15.07.20 – Internationale Maschinenbaumesse Brünn
Die „MSV“ in Brünn erst wieder 2021
Die nächste „MSV“ – Internationale Maschinenbaumesse Brünn – findet nach ihrer Absage 2020 vom 13. bis 17. September 2021 statt.
„Es war keine leichte Entscheidung, die schwierigste, die ich je treffen musste. Die Absage der MSV war eine verantwortungsvolle Entscheidung gegenüber den Ausstellern und allen Beteiligten, aber gleichzeitig eine Unternehmenskatastrophe“, kommentiert Jirí Kuliš, General Direktor der Brünner Messe, die Auswirkungen der Absage der wichtigsten Industrie-Messe in der CE-Region.
Sie haben beschlossen, die größte Industriemesse in Mitteleuropa abzusagen. Was waren die Hauptgründe?
Der Hauptgrund ist die anhaltende Coronavirus-Krise. Im März hofften wir, dass alles irgendwann im Mai enden und weitergehen wird. Aber jetzt hören wir, dass die Situation bis Ende des Jahres andauern kann. MSV ist eine so große, internationale und prestigeträchtige Veranstaltung, dass wir alle Risiken berücksichtigen und die aktuellen Bedingungen für Messen und Risiken beachten mussten. Die Bedingungen für die Organisation von Veranstaltungen, einschließlich Messen, sind nun in Tschechien leider so festgelegt, dass eine normale, mittelgroße Messe nicht durchführbar ist. Ganz zu schweigen von einer Messe vom Umfang der MSV.
Warum haben Sie jetzt entschieden und nicht abgewartet? Immerhin wurden für den Sommer weitere Lockerungen erwartet.
Es war nicht mehr möglich zu warten. Wir haben uns schon zehn Minuten nach zwölf entschieden. Wir können die Vorbereitungen nicht bis ins Unendliche verzögern.
Die Austeller und wir würden zusätzliche Kosten für die Vorbereitung tragen, was leicht zu einer verschwendeten Investition werden könnte. Niemand will das. Und die derzeitige Verschlechterung der Situation hier und dort beweist, dass das Risiko einer negativen Entwicklung noch immer da ist.
Auf einer Pressekonferenz des Gesundheitsministeriums wurde bekannt gegeben, dass Messen bis zu 5000 Personen durchgeführt werden können.
Dies wurde angekündigt, aber die Rahmenbedingungen sind für Messeveranstalter absolut unmöglich. Die Aussage war also irreführend. Diese Regeln gelten möglicherweise für Stadien, wie die O2-Arena, aber nicht für große Ausstellungsgelände. Homogene Veranstaltung können nicht in Teilsektoren unterteilt werden, innerhalb derer sich die Menschen nicht vermischen dürfen.
Das ist nicht ganz verständlich. Können Sie es genauer erklären?
Wir verstehen es auch nicht. Aber es ist so gedacht, dass sich maximal 1000 Personen in einem Pavillon aufhalten dürfen, einschließlich Ausstellern, Reinigungskräften und anderem Personal, sodass dann weniger Besucher als Aussteller anwesend sein würden. Diese dürfen dann auch keinen anderen Pavillon besuchen, da ist dann keine Messe.
Als Reaktion auf die Absage des MSV erklärte Minister Havlícek, die Regierung wolle die Messe und werde die Bedingungen festlegen, die für eine Durchführung notwendig wäre.
Ich schätze die Bemühungen des Wirtschaftsministers, aber das Gesundheitsministerium ist auch ein Teil der Regierung, oder? Die Regierung hatte dafür zwei Monate Zeit, dies zu tun.
Es hat nie einen Entschluss gegeben, der die Ausnahme von den Notfallmaßnahmen und eine Autorisierung der MSV vorsah. Niemand würde wagen, dies zu tun.
Und wir werden es auch nicht tun. Wir sind verantwortungsvoll und verstehen die epidemiologische Sichtweise, dass ein so großes Ereignis mit einer solchen Internationalität ein gewisses Risiko darstellt. Das Risiko einer Verschlechterung der Situation, einer kurzfristigen Absage, kurz vor der Veranstaltung, der Verschwendung unserer und der Ausstellerinvestitionen – all dies sind Risiken, die wir beachten mussten.
Einschließlich des Reputationsrisikos der Brünner Messe und des Brünner Messegeländes für den Fall, dass sich die Krankheit tatsächlich durch die Messedurchführung ausbreitet.
Wie haben die Aussteller auf die Absage der Messe reagiert?
Grundsätzlich positiv. Viele haben uns darum gebeten, einschließlich ausländische Aussteller. Die Menschen spüren allgemein eine große Verunsicherung und die Aussteller haben Angst, dass weniger Besucher und Kunden kommen. Alle haben Angst.
Was schätzen Aussteller laut einer Umfrage auf der MSV Messe am meisten?
