31.01.19
Neues Härteverfahren soll 99 % Treibhausgase sparen
Ein neues Verfahren zum Härten von Stahloberflächen könnte Energie und Material einsparen. Statt thermisch sollen die Halbzeuge vielmehr mechanisch bearbeitet werden. Hat das Projekt Erfolg, könnten künftig 99 % Treibhausgase gegenüber dem bisherigen Produktionsablauf eingespart werden.
Rottweil/D (DBU) – Stahl ist dank anhaltenden Baubooms und gut laufender Wirtschaft gefragt. Doch die Herstellung sei nach wie vor energie- und rohstoffintensiv, sagt Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), zum Start des neuen Projekts der Rottweiler Econsteel GmbH. Deren neues Verfahren könne einen Fortschritt für den Umweltschutz bedeuten. Nachdem das Unternehmen in einem vorangegangenen DBU-Projekt eine neue Sorte von Stahl entwickelt hatte, soll nun ein mechanisches Bearbeitungsverfahren zum Härten der Oberfläche erarbeitet werden. Läuft dies erfolgreich, könnte die Kombination aus neuem Werkstoff und mechanischem Härten zukünftig 99 % der Treibhausgase gegenüber dem bisherigen Produktionsablauf einsparen. Zudem entsteht praktisch kein Abfall in Form von Spänen mehr. Die DBU fördert das Projekt fachlich und finanziell mit 125 000 Euro.
„In dem Vorläufer-Projekt hatten wir eine neue Werkstoffklasse von Stahl entwickelt und erprobt, deren Produktion weniger Energie und Rohstoffe benötigt. In dem Folgeprojekt wollen wir nun mithilfe eines speziellen mechanischen Bearbeitungsverfahrens für diesen Werkstoff noch mehr einsparen“, sagt Econsteel-Geschäftsführer Ralf Schaaf. Sein Haus hat entdeckt, dass sich die Oberfläche der im Vorläufer-Projekt entwickelten Stahlsorte im Unterschied zu herkömmlichen Stählen durch einen rein mechanischen Vorgang – das so genannte Rollieren – so gut verfestigen lässt, dass konventionelle Härteverfahren ersetzt werden können. Bisher müssen Stähle unter hohem Energieaufwand bei hohen Temperaturen bearbeitet werden, um die nötige Festigkeit zu erzielen. Weil sie sich dabei verziehen, müssen die Werkstücke meist aufwändig per Richten und Schleifen nachbearbeitet werden. Die dabei entstehenden Späne würden beim neuen Verfahren vollständig entfallen. Kann das Verfahren umgesetzt werden, könnte es in Kombination mit dem neuen Werkstoff aufgrund der breiten Anwendbarkeit in der Industrie rund 53 000 t Kohlenstoffdioxid pro Jahr allein in Deutschland einsparen. Das entspricht in etwa dem Ausstoß einer Kleinstadt mit 4500 Einwohnern.