08.06.20 – Transferanlage

Intelligente Hydraulikversorgung

Der Sondermaschinenbauer Mössner geht mit der „Cytrobox“ von Bosch Rexroth neue Wege bei der Hydraulikversorgung. Im Auftaktprojekt speist das Aggregat eine Anlage zur Rohbearbeitung von Motorblöcken. Für Auftraggeber BMW halbiert sich der nötige Platz zur Hydraulikversorgung bei gleicher Leistung.

Bosch-Rexroth-1.jpg

Für das hydraulische Spannen, Ausrichten und Ausdrücken der Zentralspeiser setzt Mössner eine integrierte Hydraulikversorgung ein. © Bosch Rexroth

 
Bosch-Rexroth-2.jpg

Das Aggregat bietet gleiche Leistung auf halber Fläche. © Bosch Rexroth

 
Alle Bilder anzeigen

Im Automobilbau ist Zeit ein knappes Gut. Das gilt auch für die Rohteilbearbeitung von Motorblöcken, die im BMW-Werk Landshut im 25-s-Takt die Gießerei verlassen und zu einer neuen Transferanlage von Mössner transportiert werden. Die Anlage drückt mit ihren hochautomatisierten Prozessen ordentlich aufs Tempo: Bauteil erkennen, DMC-Code aufbringen, entkernen, sägen. Dann teilt sich die Linie in zwei Stränge auf. Erst werden Brennraum- und Ölwannenseiten plan gesägt, um das Bauteil für das Ausdrücken der Zentralspeiser ausrichten und spannen zu können. Dann durchlaufen die nun rohbearbeiteten Motorblöcke nochmals den 3-in-1-Entkerner, ehe sie geprüft und automatisch palettiert werden.

Die aus einer Hand gelieferte Transferanlage bietet neben Geschwindigkeit und Präzision eine weitere Besonderheit: Für das hydraulische Spannen, Ausrichten und Ausdrücken der Zentralspeiser setzt der Sondermaschinenbauer aus Eschach erstmalig eine integrierte Hydraulikversorgung ein. Optisch erinnern die beiden Einheiten eher an einen Serverschrank als an ein Hydraulikaggregat. Kein Zufall, wie Konstruktionsleiter Marco Schulz erklärt: „Wir wollten bewusst weg von der klassischen Versorgung mit Einhausung und entschieden uns für ein integriertes Konzept unseres Hydraulikpartners Bosch Rexroth. Durch die „Cytrobox“ wird unsere Gießereitechnik nicht nur kompakter, leiser und energieeffizienter, sondern auch IoT-fähig. All diese Zukunftsanforderungen waren auf einen Schlag erfüllt.“

Gleiche Leistung auf halber Fläche

Seine Entscheidung traf der Maschinenbauer auch aufgrund der positiven Erfahrungen mit dem kleinen Bruder der Cytrobox, dem „Cytropac“. Das Kleinaggregat bildet bei Mössner inzwischen den Standard bei der Versorgung von Nebenfunktionen bis 4 kW. „Das Cytro-Prinzip auch auf den mittleren Leistungsbereich bis 30 kW anzuwenden, war für uns ein logischer Schritt“, berichtet Schulz.

Zu den Vorteilen gegenüber traditionellen Hydraulikaggregaten zähle zunächst der geringere Footprint. Für beide Einheiten, die jeweils hydraulische Funktionen zum Spannen und Bewegen der Gussteile sowie zum Ausdrücken der Zentralspeiser versorgen, benötigt Mössner nur noch halb so viel Fläche wie früher. Dass die Cytrobox bei mindestens gleichwertiger Leistung auf einem halben Quadratmeter Platz findet, ist auf das von Rexroth entwickelte integrierte Design zurückzuführen. Mittels Simulationstechnik gelang es dem Experten für Industriehydraulik, die Größe des Öltanks ohne Standzeitverlust um 75 Prozent zu reduzieren. Weitere Raumersparnisse bringen der strömungsoptimierte Steuerblock und der kompakte Synchronservomotor im drehzahlvariablen Antrieb der Cytrobox.

Außer dem Footprint zeichnet sich die Lösung durch einen geräuschoptimierten Betrieb aus. Mit maximal 75 dB(A) für die Gesamtanlage kann Mössner die seitens BMW geforderten Grenzwerte ohne Einhausung unterbieten. Die Geräuschemissionen bewegen sich damit im Bereich zwischen einem Großraumbüro und einem lauten Gespräch. Benötigt die Anlage kein Öl, schaltet das Aggregat die Förderung ab und geht in den Stand-by-Modus.

Energieeffizientes Kraftpaket

Warum die bedarfsgerechte Versorgung für Mössner auch energieeffizienter arbeitet, erläutert Rexroth-Projektleiter Michael Hüneke: „In dieser Anwendung steht das Aggregat etwa 15 % der Zeit still und verbraucht keine Energie. Unter Last beträgt die Stromaufnahme bei gleicher Leistung nur 80 % des bisherigen Wertes. So ergibt sich insgesamt eine Ersparnis von fast einem Drittel.“ Ihren Effizienzvorsprung erzielt die Cytrobox mit einer intelligenten Kombination aus Drehzahlvariabilität, Synchronmotor und Axialkolbenpumpe. „Vordefinierte Regler passen den Energiebedarf an die jeweilige Situation an“, betont Hüneke. „Bei Teil- oder Nulllast wird die Drehzahl abgesenkt, bei Volllast hochdynamisch gesteigert.“

IoT-ready mit Pay-per-use-Services

Eine Kundenanforderung war außerdem die IoT-Fähigkeit des Aggregats. Integrierte Sensorik, Condition-Monitoring-Kapazitäten und die Möglichkeit, kurzfristig IoT-Services wie Predictive Maintenance zu aktivieren, machen die Cytrobox in den Augen von Schulz zur zukunftsfähigen Lösung. „Über den integrierten IoT-Dienst ‚Cytroconnect‘ wollen wir unseren Kunden schon bald neue, ergänzende i4.0-Services bis hin zur vorausschauenden Wartung anbieten“, verrät Schulz. „Das Pay-per-use-Angebot von Bosch Rexroth dient uns hierfür als flexible Basis."

 Mit Einführung der Plug-and-play-fähigen Cytro-Lösungen verabschiedet sich Mössner von der Zeit des aufwendigen Aggregatebaus. Die Standardisierung kann Prozesse vereinfachen – angefangen beim Engineering mit einfacher Bestellung und schnell verfügbaren Schaltplänen über die kurze Lieferzeit und rasche Inbetriebnahme per Plug-and-play bis hin zu bedarfsgerechten IoT-Diensten. „Bislang bildete die Hydraulikversorgung immer das letzte Glied der Kette“, resümiert Markus Fuchs, Einkaufsleiter bei Mössner. „Heute hat sich die Situation geändert: Die Hydraulikversorgung beschleunigt unsere Time-to-Market, macht unsere Anlagen zukunftssicherer und steigert den Nutzen für unsere Kunden.“

Bosch Rexroth AG
Maria-Theresien-Straße 23
97816 Lohr am Main
Tel. +49 9352 180
info@boschrexroth.de
www.boschrexroth.com

BMW Group Werk Landshut
Ohmstraße 2
84030 Landshut
Tel.: +49 89 3820
werke@bmwgroup.com
www.bmwgroup-werke.com