10.09.19

So könnte das Bordnetz der Zukunft aussehen

Wie werden sich Elektrifizierung, autonomes Fahren und Trends wie Shared Mobility auf die Bordnetze der Autos auswirken? DIIT, Spezialist für integrierte Softwaresysteme in der Kabelsatzproduktion, beleuchtet drei mögliche Szenarien.

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Über die Bordnetze wird künftig die komplette Energie und Kommunikation für neue Funktionen laufen. © DIIT / shutterstock

 

Der große Wandel in der Automobilindustrie geht auch an den Bordnetzherstellern nicht spurlos vorbei. Ganz im Gegenteil: Im elektrifizierten, selbstfahrenden und vernetzten Auto kommt ihren Produkten eine Schlüsselrolle zu. Über sie wird künftig die komplette Energie und Kommunikation für die neuen Funktionen laufen. Damit wird sich aber auch das Gesicht der Bordnetze ändern. Sie werden anders aussehen und anders aufgebaut sein als heute.

1. Die Bordnetze werden größer

Die Elektrifizierung der Autos führt logischerweise zunächst einmal dazu, dass immer mehr Kabel benötigt werden. Je mehr elektrische Bauteile und Funktionen, desto mehr Sensoren und Schalter und damit auch Leitungen sind gefragt. Zusätzlich verlangt das autonome Fahren aus Sicherheitsgründen nach Redundanzen. Kritische Funktionen müssen ähnlich wie bei einem Flugzeug mehrfach abgesichert werden. Nur dann ist gewährleistet, dass beim Ausfall eines Schalters oder Kontakts ein anderer einspringen und die Funktion aufrechterhalten kann. Die Bordnetze würden dadurch allerdings immer schwerer und chaotischer. Das würde sich nachteilig auf die Energieeffizienz der Autos auswirken und die Suche und Behebung von Fehlerursachen erschweren.

2. Die Bordnetze erhalten ein neues Design

Aus diesen Gründen könnte es sein, dass die Bordnetze eine komplett andere Architektur erhalten. Während sie heute noch alle Komponenten direkt miteinander verdrahten, ist für die Zukunft etwa eine so genannte Backbone-Topologie vorstellbar. Dabei würde dann der komplette Energie- und Kommunikationsfluss über eine zentrale Schicht aus Leitungen laufen, die beispielsweise im Boden des Fahrzeugs verbaut ist. Diese Schicht kann dann mit einzelnen kleineren Kabelsätzen an die einzelnen Komponenten angeschlossen werden. Da sich die Komponenten auf diesem Weg ein gemeinsames Backbone teilen, könnten zahlreiche Verbindungen eingespart werden. Das Bordnetz wäre leichter und deutlich durchschaubarer.

3. Kundenspezifische Kabelbäume werden überflüssig

Da die Endkunden, zumindest in Europa, ihre Autos in aller Regel individuell konfigurieren, handelt es sich bei Bordnetzen meist um kundenspezifische Kabelbäume (KSK). Praktisch jedes Bordnetz wird heute in Losgröße 1 gefertigt. Setzt sich der Trend der Shared Mobility irgendwann auf breiter Front durch, könnte sich das grundlegend ändern. Dann stellen große Mobilitätsdienstleister vielleicht tausende identische Fahrzeuge bereit, die sämtliche denkbare Funktionen als Grundausstattung mitbringen. Die einzelnen Fahrer haben dann die Möglichkeit, nach dem „Pay per Use“-Modell die von ihnen gewünschten Features gezielt freizuschalten; sei es der Allradantrieb für das Skiwochenende, ein bestimmtes Infotainment-System für den Mitfahrer oder eine verlängerte Akkulaufzeit für den Stau.

„Egal, wohin die Reise am Ende wirklich geht, eines steht fest: Die Bordnetze wandeln sich von einem rein preisgetriebenen Commodity-Produkt zu einem sicherheitskritischen und qualitätsgetriebenen strategischen Einkaufteil. Dadurch werden auf die Hersteller ganz andere Anforderungen in Sachen Qualität, Dokumentation und Rückverfolgbarkeit seitens der OEM zukommen“, sagt Bernd Jost, Geschäftsführer von DIIT. „Diese Anforderungen werden sich nur durch eine weitere Digitalisierung erfüllen lassen. Die Bordnetzhersteller benötigen Softwarelösungen, die sie beim fließenden Übergang auf andere Herstellungsverfahren und Designs flexibel unterstützen und ihnen unabhängig davon, wo sie sich gerade in ihrem Transformationsprozess befinden, eine schnelle Reaktion auf geänderte Anforderungen ermöglichen.“

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