20.11.23 – Nicht nur sauber, sondern auch vollständig trocken

High Performance-Fahrradspeichen mit Lösemittel reinigen

Ob Rennrad, Mountain- oder Hybrid-Bike, hochwertige Fahrräder boomen. Das machte bei einem Schweizer Hersteller von High Performance-Fahrradkomponenten den Ausbau der Reinigungskapazität für Speichen erforderlich.

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Die Speichen sind die mit am stärksten belasteten Teile des Fahrrad-Laufrades. Sie werden vom Rennrad über das Mountain- bis zum Hybrid-Bike an die unterschiedlichen Anforderungen der Radsport-Disziplinen angepasst. © DT Swiss

 
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Die neue Lösemittelanlage fügt sich in roter Lackierung perfekt in das CI von Swiss DT ein. Sie wird unter Vollvakuum betrieben und beinhaltet drei Flutbehälter mit Medium für die Zwischen- und Endreinigung sowie Korrosionsschutz. © DT Swiss

 
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Entschieden hat sich das Unternehmen für eine Lösemittelanlage von Karl Roll. Neben guten Erfahrungen mit diesem Anlagenbauer war die angepasste Trocknungsleistung für hohen Durchsatz ausschlaggebend.

Speichen sind die mit am stärksten belasteten Teile des Fahrrad-Laufrades. Ambitionierte Radsportler setzen bei diesen Komponenten daher auf eine perfekte Kombination aus hoher Stabilität und Leichtigkeit. Genau das ist es, worauf sich die DT Swiss AG spezialisiert hat. Das im schweizerischen Biel ansässige Unternehmen mit weiteren fünf Produktions- und Vertriebsstandorten in Europa, den USA und Asien fertigt High Performance-Komponenten wie Systemlaufräder, Laufrad- und Suspension-Teile für sportliche Fahrräder. Mit Trickstuff gehört außerdem ein Hersteller hochwertiger Fahrrad-Bremssysteme zur Unternehmensgruppe.

Patentiertes Verfahren für die Speichenfertigung
Die Produktion von Speichen ist seit der Unternehmensgründung 1994 eine Domäne am Firmensitz in Biel. „Die Speichen werden vom Rennrad über das Mountain- bis zum Hybrid-Bike an die unterschiedlichen Anforderungen der Radsport-Disziplinen angepasst. Hinzu kommen die kundenspezifischen Ansprüche und Wünsche der von uns belieferten OEMs, sodass das Produktportfolio bei über 100 verschiedenen Speichenmodellen liegt“, berichtet Isabel Maass, Leiterin der Organisationsentwicklung bei DT Swiss. Für eine hohe Belastbarkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht werden die Speichen aus 18/10 Edelstahl höchster Qualität in einem selbst entwickelten und patentierten Kaltschmiedeverfahren gefertigt. Im ersten Bearbeitungsschritt wird der auf Spulen gewickelte Draht maschinell gerade gerichtet, konifiziert und dann auf die passende Länge gebracht. Beim DT Swiss spezifischen Verfahren rotieren oszillierende Hämmer um den Draht, dessen Durchmesser sich dadurch reduziert und der Stahl gleichzeitig verfestigt wird. „Bei diesem Prozess muss mit Öl geschmiert und gekühlt werden, um einen Wärmeeintrag in das Material zu vermeiden. Das Öl muss vor der weiteren Bearbeitung in einer Zwischenreinigung entfernt werden“, erklärt Oliver Wingeier, Prozessingenieur in der Speichenproduktion. Nachdem Kopf und Gewinde der Speiche geformt sind, erhalten sie in einem Flachschmiede-Prozess mit einem Gewicht von bis zu 250 t eine aerodynamische Form. Auch dabei kommt Öl als Schmier- und Kühlmittel zum Einsatz, das für das nachfolgende Schwärzen, die Qualitätskontrolle, Montage oder das Verpacken abzureinigen ist.

Reinigungskapazität an der Grenze
Die für die Zwischen- und Endreinigung mit Perchlorethylen betriebene Anlage wurde 2016 ersetzt. Nach Reinigungsversuchen bei mehreren Herstellern fiel die Entscheidung auf eine Lösemittelanlage von Karl Roll, die mit nicht halogeniertem Kohlenwasserstoff arbeitet. „Wir haben zwar einen hohen Öleintrag, aber die Reinigung der Teile ist bei uns nicht die Herausforderung, sondern deren Trocknung. Roll war der einzige Anbieter, der dies in der von uns vorgegebenen Taktzeit zufriedenstellend gelöst hat“, ergänzt Oliver Wingeier.

