04.09.24 – VDFI-Jahreshauptversammlung in Weimar

Deutsche Federnbranche braucht Perspektive

Schon zum zweiten Mal nach 2008 traf sich vom 6. bis 7. Juni mit über 200 Teilnehmern der Verband der Deutschen Federnindustrie e.V. (VDFI) zu seiner Jahreshauptversammlung in Weimar.

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Gruppenbild der Teilnehmer an der VDFI-Mitgliederversammlung im Foyer des Leonardo Hotel Weimar. © VDFI/Andres Weinrich

 
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VDFI-Vorsitzender Paul-Bernd Vogtland konnte über 200 Teilnehmer in Weimar begrüßen. © VDFI/Andres Weinrich

 
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Im Festvortrag zum Thema „Digitalisierung – Nicht meine Baustelle?“ verdeutlichte Jürgen Sauser mit unterhaltsamen Beispielen die Möglichkeiten der Digitalisierung und die Notwendigkeit, besonders auch für KMU, diese zur Steigerung der Effizienz zu nutzen. Diese Themen wurden während der Abendveranstaltung noch lebhaft in kleineren Kreisen diskutiert. Dadurch flankierte er auch die Wichtigkeit des Arbeitskreises „Digitalisierung“. VDFI-Vorsitzender Paul-Bernd Vogtland dankte Jürgen Sauser, der kurzfristig für den erkrankten Referenten Georgios Arwanitidis eingesprungen war.

In diesem Jahr waren rund 180 Personen zur Mitgliederversammlung und knapp über 200 Personen zur Abendveranstaltung angemeldet. Es waren dadurch 43 ordentliche, 35 assoziierte und 3 außerordentliche Mitgliedsunternehmen und somit 43 % der Mitglieder vertreten. Darunter waren viele neue Gesichter. Eine zweistellige Anzahl von Teilnehmern nahm zum ersten Mal teil.

Zu Beginn lenkte Paul-Bernd Vogtland die Aufmerksamkeit auf die Kampagne des Dachverbands Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung (WSM). „Wir. Formen. Fortschritt.“ Eine Kampagne, mit der sich die 13 Fachverbände der stahl- und metallverarbeitenden Industrie unter Federführung des WSM an die Politik wenden. Gemeinsames Ziel sei es, die Bundesregierung auf die Probleme des Mittelstandes hinzuweisen und diese in ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. „Unsere Branche ist bedeutend für den Wandel zur klimafreundlichen Industrie. Dabei ist sie nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung“, so Vogtland.

Als eine der ersten hat VDFI-Vorstandsmitglied Benita Ziller-Bucher für die Branche und den Mittelstand ein Statement abgegeben, in dem sie die Probleme in den einzelnen Regionen aufgezeigt hat. Auch Paul-Bernd Vogtland hat dies zwischenzeitlich auf der Kampagnen-Website https://wir-formen-fortschritt.de/ getan.

Der VDFI ist ein technischer Fachverband und kein politischer Lobbyverband. Die aktuellen politischen Rahmenbedingungen gefährden aber den Standort Deutschland und die Transformationsziele hin zur Klimaneutralität.

Die Federnindustrie und die Mitglieder des VDFI sind überwiegend mittelständisch strukturiert und meist familiengeführte Unternehmen. Die meisten produzieren mit ihren Beschäftigten ausschließlich in Deutschland und exportieren einen wesentlichen Teil ihrer Produkte ins Ausland. Nachhaltigkeit ist in den Unternehmensgrundsätzen fest verankert. Die inhabergeführten Mitgliedsfirmen des VDFI sind teilweise in der vierten, fünften oder sogar sechsten Generation und haben bis heute ihren Hauptsitz in Deutschland. Die Verbundenheit mit dem Standort ist tief verwurzelt. Doch diese Verbundenheit bedeutet auch, dass die Herausforderungen, die vor den Unternehmen liegen, klar zu benennen sind. Herr Vogtland betonte, dass Gesellschafter, Geschäftsführung, Mitarbeitende und deren Familien eine Perspektive brauchen, was die Rahmenbedingungen und den fairen Wettbewerb in Deutschland betrifft. Die größten Herausforderungen seien: Energiekosten, ausufernde Bürokratie und marode Infrastruktur.

Anschließend ließ VDFI-Geschäftsführer Michael Hagedorn das vergangene Jahr Revue passieren. Besuche bei Mitgliedsunternehmen stehen bei ihm noch immer ganz oben auf der To-do-Liste. Die Karte im Büro zeugt davon. Die Visiten sind auch auf dem VDFI-LinkedIn-Account zu sehen. Kürzlich knackte der VDFI dort die 1000-Follower-Schwelle. Zusätzlich soll auf Instagram eine Imagekampagne gestartet werden, die junge Leute anspricht, sich für metallverarbeitende Berufe zu interessieren.

