16.01.20

Zunehmend unter Strom

Elektrofahrzeuge sind laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) markttauglich. Rund um E-Autos hat sich „ein junger, noch kleiner Markt mit einer hohen Dynamik“ entwickelt – auch wenn Fahrzeuge mit Verbrennungsmotortechnologie derzeit noch den globalen Automobilmarkt beherrschen.

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Ein Blick auf den Antriebsstrang des BMW 225xe. Der Elektro-Motor des Plug-in-Hybrid-Fahrzeugs BMW 225xe iPerformance gewann den Bayerischen Staatspreis für E-Mobilität. © BMW Group

 
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Audi Hungaria startet Serienproduktion von Elektromotoren. © Audi

 
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Zulieferer der Draht- und Kabelbranche nehmen bereits Tempo auf und begreifen die E-Mobilität als Chance.„Das Marktpotenzial ist gewaltig“, betont Wafios. „Entsprechend sind die Prognosen positiv.“ Daher rückte die E-Mobilität bei dem Unternehmen bereits vor Jahren ins Blickfeld. „Technischer Auslöser waren Anfragen aus dem Automobilsektor, sowohl auf OEM-Seite, Zuliefererebene als auch im Ausrüsterbereich vor rund drei Jahren“, erklärt der Anbieter von Maschinen für das Biegen von Draht und Rohren. Die E-Mobilität nahm Fahrt auf. Die Branche sei aber noch „übersichtlich und konzentriert auf wenige Marktteilnehmer“, erläutert Wafios.

2018 belief sich der weltweite Marktanteil des Elektroantriebs laut „Alix Partners Global Automotive Outlook 2019“ bei verkauften Fahrzeugen auf 2,7 %. Ein Anteil, der deutlich ausbaufähig ist, was die Wachstumsquote des E-Antriebs von über 65 % zeigt. Damit rast der Markt laut Outlook 2019 „im unumkehrbaren Markthochlauf“.

Schneller als erwartet

Laut VDA kommt die Elektromobilität schneller als viele erwarten. Ein Grund sind beispielsweise die Verschärfung der Regulierungen und die verbesserten Anreizsysteme für Elektromobilität, um den CO2-Ausstoß zu verringern. So soll es in Norwegen ab 2025 keine Neuzulassungen für konventionelle Antriebe geben – der Verkauf von Elektroautos wird mit massiven steuerlichen Anreizen gefördert.

Die Niederlande, Irland und Israel wollen 2030 nur noch auf emissionsfreie neue Wagen setzen. Ein Verkaufsverbot von Verbrennungsmotoren ist ab 2040 in Großbritannien und Frankreich vorgesehen. In den USA planen einzelne Bundesstaaten wie Kalifornien ab 2040 nur noch neue emissionsfreie Pkw zuzulassen. Um die Kurve zu kriegen, müssen die Zulieferer diese Zahlen ins Visier nehmen.

Global ist zwischen 2020 und 2025 eine drastische Zunahme von Hybriden und Elektrofahrzeugen zu erwarten. „Bis 2030 ist ein Produktionsanteil an elektrifizierten Fahrzeugen von weltweit 60 % und mehr wahrscheinlich“, prognostiziert der VDA. Hier werde China Vorreiter sein – jedes dritte Fahrzeug könnte bis 2030 vollelektrisch sein. In Westeuropa könne der Anteil durch strengere Regulierungen und Fahrverbote auf 25 % steigen. Ein Durchbruch in Afrika und Südamerika ist laut Verband nicht so schnell zu erwarten. Für Japan, Korea und Nordamerika wäre ein Anteil von rund 80 % an Hybridfahrzeugen denkbar.

Massiv investieren

Autohersteller und Autozulieferer müssen daher massiv investieren: Mindestens 202 Mrd. Euro sind in den kommenden fünf Jahren global aufzuwenden, um den Technologiewandel zum Elektroantrieb und die Entwicklung, Produktion und Vermarktung der bis zu 300 geplanten neuen E-Fahrzeuge zu meistern, berichtet der „Alix Partners Global Automotive Outlook 2010“. „Noch steht die Höhe der Investitionen in keinem Verhältnis zur bisherigen Nachfrage“, sagt Elmar Kades, Global Co-Lead Automotive und Managing Director bei Alix Partners.Gleichzeitig erhöhe die derzeitige und für die nächsten Jahre erwartete schwache Absatzentwicklung den kurzfristigen Druck auf die Margen und Cash-Flowsder Zulieferer, so Kades. Absatzschwäche und Investitionen fallen also zusammen.