Die repräsentative Darstellung der gesamten Branche und führender Marken auf dem Markt, die breite Internationalität, die Möglichkeit, mit in- und ausländischen Partnern persönlich zu verhandeln und die professionelle Durchführung. All diese Punkte könnten in der gegenwärtigen epidemiologischen Situation nicht erfüllt werden.
Wie hätte die diesjährige Messe aussehen können?
Ohne Covid könnte die Messe mit Rekordzahlen enden. Mit der Beteiligung aller führenden Hersteller von Werkzeugmaschinen und Umformungsmaschinen, Kunststoffen, und Schweißtechnik, im Schwerpunkt der „Top-Technologie“.
Mit der großen Beteiligung der Russischen Föderation als Partnerland, mit der ersten offiziellen nationalen Beteiligung Italiens, mit der ersten gemeinschaftlichen Beteiligung Japans, mit einer großen Beteiligung der chinesischen Provinzen, Indiens und der Beteiligung aller traditionellen Aussteller und Marken.
Geplant war, die Leistungsshow „Digital Factory“, einschließlich 3D-Druck, zu wiederholen, erweitert durch eine Präsentation von Herstellern für Schutzausrüstungen. Dies war die Vision. Die Messe wäre wirklich gut geworden. Zumindest war sie so konzeptionell vorbereitet und danach sah es im März auch noch aus. Die Nachfrage nach Ausstellungsflächen war groß.
Wie sah es später aus?
Es gab wirtschaftliche Probleme von Unternehmen, Beteiligungsverbote der Mutterunternehmen. Aber die Messe wäre noch Mitte Mai machbar gewesen.
Die Unsicherheit bezüglich der Durchführung der Messe und der Festlegung von Hygiene- und Sicherheitsbedingungen hat sich jedoch hingezogen und dadurch wurde irgendwann die Vorbereitung für viele Unternehmen nicht mehr realisierbar.
Exponate müssen viele Monate im Voraus bestellt oder produziert werden. Die Regierung hatte erklärt, dass die Messe stattfinden soll. Aber die Regeln oder die dafür erforderlichen Ausnahmen waren erst für Ende Mai zugesagt. Irgendwann im Mai hätten sie uns klar machen müssen, dass eine Veranstaltung dieser Größenordnung nicht erlaubt werden würde.
Was haben Sie speziell verlangt?
Wir haben den Ausschluss von Messen aus der Kategorie der Massenveranstaltungen gefordert. Sie können ein Konzert, Fußball, einen Gottesdienst, einen Bauernmarkt oder eine Messe nicht in einen Topf werfen. Jedes Messeereignis muss einzeln bewertet werden. Jedes hat völlig unterschiedliche Parameter. Wir haben alle möglichen Hintergründe und Argumente geliefert. Wir haben eine ganze Reihe möglicher Maßnahmen zur Verbesserung der Hygienesicherheit vorgestellt, teilweise nach unseren eigenen Überlegungen, teils übernommen aus dem Ausland. Aber es blieb unbeantwortet, es fehlte der Wille, damit umzugehen.
Die Entspannungsregeln für Massenveranstaltungen, einschließlich von Messen ab dem 22. Juni waren für uns enttäuschend. Die Regeln stellen einfach keinen vernünftigen Kompromiss dar, vielleicht wird es noch einige Anpassungen geben, aber es ist es nun zu spät.
Sie beziehen sich auch auf den Betrieb von Einkaufszentren ...
Natürlich, unsere Kollegen in Deutschland, Ungarn, Rumänien und anderen Ländern tun dasselbe, wo sie keine vernünftige Lösung einfordern können. Natürlich verhält sich die Frequenz der MSV, in der Größenordnung von etwa 20 000 Menschen pro Tag, etwas anders, auch wenn sich diese Menschen nicht gleichzeitig an einem Ort aufhalten. Bei mittleren Messen sind diese Zahlen jedoch gut vergleichbar mit der durchschnittlichen Besucherzahl in Einkaufszentren, denen niemand Sektoren und Personenzahlen vorschreibt.
Können Sie ausländische Beispiele nennen?
Ein vorbildliches Beispiel ist Österreich. Dort können Kongresse und Messen jetzt bis zu 10 000 Personen ohne größere Beschränkungen durchgeführt werden. In einigen Länder wurden Messen bewilligt, jedoch mit komischen Regeln, wie Polen. Dennoch, die absurdesten Regeln wurden in Tschechien eingeführt. Dies zeigt die unterschiedliche und subjektive Sichtweise innerhalb der unterschiedlichen Länder.
Wer ist schuld?
Es gibt keine praktikablen Regeln für Kongresse, Messen und Firmenveranstaltungen, die unser tägliches Brot sind. Die Veranstaltungen sind international, aber der globale Reiseverkehr ist beschränkt. Die allgemeine Stimmung in Wirtschaft und Gesellschaft ist belastet. Aber vor allem ist unsere Geschäftstätigkeit vom Staat eingeschränkt. Schuld an unserer Situation sind das Coronavirus und der Staat.