09.03.22 – ZVEI-Konjunkturbarometer März 2022
Ukraine-Krieg verschärft Hemmnisse
Die Produktionspläne blieben bis zuletzt expansiv ausgerichtet. Gleichwohl stellen Materialknappheiten und Lieferprobleme hier nach wie vor die größten Hemmnisse dar. Durch den Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen könnten sie sich nochmals verschärfen.
Die deutsche Elektro- und Digitalindustrie hat im Januar 2022 ein Fünftel mehr neue Bestellungen eingesammelt als im gleichen Vorjahresmonat. Das Auftragsplus zu Jahresbeginn war damit kaum niedriger als im Durchschnitt des gesamten letzten Jahres (+24%). Reale Produktion und nominale Erlöse der Branche erhöhten sich im Januar um 7 beziehungsweise 12 % gegenüber ihren jeweiligen Vorjahreswerten. Das Geschäftsklima in der heimischen Elektro- und Digitalindustrie hat im Februar den dritten Monat in Folge zugelegt. Allerdings fand die Befragung noch vor dem Einfall Russlands in die Ukraine statt. Zwar fiel die Lagebeurteilung im Februar etwas ungünstiger aus als noch im Januar, dafür zogen die Geschäftserwartungen deutlich an.
Im Detail
Im Januar 2022 hat die deutsche Elektro- und Digitalindustrie insgesamt 20,5 % mehr neue Bestellungen eingesammelt als im gleichen Vorjahresmonat. Damit lag das Auftragsplus zu Beginn d.J. kaum niedriger als im Durchschnitt des vergangenen Jahres (+23,8 %). Untermauert wurde die Entwicklung erneut von Großaufträgen. Aus dem Inland gingen im Januar 23,9 % mehr neue Aufträge ein als im Vorjahr. Kunden aus dem Ausland erhöhten ihre Orders um 18,1 %. Dabei stiegen die Bestellungen von Geschäftspartnern aus dem Euroraum um 14,7 %. Die Auftragseingänge aus Drittländern rückten um 19,9 % vor. Der Auftragsbestand in der Branche bleibt hoch. Mit 4,8 (Produktions-)Monaten befindet sich die durchschnittliche Auftragsreichweite weiterhin deutlich über ihrem langjährigen Mittelwert von rund 3,5 Monaten.
Die um Preiseffekte bereinigte Produktion der Branche hat ihr Vorjahresniveau im Januar 2022 um 6,7 % übertroffen. Zudem wurde das Wachstums des Outputs im vergangenen Jahr leicht von 8,8 % auf 9,0 % nach oben revidiert.
Ihre Produktionspläne haben die Unternehmen im Februar nunmehr zum vierten Mal hintereinander angehoben. Der Saldo aus Elektrofirmen, die in den nächsten drei Monaten mehr bzw. weniger herstellen wollen, stieg auf +41 % Punkte (Januar: +37). Allerdings stellen Materialknappheiten und Lieferengpässe nach wie vor das größte Produktionshemmnis dar. Infolge des Ukraine-Kriegs könnten sie sich nochmals verschärfen.
Die Beschäftigungspläne änderten sich im Februar nicht. Die Zahl an Unternehmen, die Personal suchen, übertrifft die Anzahl derer, die mit Entlassungen planen, nach wie vor um 32 Prozent-Punkte. Zuletzt waren 874 000 Beschäftigte in der Branche tätig. Weniger als 12 600 arbeiten noch kurz.
Die nominalen Erlöse der heimischen Elektro- und Digitalunternehmen kamen im Januar 2022 auf insgesamt 16,0 Mrd. Euro. Damit lagen sie um 12,1 % höher als im entsprechenden Vorjahresmonat (der allerdings auch einen dreiprozentigen Rückgang gebracht hatte). Der Umsatz mit inländischen Kunden legte im Januar d.J. um 13,9 % auf 7,6 Mrd. Euro zu. Die Geschäfte mit Partnern aus dem Ausland erhöhten sich im Januar um 10,5 % gegenüber Vorjahr und erreichten so einen Wert von 8,4 Mrd. Euro. Dabei stiegen die Erlöse mit der Eurozone um 7,8 % auf 3,1 Mrd. Euro, während der Umsatz mit Kunden aus Drittländern um 12,2 % auf 5,3 Mrd. Euro wachsen konnte. Im vergangenen Jahr 2021 waren die aggregierten Branchenerlöse um 9,8 % auf den Rekordwert von 199,8 Mrd. Euro gestiegen.
Das (noch vor dem Einfall Russlands in die Ukraine erhobene) Geschäftsklima in der Elektroindustrie ist im Februar 2022 den dritten Monat in Folge gestiegen. Zwar gab die Beurteilung der aktuellen Lage leicht nach, dafür zogen die allgemeinen Geschäftserwartungen gegenüber Januar deutlich an. 56 % der Branchenfirmen bezeichneten ihre derzeitige wirtschaftliche Situation im Februar als gut. Bei 36 % der Unternehmen lautete die Bewertung auf stabil und bei 8 % auf schlecht. Mit Blick auf die kommenden sechs Monate gingen 35 % der Firmen von anziehenden Geschäften aus. 58 % rechnen mit gleichbleibenden und 7 % mit rückläufigen Aktivitäten.
Die Exporterwartungen verbesserten sich im Februar ebenfalls. So stieg der Saldo aus Unternehmen, die in den nächsten drei Monaten mit mehr beziehungsweise weniger Ausfuhren rechnen, gegenüber dem Vormonat um zwei auf +27 Zähler.