Auch wenn die Situation herausfordernd ist, bleibt die Draht-und Kabelbranche optimistisch. „Elektrisch angetriebene Fahrzeuge versprechen für unser Unternehmen einen höheren Umsatz, weil mehr bzw. höherwertige Kabel benötigt werden“, erklärt beispielsweise Leoni. Denn vor allem Hybridfahrzeuge, die sowohl einen elektrischen als auch einen Verbrennungsmotor beinhalten, benötigten einen höheren Produktanteil des Unternehmens.

In verschiedenen Bereichen des E-Autos werden hochwertige Kabel benötigt: Im Ladekabel von der Ladesäule zum Fahrzeugsystem und vom Ladeanschluss zur Batterie. Leitungen transportieren den Strom schließlich über den Inverter zum Elektromotor. Die Innenverkabelung versorgt weitere Hochvolt-Komponenten, wie Klimakompressoren oder elektrische Heizung, mit Energie.

Elektrisierende Aussichten ...

Leoni hat insbesondere die Hochvolt-Batterie als Energiespeicher von Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden im Blick. Das Unternehmen konzentriert sich vor allem auf die Daten-und Energieverteilung innerhalb der Hochvolt-Batterien. „Wir gehen davon aus, dass die HV-Batterie in künftigen Fahrzeugen aufgrund ihrer großflächigen Anordnung Teile des bisher frei liegenden Hochvolt-Kabelsatzes enthalten wird.“ Ziel sei es, Kunden Systemlösungen für die Batterieverkabelung aus einer Hand anzubieten.

Gemeinsam mit dem Partner Diehl arbeitet das Unternehmen an Komplettlösungen. Bereits etablierte Produkte beider Häuser auf Gebieten wie Verkabelung, Stecksysteme und Zellkontaktierung würden zu einem Gesamtpaket verknüpft. Es sind also zukunftsfähige Strategien gefragt.

Laser für Kupferschweißen

Auch Trumpf erfährt die Elektromobilität als wachstumsfördernden Impulsgeber. Eine zentrale Rolle spielt hierbei ein neuer Laser, dessen Entwicklung der Laserspezialist im Zuge seiner E-Mobility-Strategie forciert hat und der sich laut Unternehmen als sehr geeignet für das Schweißen von Kupfer erweist. Kupfer gelte als der wichtigste Werkstoff zur Leitung von Strom und sei aus einem Elektroauto nicht wegzudenken.

Mit dem neuen Laser lasse sich Kupfer etwa für die Hochleistungselektronik von E-Autos effizient schweißen. „Der Wandel hin zur Elektromobilität bietet große Chancen für die deutsche Industrie“, betont Christian Schmitz, Geschäftsführer für den Bereich Lasertechnik bei Trumpf. Das Unternehmen erwartet durch den Wandel der Automobilindustrie weiteres Wachstum für sein eigenes Geschäft. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Umsätze des Unternehmens mit Produkten und Lösungen, die direkt in die Elektromobilität fließen, verdoppelt. „20 % unseres Auftragseingangs aus der Automobilindustrie kommenmittlerweile aus der Elektromobilität, doppelt so viel wie im vergangenen Jahr“, so Schmitz weiter.

Produkte und Prozesse ändern sich

Sich wandelnde Zeiten erfordern flexible Zulieferer – die passende Kurvenlage ist entscheidend. Sie müssen beachten, dass etwa die Abgas-und Kraftstoffanlage, der Verbrennungsmotor und das Niedervoltbordnetz beim weniger komplexen Elektroantrieb entfallen. Stattdessen haben sie sich auf Elektromotoren, Kühlungen für Elektronik und Batterie, Ladegeräte, ein Hochvoltbordnetz und eine PTC-Heizung einzurichten – Komponenten, die mitunter leistungsfähige Drähte und Kabel benötigen, damit Fahrzeuge nicht ins Stottern geraten.

Die Änderungen, die mit der Umstellung von der Verbrennungs- auf die Elektrofahrzeugtechnologie einhergehen, sind also grundlegend und betreffen Produkte und Prozesse. Auch „Kompetenzen wie Blasformen, Rohrextrusion und Zerspanungstechnik verlieren an Bedeutung, während Prozesse wie Wickelverfahren und Umformtechniken für Teile aus Aluminium und Magnesium gewinnen“, erläutert der VDA.Um weiter auf der Erfolgsspur zu fahren, muss die Draht-und Kabelbranche daher flexibel in die passende Richtung lenken.

Übergreifende Informationen über das gesamte Metallmessen-Portfolio befinden sich unter: www.metalflow-alliance.com.

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