20.12.22 – Neue Herausforderungen an die Walzdrahtentzunderung

Salzsäure als Mangelware

In Zeiten teurer Energien und schlecht funktionierenden Lieferketten wird es immer wichtiger, auf die erforderlichen Ressourcen dauerhaft und sicher zurückgreifen zu können. Gelingt dies nicht, wird die Aufrechterhaltung von Produktionsprozessen immer mehr zu einem Glückspiel.

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Kaltstauchdrahtfertigung von 8 mm bis 26 mm. © Staku-Anlagenbau

 
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Spannstahldraht-Fertigung, Vormaterial für nachfolgenden Ziehprozess. © Staku-Anlagenbau

 

Dies betrifft nicht allein die Themen „Strom und Gas“ sondern auch vermehrt die Verfügbarkeit von Salzsäure – HCL- die für das Entzundern von Walzdrähten unerlässlich ist.

Wie wird Salzsäure eigentlich hergestellt?
In der Industrie wird technische Salzsäure zum größten Teil als Nebenprodukt gewonnen, zum Beispiel bei der Chlorierung organischer Verbindungen.

PVC- und PU- Produzenten sind für etwa 98 % des gesamten Salzsäure- Ausstoß verantwortlich, da die Salzsäure bei beiden Prozessen als Nebenprodukt anfällt.

Als typisches Koppelprodukt der chemischen Industrie unterliegt ihr Anfall starken Schwankungen, was in weiterer Folge die Verfügbarkeit und den Marktpreis bestimmen.

Reduziert sich also bedingt zum Beispiel durch Covid oder den Ukraine-Krieg die Nachfrage nach Kunststoffen, so geht auch automatisch die Verfügbarkeit der Salzsäure zurück. Das knappe Gut wird dann gemäß der Kritis-Verordnung (kritische Infrastrukturen) nach folgendem Schlüssel verteilt:
1. Energieerzeugung/Kraftwerke
2. Trinkwasser-/Abwasserwirtschaft
3. Foodbereich
4. Industrie

Wie man unschwer erkennt, steht die Industrie ganz unten in der Kette und es besteht momentan eine Verknappung bei der Säure.

Da gerade große Drahtwerke mit ihrem breiten Portfolio auf die Verwendung der Säure angewiesen sind, kann es dadurch sehr schnell zu Einschränkungen in der Produktion kommen. Deshalb ist es gut, dieses Risiko in Zukunft auf unterschiedliche Entzunderungsverfahren zu verteilen.

Staku-Durchlaufanlagen im Blickpunkt
Als Lieferant kompletter Inline-Fertigungsanlagen empfiehlt Staku deshalb, sowohl die Coil- als auch die Inline-Fertigung in modernen Drahtwerken zu berücksichtigen. Da, wo immer es möglich ist, die Oberflächenbehandlung im Durchlauf zu realisieren, sollte man dies tun und dabei unter anderem auf mechanische Entzunderungsverfahren wie Strahlen, Schleifen, Bürsten zu setzen. Dies führt zu einer signifikanten Entlastung der Beize und reduziert den Bedarf an Salzsäure.

Auf diese Weise vermeidet man nicht nur Engpässe bei der Drahtentzunderung, man verringert auch drastisch den Anfall großer Spülwasser- und Abluftmengen da diese bei einer Durchlaufanlage nur bei etwa 1/10 liegen. Darüber hinaus klagen die Versorger auch über einen drastischen Preisanstieg (ca. Faktor 5) auf dem Beschaffungsmarkt der selbstverständlich, an den Endverbraucher weitergegeben wird.

Für die Inline-Fertigung eignen sich insbesondere solche Produkte, die in großen Mengen bei gleichen Abmessungen und Prozessschritten hergestellt werden. Beispiele hierfür sind:
– Spannstahldrähte
– Kaltstauchdrähte
– Schweißdrähte

Da bei diesen Produkten direkt von Walzdraht ausgegangen wird, lässt sich hierfür sehr gut eine mechanische Durchlaufentzunderung in die Prozesskette integrieren. Ergänzt man dann im Anschluss noch eine Inline-Phosphatierung mit Kalibrierzug, so erhält man sofort den fertig kalibrierten Kaltstauchdraht.

Ähnliches lässt sich auch für den Spannstahldraht umsetzen. Ausgehend von einem Walzdrahtdurchmesser 11,0 mm kann dieser in einem einzigen Durchlauf entzundert, phosphatiert und beseift werden. Durch das anschließende Aufwickeln auf Großspule oder Kronenstock sind heute Produktionsleistungen von etwa 35 000 t pro Jahr möglich. Die Liniengeschwindigkeit liegt hierbei, unabhängig vom Drahtdurchmesser, bei 2 m/s bis 3 m/s.

Staku-Anlagenbau GmbH
Bahnhofstraße 33-35, 35423 Lich
Ansprechpartnerin ist Elisabeth Proksch
Tel.: +49 6404 2031
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