage zunehmend positiv, stehen durch die aktuelle Stahlmarktentwicklung aber unter Druck. Trotz steigender Herausforderungen bleibt der Blick auf die weitere Entwicklung optimistisch, wenngleich die Zuversicht zum Jahresbeginn etwas eingetrübt ist.
So lauten die Kernergebnisse aus der aktuellen Trendbefragung des Industrieverbandes Massivumformung (IMU) für das zweite Quartal 2021. Mit einem jährlichen Umsatz von 9 Milliarden Euro ist die Branche weltweiter Technologieführer und hochrelevant für den Industriestandort Deutschland.
Erwartungen deutlich positiver
Weniger als 10 % der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht. Damit blickt die Branche deutlich positiver auf die wirtschaftliche Entwicklung als im Juli 2020, wo der Wert noch bei über 90 % lag. Mit etwa 49 % geht knapp die Hälfte der befragten Unternehmen für die nächsten drei Monate von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus.
Der Anteil derer, die eine weitere Verbesserung erwarten, sank zwar von über 46 % im Januar auf nun 34 % , die Erwartungen bleiben insgesamt jedoch deutlich positiv. Nach einem Rückgang der Produktion um 23 % im Jahr 2020 ist die Branche nun optimistisch, im laufenden Jahr einen Zuwachs um 14 % erreichen zu können.
Stahlpreise setzen die Branche unter Druck
„Angesichts der Turbulenzen in den globalen Lieferketten stehen unsere Mitglieder vor großen Herausforderungen“, beurteilt Thomas Hüttenhein, Vorstandsvorsitzender des IMU, die Situation. Viele Betriebe sind derzeit von Lieferengpässen sowohl bei bestellten und eingeplanten Jahresmengen als auch darüber hinausgehendem Bedarf an Stahl betroffen. Dies führt bereits zu Beeinträchtigungen bei der Produktion. Hinzu kommen logistische Herausforderungen bei Kunden in der Automobilindustrie, die zu temporären Stillständen führen.
„Die Auslastung in den Unternehmen ist hoch. Die hohen Stahlpreise setzen die Branche jedoch enorm unter Druck, sodass die grundsätzlich positive Stimmung doch angespannt ist“, berichtet Hüttenhein. Er ist zudem der Meinung, dass die Stahllieferanten mehr tun könnten, um die Engpässe zu entschärfen. Sie seien aber stärker daran interessiert, höhere Preise im Markt durchzusetzen als die volkswirtschaftlich wichtige Erholung der Wirtschaft zu unterstützen.
CO2-Abgabe belastet Betriebsergebnisse
Neben den steigenden Material- und Logistikkosten sieht sich die Branche seit Anfang des Jahres zudem mit einer CO2-Abgabe konfrontiert, die den betriebswirtschaftlichen Erfolg gefährdet. IMU-Geschäftsführer Tobias Hain: „Die aktuelle Situation führt dazu, dass das Geschäft immer weniger planbar ist. Daher fordern wir die Politik auf, mehr Planungssicherheit herzustellen und die in Aussicht gestellten Entlastungen von den wettbewerbsschädlichen CO2-Kosten unbürokratisch und zeitnah umzusetzen. Der Verlust von Aufträgen ins Ausland nutzt dem globalen Klima nicht und gefährdet die etablierten Wertschöpfungsstrukturen in Deutschland.“
Angelehnt an den „Green Deal” der EU-Kommission hat der Verband mit der Industrieinitiative „Nocarbforging 2050“ ein eigenes Umweltprogramm ins Leben gerufen, mit dem Ziel einer CO2-emissionsneutralen Massivumformtechnologie bis spätestens 2050.