Der VDFI setzt sein umfangreiches Seminarprogramm weiter fort. Allerdings habe die Bereitschaft zur Buchung im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen. Dies ist nicht nur beim VDFI festzustellen, sondern auch bei anderen Verbänden. Hagedorn setzt auf Anregungen für weitere Themen durch die Mitglieder. Noch in diesem Jahr finden drei Informationsgespräche (Süd: 20.11.2024 in Ellwangen, Ost: 27.11.2024 in Meerane, Nord: 04.12.2024 in Nachrodt-Wiblingwerde) statt. Die Teilnehmerzahlen an den VDFI-Veranstaltungen sind insgesamt sehr gut. An den Arbeitskreisen, Forschungsvorhaben, Seminaren und sonstigen Veranstaltungen haben insgesamt mehr als 1100 Personen teilgenommen. Dies zeige auch, dass die gewählten Themen attraktiv waren. Das Seminar „Kaltgeformte Federn“ findet vom 16. bis 18.9.2024 und das Seminar „Fahrzeugfedern“ am 11. und 12.3.2025 in Herdecke statt.

 Zu den zahlreichen bestehenden Arbeitskreisen kamen zwei neue hinzu, der Arbeitskreis „Digitalisierung“ und der Arbeitskreis „HR“. Ein weiterer neuer Arbeitskreis wird in Kürze konstituiert zum Thema „Kugelstrahlen“. In diesem Arbeitskreis soll eine VDFI-Richtlinie zum Kugelstrahlen erstellt werden.

 Der VDFI arbeitet derzeitig an fünf laufenden Forschungsvorhaben. Drei Forschungsvorhaben wurden im letzten Jahr abgeschlossen, eins ist in Beantragung sowie zwei weitere geplant. Im letzten Jahr wurde das Projekt zum Thema „Begleitelemente im Elektrostahl“ beantragt und bewilligt.

Die bestehende Rechtsberatung für Mitglieder setzt der Verband fort. In Zusammenarbeit mit ???? Hartung gibt es ein Angebot, das Hinweisgeberschutzgesetz umzusetzen. 35 Mitgliedsunternehmen nehmen aktuell dieses Angebot wahr.

 Hagedorn lud die Mitglieder ferner ein, Beiträge für die „VDFI-E-Learning-Plattform“ beizusteuern, wie zum Beispiel für Social Media erzeugte Videos.

Das Projekt einer „Federnfachakademie” wird sich voraussichtlich auf 2026 verschieben. In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „HR“ werden die Inhalte und Arbeitsumfänge festgelegt. Die Begriffe Federnfachkraft (VDFI), Federnfachtechniker (VDFI) und Federnfachingenieur (VDFI) wurden bereits geschützt.

Das Projekt „FRED“ wird weitergeführt und es haben sich weitere Verbände angeschlossen, wie Tec Part, der Verband Technische Kunststoff-Produkte e.V., der ZVO Zentralverband Oberflächentechnik e.V. sowie der FWI Fachverband Werkzeugindustrie e.V. Inzwischen sind über 160 Organisationen im „FRED“ organisiert.

Europäische Verbandsarbeit
Bereits am 29. September 2023 fand in Barcelona der „11th international congress of spring industry“ mit 140 Teilnehmern aus 19 Ländern statt. Aus den Ländern gab es Berichte zur aktuellen wirtschaftlichen und politischen Situation. Es konnten neue Kontakte geknüpft werden. Im Anschluss an den Kongress konnte die Dutch Spring Association als neues Mitglied in die European Spring Federation (ESF, www.esf-springs.eu) aufgenommen werden, einer der wenigen europäischen Federnverbände, die noch nicht Mitglied im ESF waren. Die Engländer sind weiterhin nicht bereit, dem ESF beizutreten, dafür sind einige Einzelfirmen aus England assoziiertes Mitglied geworden. Der ESF hat aktuell 16 Mitglieder, 8 ordentliche und 8 assoziierte. Außerdem wurden die Kontakte und Beziehungen zum Institute of Spring Technology Ltd (IST) verbessert und intensiviert. Der „12th international congress of spring industry“ findet am 19. September 2025 in Versailles/Paris statt.

Während der „wire 2024“ fand auch die General Assembly des ESF statt. Dabei wurde Paul-Bernd Vogtland als Präsident wiedergewählt und Axel Schnöring für die nächsten zwei Jahre als Treasurer bestätigt. Am Mittwochabend der „wire“ trafen sich 120 Teilnehmer zur „International Spring Makers Conference“.

Im Bereich der internationalen Federnnormung vertreten Tim Reiber und Andres Weinrich den Verband und organisieren und steuern die europäische Zusammenarbeit sowie die mit Amerikanern und Japanern.

