01.03.20

Dünnste Drähte präzise richten

Die neue „Precision Cut UD0“ von Jouhsen-Bündgens richtet Rundmaterial rotierend und schneidet auch dünnste Bauteile mit empfindlichen Oberflächen präzise und effizient. Geeignet sowohl für kurze als auch lange Abschnitte ist diese Maschine universell einsetzbar. Auf der „wire“ können sich Besucher von den Vorteilen der UD0 überzeugen.

UD0-Update.jpg

Update für ein bewährtes Maschinenkonzept: die neue „UD0“ eignet sich für das Richten und Abschneiden sehr dünner Drähte – auch mit empfindlichen Oberflächen. © Jouhsen-Bündgens

 
Andreas-Kruse-2020.jpg

„Solche Drähte, insbesondere haarfeine mit einem Durchmesser von nur 60 µm, tatsächlich gerade zu bekommen und gerade zu halten, ist eine Herausforderung“, so Andreas Kruse, Technischer Leiter von Jouhsen-Bündgens. © Jouhsen-Bündgens

 
Alle Bilder anzeigen

Jouhsen-Bündgens kennt sich aus: Die Experten für Drahtverarbeitung aus Stolberg bei Aachen fokussieren sich mit ihrem ingenieurwissenschaftlichen Know-how bereits seit mehr als 150 Jahren auf Drahtricht- und Abschneidemaschinen. Für Anwender weltweit werden maßgeschneiderte Lösungen entwickelt. Der kontinuierliche Dialog erlaubt Jouhsen-Bündgens, schnell auf Trends zu reagieren. In den letzten drei Jahren fragten immer mehr Kunden nach Maschinen für das Richten extrem dünner Drähte. „Darauf haben wir reagiert und ein Maschinenkonzept aktualisiert, das wir bis in die 1980er Jahre im Portfolio hatten,“ erläutert Andreas Kruse, Technischer Leiter bei der Jouhsen-Bündgens Maschinenbau GmbH. Die nächstgrößere Maschine der UD-Baureihe, die „UD2“, kommt an ihre Grenzen, wenn die Drähte zu dünn werden. Größere Maschinenabmessungen bringen mit sich, dass der gerichtete Draht längere freie Strecken überbrücken muss. Sehr dünne Drähte können dann beim Schieben auslenken und sich verformen. Mit der UD0 ist es gelungen, eine universelle Drahtricht- und Abschneidemaschine für Drähte mit einem Durchmesser bis maximal 1,5 mm zu entwickeln.

Homogen = dauerhaft gerade

Dünne Drähte haben per Definition Durchmesser > 0,3 mm. Sie können kreisrund sein, aber es kann sich genauso gut um Vierkant- oder Sechskantdrähte handeln. „Solche Drähte, insbesondere haarfeine mit einem Durchmesser von nur 60 µm, tatsächlich gerade zu bekommen und gerade zu halten, ist eine Herausforderung“, so Andreas Kruse. Wichtig ist, dass beim gerichteten Drahtabschnitt die Eigenspannungsverteilung in Summe homogen ist. Das ist die Voraussetzung dafür, dass sich der Draht bei der Weiterverarbeitung immer gleich verhält. Längst nicht jedes Richtverfahren kann das leisten, rotierendes Richten schon. Andreas Kruse erklärt: „Es geht beim rotierenden Richten darum, homogene Materialeigenschaften zu erzielen.“ Rollenrichten, mit dem man empfindliche Oberflächen weniger strapazieren würde, führt beispielsweise oft nicht zum Ziel.

Dünne Drähte rotierend richten

Beim Rollenrichten wird ein zu richtender Draht – oder auch ein Rohr – von der Spule durch eine versetzt angeordnete ungerade Anzahl von Richtrollen transportiert. Dabei wird der Draht ausgelenkt und kommt, wenn die Auslenkung entsprechend gestaltet ist, relativ gerade aus dem Richtapparat.

Beim rotierenden Richten kommt eine weitere Dimension hinzu: Die Richtwerkzeuge rotieren um den Draht. Dieser wird kontinuierlich durch den Richtapparat gezogen und so über den gesamten Umfang verformt. Das sorgt im Ergebnis für die homogenen Materialeigenschaften, die letztlich die Geradheit und eine gleichmäßige Qualität der Endprodukte gewährleisten. Insbesondere angesichts der zunehmenden Automatisierung, zum Beispiel bei der Herstellung von chirurgischen Nadeln, sind präzise und gleichmäßige Draht- oder Rohrabschnitte die Grundvoraussetzung für einen präzisen und effizienten Prozess.