 Die in den letzten zwei Jahren enorm gestiegene Nachfrage nach hochwertigen Fahrrädern macht bei DT Swiss den Ausbau der Reinigungskapazität erforderlich, der ebenfalls durch Karl Roll erfolgte. „Wenn wir Partnerschaften eingehen, dann immer mit dem Ziel, eine vertrauensvolle und langfristig ausgerichtete Zusammenarbeit anzustreben. Da Karl Roll die grundlegende Voraussetzung erfüllte, wir bereits sehr gute Erfahrungen gemacht hatten, war der Fall klar“, begründet Isabel Maass die Entscheidung, Karl Roll ohne weiteres Auswahlverfahren zu beauftragen. Neben einer verdreifachten Kapazität stand die vollkommene Trocknung der Teile, die als Schüttgut in dichter Packung gereinigt werden, ganz oben auf der Prioritätenliste. Hohe Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und ein schneller Support sowie ein mannloser Betrieb über einen definierten Zeitraum waren weitere Anforderungen. Der Energie- und Lösemittelverbrauch spielte aus Umwelt- und Kostengründen ebenfalls eine Rolle. Last, but not least sollen die Teile handschuhsauber aus der Anlage kommen, also beim anschließenden Handling kein Öl oder Abrieb auf den Handschuhen des Personals hinterlassen.

Hohe Trocknungsleistung für hohen Durchsatz
Die neue Lösemittelanlage, die unter Vollvakuum arbeitet und sich in roter Lackierung perfekt in das CI von Swiss DT einfügt, beinhaltet drei Flutbehälter mit Medium für die Zwischen- und Endreinigung. Dem Kohlenwasserstoff im dritten Tank ist ein Korrosionsschutzmedium beigemischt, sodass auch Teile aus Normalstahl gereinigt und konserviert werden können.

 Die Arbeitskammer ist ausgelegt für Chargen mit drei Körben in den Abmessungen von jeweils 400 mm x 300 mm x 200 mm (L x B x H). Da das maximale Chargengewicht bei 250 kg liegt, wurde das Drehgestell sehr robust ausgeführt. Um die vollständige Trocknung in der vorgegebenen Taktzeit sicherzustellen, wurde die Vakuumtrocknung mit einer speziellen Pumpenkombination ausgestattet.

 Die Medienaufbereitung erfolgt durch kontinuierliche Filtration und Destillation des Lösemittels. Aufgrund des hohen Öleintrags wurde sie zusätzlich mit einer leistungsstarken Bypass-Destillation mit automatischem Austrag der ausdestillierten Öle ausgestattet. „Diese Medienaufbereitung arbeitet so effektiv, dass der Restlösemittelgehalt im ausgetragenen Öl bei nur sieben bis acht Prozent liegt, was zu einem geringen Lösemittelverbrauch beiträgt“, schildert Oliver Wingeier. Die zur Destillation des Lösemittels eingesetzte Energie wird durch Wärmerückgewinnung mehrfach genutzt. Dies verringert den Energieverbrauch ebenso wie die gute Isolierung aller beheizten Komponenten.

Mannloser Betrieb und optimierte Logistik
Der Wunsch, die Anlage über einen definierten Zeitraum mannlos betreiben zu können, wurde durch entsprechende Pufferstrecken auf der Be- und Entladezone umgesetzt. Die Auswahl der Reinigungsprogramme erfolgt Artikelnummer-gesteuert durch ein Scanner-System. Dies wurde so erweitert, dass alle Daten bis zur Verpackung erfasst und der Teileverwaltung bereitgestellt werden. „Mit der Anlage sind wir auch zukünftig sehr gut aufgestellt und sehen der anhaltend hohen Nachfrage nach hochwertigen Fahrrädern mit Freude entgegen“, merkt Isabel Maass an.

Karl Roll GmbH+Co. KG
Kanalstraße 30, 75417 Mühlacker-Enzberg
Ansprechpartner ist Peter Hess
Tel.: +49 7041 802-0
verkauf@karl-roll.de
www.karl-roll.de

DT Swiss AG
 Längfeldweg 101
2504 Biel/Bienne, Schweiz
Ansprechpartner ist Oliver Wingeier ???
Tel.: +41 32 3447930
info.ch@dtswiss.com
www.dtswiss.com