26.10.21 – Massivumformung akut gefährdet – „dringendes Handeln ist notwendig!“

Energiekosten explodieren

Die deutsche Zulieferindustrie ist aktuell existenziell gefährdet. Die Gründe: die gravierenden Einflüsse der Vormaterialverknappung und -verteuerung sowie die Volatilität in den Auftragsabrufen im Zuge der Halbleiterkrise. Zusätzlich sind die Unternehmen nun mit einer bisher nicht gekannten Energiepreisexplosion konfrontiert. Die besonders betroffene Branche der Massivumformung und weitere Zulieferverbände schlagen Alarm und fordern Kunden und Politik zu schnellem Handeln auf.

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Der Strompreis hat sich seit Oktober 2020 mehr als verdreifacht, der Gaspreis sogar mehr als vervierfacht. © Nexans

 

Die deutsche Massivumformung mit ihren 30 000 Beschäftigten wird besonders hart von den aktuellen Kostensteigerungen im Strom- und Gaseinkauf getroffen. Der Strompreis hat sich seit Oktober 2020 mehr als verdreifacht, der Gaspreis sogar mehr als vervierfacht.

Tobias Hain, Geschäftsführer des Industrieverbandes Massivumformung (IMU), verdeutlicht die Folgen: „Der Energiekostenanteil steigt bei den energieintensiven Unternehmen unserer Branche von normalerweise zwischen 4 und 7 Prozent auf 8 bis 14 Prozent. Bei durchschnittlichen Gewinnmargen von gerade einmal 1,5 % führt dies zwangsläufig zu defizitären Aufträgen und in der Folge zu deutlich erhöhtem Insolvenzrisiko. Dringendes Handeln ist notwendig!“

Weitere Stahl und Metall verarbeitende Verbände (Industrieverband Blechumformung IBU, Deutscher Schraubenverband DSV, Fachverband Kaltwalzwerke FKV sowie Eisendraht- und Stahldraht-Vereinigung ESV) sind von den Entwicklungen getroffen und unterstützen die IMU-Forderungen.

 DSV-Geschäftsführer Hans Führlbeck erläutert die Folgen: „Energiekostensteigerungen sind üblicherweise in den zwischen Unternehmen und den Kunden vereinbarten Verträgen ausgeschlossen, so dass die dargestellten Steigerungen allein von den Zulieferern getragen werden müssten.“ „Die Kunden müssen die Steigerungen anerkennen und den Lieferanten beispielsweise durch Anzahlungen Liquiditätshilfen geben, sonst kollabiert die Lieferkette“, fordert daher IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs.

Auch die Politik ist aufgefordert, die Situation zu mildern und Nachteile der deutschen Industrie gegenüber dem europäischen Wettbewerb auszugleichen.

Martin Kunkel, FVK-Geschäftsführer macht deutlich: „Es ist keine Zeit zu verlieren. Die noch amtierende Regierung muss jetzt handeln und die EEG-Umlage sofort und vollständig abschaffen!“ „Auch der nationale CO?-Preis muss sofort ausgesetzt werden bis sich der Preis wieder auf einem normalen Niveau stabilisiert!“, ergänzt ESV Geschäftsführer Mario Bertling.

An die Koalitionäre senden die Verbände zudem das Signal, dass eine rasche Reduzierung aller Energiesteuern auf die europäischen Mindestsätze und eine zeitnahe Entwicklung eines europäischen Konzepts für einen Industriestrompreis notwendig seien, um die energieintensiven Zulieferbranchen als relevante Wirtschaftsfaktoren und wichtige Partner zur Erreichung der Klimaziele nicht in ihrer Existenz zu gefährden.

www.massivumformung.de

Industrieverband Massivumformung e. V. (IMU)
Der Industrieverband Massivumformung ist der Branchenverband für die Massivumformer in Deutschland und vertritt die Interessen von über 200 Unternehmen der Branche. Mit 7 Mrd. Euro Umsatzvolumen und einem Produktionsvolumen von 2,6 Mio. t stellen Gesenkschmieden, Freiformschmieden, Ringwalzer und Kaltfließpresser Bauteile für die Automotiveindustrie, den Maschinen und Anlagenbau sowie viele weitere Wirtschaftszweige her.

Deutscher Schraubenverband e.V. (DSV)
Der Deutsche Schraubenverband e.V. in Hagen vertritt die Interessen der deutschen Schrauben-, Muttern-, Scheiben- und Nietehersteller. Die Verbandsunternehmen erwirtschaften ein jährliches Umsatzvolumen von ca. 1,8 Mrd. Euro und stellen Verbindungselemente aus Stahl mit einer Tonnage von rund 500 000 her. Schrauben, Muttern, Scheiben und Niete werden in der Automobil- und Elektroindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau, der Bauindustrie sowie in vielen allen anderen Bereichen der industriellen Fertigung von Wirtschaftsgütern eingesetzt.

Eisendraht- und Stahldraht-Vereinigung e. V. (ESV)
Die Eisendraht und Stahldraht produzierenden Unternehmen in Deutschland, das sind über 60 vorwiegend familiengeführte Betriebe, die mit über 4600 Beschäftigten einen Umsatz von fast 2 Mrd. Euro im Jahr erwirtschaften. Unsere Unternehmen zählen im Bereich der Langprodukte mit zu den wichtigsten Kunden der Stahlindustrie. Insgesamt verarbeitet die Branche der Eisendraht- und Stahldraht-Vereinigung 1,3 Mio. t Stahl im Jahr. Die deutsche Drahtindustrie zeichnet sich durch hohe Spezialisierung und starke Wettbewerbsintensität aus. Die Unternehmen fertigen für die internationalen Märkte der Automobil-, Elektro- und Bauindustrie sowie für den Maschinenbau.

Fachvereinigung Kaltwalzwerke e. V. (FVK)
Die Fachvereinigung Kaltwalzwerke e.V. (FVK) ist ein deutscher Wirtschaftsverband, der überwiegend mittelständisch geprägte Unternehmen der Kaltwalzindustrie vereint. Er dient den Mitgliedsunternehmen als Interessenvertretung der Industriebranche gegenüber Politik, Öffentlichkeit und Verwaltung.

Industrieverband Blechumformung e.V. (IBU)
Der IBU in Hagen vertritt als Bundesverband circa 240 Mitgliedsunternehmen der blechumformenden Industrie und deren Zulieferer. Diese überwiegend aus mittelständischen Familienunternehmen bestehende Branche wird durch eine industrielle Fertigung für marktmächtige Kunden geprägt. Das Umsatzvolumen der Branche betrug im Jahr 2020 rund 17,41 Mrd. Euro. Die Verbandsmitglieder sind mehrheitlich Zulieferer der Automobil- und Elektronikindustrie, des Maschinen- und Anlagenbaus, der Möbel- und Bauindustrie sowie der Medizintechnik.