Einfaches Handling

Ist die UD0 nun eine kleine UD2 oder die Neuauflage der alten UD0? Grundprinzip und Richtapparat sind tatsächlich bei beiden Maschinen sehr ähnlich. Hauptvorteil der UD0 ist die einfache Zugänglichkeit beim Einfädeln, die ein veränderter Betätigungsmechanismus der Werkzeuge ermöglicht. „Wir haben das bewährte Maschinenkonzept in die heutige Zeit transformiert. Dabei haben wir natürlich auch Anregungen unserer Kunden berücksichtigt“, so Kruse. Wie das Vorgängermodell und die UD2 ist die neue UD0 gleichermaßen geeignet für die Herstellung von Abschnitten ab 3 mm Länge oder von bis zu 3 m langen Stangen. Erreicht wird dies durch eine mechanische Verstellmöglichkeit über zwei Schlitten, die über einen Kurbeltrieb angetrieben werden. Pro Maschinenumdrehung können 0 mm bis maximal 70 mm Draht eingezogen werden. Mehrfaches Drehen ermöglicht das exakte Abschneiden auch längerer Stangen. Ein schlupffreier Klemmbackenvorschub schont die Oberfläche empfindlicher Materialien. Er ist so ausgelegt, dass der Draht kontinuierlich durch den Richtapparat gezogen wird, so dass fliegend geschnitten werden kann. Für ein möglichst gratfreies und rechtwinkliges Ablängen bevorzugt Jouhsen-Bündgens einen Buchse-Buchse-Schnitt. Anders als das Vorgängermodell ist die neue UD0 mit einem geschlossenen Maschinengehäuse ausgestattet. Mit kaum mehr als 80 dB Schallemission ist sie vergleichsweise leise und entspricht den neuesten CE-Richtlinien.

Universell und individuell

Stahl, Edelstahl, spezielle Legierungen, Gold, Silber, Platin – die UD0 eignet sich für das Richten und Abschneiden von dünnen Drähten und Rohren aus allen Materialien, die sich richten lassen. Für einen optimierten Prozess müssen die Richtwerkzeuge auf das individuelle Anforderungsprofil abgestimmt werden. Wichtige Faktoren sind hierbei die Bandbreite der Produkte, die Materialien und die geforderte Oberflächengüte. „In der Regel wollen unsere Kunden erst einmal sehen, wie ihr Produkt aus der Maschine kommt“, weiß Andreas Kruse. Jouhsen-Bündgens rüstet daher vorab im eigenen Werk eine Maschine mit den passenden Werkzeugen aus. Auf der Grundlage von Erfahrung und Engineering-Kompetenz finden die Drahtverarbeitungsspezialisten schnell und sicher die ideale Kombination von Werkzeugtyp und Werkzeugmaterial. Die Richtwerkzeuge können aus Kunststoffen (zum Beispiel Teflon oder PEEK-Varianten), Holz, Hartmetall oder auch Keramik hergestellt werden, also aus Materialien mit sehr unterschiedlicher Verschleißneigung. Kruse: „Die Einschätzung, was eine gute und was eine schlechte Standzeit ist, ist bei jedem Kunden anders.“ Der Schlüssel zum optimalen Ergebnis liegt im Kompromiss aus größtmöglicher Standzeit und ausreichender Oberflächengüte. Grundsätzlich kann jedes Richtwerkzeug nachjustiert werden. „Ist die Verschleißgrenze erreicht, muss das Werkzeug jedoch ausgetauscht werden. Dank unseres flexiblen Baukastensystems ist das kundenseitig innerhalb weniger Minuten zu leisten.“ Sollten dennoch einmal Probleme auftreten, ist Jouhsen-Bündgens immer ansprechbar. „Wir verkaufen Lösungen und keine Maschinen. Von der ersten Anfrage mit einem Musterteil bis zur fertigen Maschine und darüber hinaus bei Service und Beratung: Wir bieten das Gesamtpaket“, fasst der Technische Leiter von Jouhsen-Bündgens zusammen.

Perspektiven beim rotierenden Richten 2020

Drähte und Rohre werden immer dünner, die Ansprüche an die Geradheit und an die Oberflächen immer extremer. „Zusätzlich muss das Ganze prozesstechnisch absolut sicher sein“, gibt Kruse zu bedenken. Jouhsen-Bündgens stellt sich der Herausforderung. Auch die UD0 bietet das Stolberger Unternehmen optional mit Düsenrichtapparat an. Dabei wird die Reibung zwischen Draht und Richtkörper erheblich vermindert. Das erlaubt eine noch schonendere Verarbeitung von Drähten mit sehr empfindlichen Oberflächen.

Auf der „wire“ zeigt Jouhsen-Bündgens eine UD0 mit Rollenablage. Das ist dann bereits die vierte UD0 mit aktualisiertem Maschinenkonzept. Die ersten Maschinen bewähren sich bereits bei Kunden in der Praxis.

wire 2020, Halle 11 Stand G 51

Jouhsen-Bündgens Maschinenbau GmbH
Industriestraße 11-13, 52224 Stolberg
Tel.: +49 2402 102067-0
jouhsen@jouhsen.de
www.jouhsen.de