Vorstandswahlen
Während der Jahreshauptversammlung 2024 standen auch wieder Wahlen zum Vorstand an. Die Mitglieder des VDFI wählten Axel Schnöring (Schnöring GmbH) und Maximilian Freiherr von Waldenfels (Scherdel GmbH) für eine weitere Wahlperiode und Matthias Dietz (Dietz GmbH) neu in den Vorstand. Nach der Wahl beglückwünschten Paul-Bernd Vogtland (VDF Vogtland Federntechnik GmbH) als Vorsitzender des Vorstandes und Michael Hagedorn als Geschäftsführer des VDFI die Vorstandsmitglieder zu ihrer Wahl und wünschten ihnen viel Erfolg bei den anstehenden Aufgaben.

Neue Mitglieder im VDFI
Ordentliche Mitglieder:
– Alcomex Federn GmbH
– Augsburger Federnfabrik GmbH
– Springtec Innology GmbH
– Stumpp+Schüle GmbH

Außerordentliche Mitglieder:
– Lesjöfors AB
– Rudolf Tmej GmbH
– Rugocenter

Assoziierte Mitglieder:
– ESG Edelstahl-Schneidservice-GmbH
– Fratelli Rotta SRL
– KSK Metallprodukte GmbH
– KST Kugel-Strahltechnik GmbH
– Rothstein Draht GmbH
– Sentenso GmbH

Allen Anträgen auf Aufnahme wurde von der Versammlung einstimmig zugestimmt. Damit hat der VDFI im Juni 2024 die folgende Anzahl an Mitgliedern: 108 ordentliche Mitglieder, 12 außerordentliche Mitglieder und 69 assoziierte Mitglieder – insgesamt also 189 Mitglieder.

Vorträge am Freitag
Für den Freitagvormittag hatte der VDFI wieder ein interessantes Programm aus Vorträgen aus den Bereichen Betriebswirtschaft und Technik zusammengestellt.

Axel Schnöring begrüßte die BWL-Workshop-Teilnehmer und stellte die Aktivitäten in den Arbeitskreisen des VDFI vor. Über die „Digitale Transformation der Produktion im Mittelstand“ wurde aus den eigenen Unternehmen berichtet. Peter Beckmerhagen, Frohn GmbH, Altena. Danilo Strunk, Leue+Nill GmbH+Co. KG, Dortmund, klärte über „Ganzheitlicher Cyber/Crime-Risikotransfer in Form von Versicherungen sowie Schutzanforderungen der Risikoträger“ auf. Welche „neuen rechtlichen Anforderungen an Produktsicherheit und Produkthaftung“ die Europäische Union stellt, referierte Daniel Wuhrmann, Reusch Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, Saarbrücken.

Ein Ausblick „Quo vadis Automobilindustrie“ von Jürgen Simon, Berylls Strategy Advisors GmbH, München, schloss diesen Workshop.

Die Begrüßung und Vorstellung der Aktivitäten in den Arbeitskreisen des VDFI im Workshop II Technik übernahm Michael Vitz, Johann Vitz GmbH+Co. KG. Über das „Forschungsvorhaben: Das Schleifen von Federn“ an der Technischen Universität Dortmund führte Monika Kipp aus. Manuel Henrich von der RWTH Aachen stellte „mikrostruktursensitive Simulationen und ihr Potenzial zur Ermittlung von Ermüdungseigenschaften“ vor. Einblick in die „In-situ-Rissdetektion mittels akustischer Emission an höchstfesten Stahldrähten in der industriellen Anwendung“ gab Mathias Lorenz von der Hochschule Wismar. Näheres zum „Mechanismus der Umformmartensitbildung“ erläuterte Jan Ullosat, C. D. Wälzholz, Hagen. Veronika Geinitz, von der Technischen Universität Ilmenau, zeigte für das „Kaltvorsetzen: Durchführung, Nutzen und Grenzen“ auf. Abschließend referierte Christian Donhauser von der Hochschule Kempten über eine neue „Pneumatische Messtechnik zur Inline-Verschleißermittlung bei Stanzprozessen“.

Nach den Fachvorträgen am Freitagvormittag und einer Stadtführung ließen die Mitglieder die Veranstaltung im „Hans am See“ kulinarisch ausklingen. „Das VDFI-Team um Michael Hagedorn hat wieder einmal ein abwechslungsreiches und geselliges Programm zusammengestellt“, so Paul-Bernd Vogtland.

Im nächsten Jahr findet die Mitgliederversammlung des VDFI vom 22. bis 23. Mai im „Hotel Atlantic“ in Heidelberg statt.

Verband der Deutschen Federnindustrie e.V. (VDFI)
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