11.05.22 – Quartalszahlen

Deutsche Aluminiumindustrie erhält Dämpfer

Die Aluminiumproduktion in Deutschland ist im ersten Quartal 2022 zum Teil deutlich gesunken. Einen besonders starken Rückgang verzeichneten die Hersteller von Rohaluminium mit einem Minus von knapp einem Fünftel (- 18 %) auf gut 235 000 t.

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Produktionsumfänge der deutschen Aluminiumindustrie im 1. Quartal 2022 (in t). © AD/Statistisches Bundesamt

 

Die drastisch gestiegenen Stromkosten bringen insbesondere die energieintensiven Primäraluminiumhütten an die Grenze der Wirtschaftlichkeit, sodass sie aktuell gezwungen sind, ihre Auslastung stark herunterzufahren. Im Halbzeugsektor fiel die Entwicklung moderater aus. Mit einem Volumen von 502 000 t blieb die Herstellung von Walzprodukten gegenüber dem Vorjahresquartal vergleichsweise stabil (- 1 %). Die Fertigung von Strangpressprodukten liegt im bisherigen Jahresverlauf bis März noch 6 % im Plus – allerdings mit nachlassender Dynamik. Nach einem starken Jahresstart sank sie im März um 1 %. Die erheblichen Schwierigkeiten in den internationalen Lieferketten, etwa in der Automobilindustrie, sind noch nicht gelöst.

Dr. Hinrich Mählmann, Präsident von Aluminium Deutschland, betont: „Aluminium ist durch seine Lösungskompetenz ein Schlüsselwerkstoff für die Verwirklichung des Green Deals. Für uns als energieintensive Industrie ist die aktuelle Strom- und Gaspreisentwicklung eine harte Belastungsprobe. Die oftmals mittelständisch geprägten Unternehmen der Aluminiumindustrie werden dadurch teils an den Rand ihrer Existenz gedrängt. Die deutsche und europäische Aluminiumindustrie leidet. Derweil floriert sie in anderen Teilen der Welt mit deutlich schlechteren Umwelt- und Klimastandards. Das ist carbon leakage par excellence.“

Aus einer von Aluminium Deutschland durchgeführten Mitgliederbefragung geht hervor, dass neun von zehn Unternehmen der deutschen Aluminiumindustrie nicht auf einen anderen Energieträger ausweichen können, sollte kurzfristig kein Gas mehr zur Verfügung stehen. Bereits ab einer Verringerung der Gaszufuhr von bis zu 30 % würde bei der Hälfte der Unternehmen die Produktion stillstehen, bei einem weiteren Viertel wäre dies bei einer Kürzung von 30 bis 40 % der Fall.

Mählmann: „Wir benötigen eine zuverlässige und möglichst ökologische Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen. Sonst besteht die Gefahr, dass wir uns in noch stärkere Abhängigkeiten von teils unberechenbaren Handelspartnern begeben. Noch ist Gas für die Aluminiumindustrie und ihre Produktionsprozesse unverzichtbar. Sollte es zu einem Gaslieferstopp aus Russland kommen, hätte das dramatische Auswirkungen auf die Betriebe der deutschen Aluminiumindustrie und sehr bald auf die Vielzahl unserer Kundenindustrien.“

aluminiumdeutschland.de