17.01.19

Wartung statt Warten

Beim Instandhalten sind digitale Services, Tablets und Datenbrillen längst nicht mehr gewöhnungsbedürftig. Im Gegenteil: Sie rechnen sich in Euro und Cent. Hilfe beim Strukturieren der Instandhaltung gibt unter anderem DIN EN 17007:2017. Praktische Lösungen zeigt die Werkzeugmaschinenmesse „EMO“ in Hannover.

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Die DIN EN 17007:2017 strukturiert und beschreibt typische Instandhaltungsabläufe in allgemeingültiger Form: Prüfung Maschinenzustand an Steuerung. © Filì

 
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„Ein guter Instandhalter sollte seine Maschinen hard- und softwareseitig gut kennen, um vorausschauend Reparaturen zu planen und Material zu beschaffen.“ Peter Strohm ist Projektmanager Global Service bei Werkzeugmaschinenbauer Emag. © Emag

 
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Auch wenn sich das Bild gewandelt hat: Instandhalter bleiben Dienstleister der Produktion. Aber „… sie sind nicht mehr nur diejenigen, die gerufen werden, wenn die Maschine ein mechanisches, hydraulisches oder pneumatisches Problem hat“, sagt Peter Strohm, Projektmanager Global Service bei Werkzeugmaschinenbauer Emag GmbH+Co. KG. „Vielmehr ist wichtig, dass ein Instandhalter seine Maschinen hard- und softwareseitig bestens kennt, um Reparaturen zu planen und benötigtes Material zu beschaffen. Hierbei helfen zunehmend digitale Services, die bei der Überwachung des Maschinenzustands unterstützen.“ Schon beim Maschinenkauf sollten Unternehmen darauf achten, dass der Hersteller auf den Bedarf zugeschnittene Services anbietet. Emag reagiere hier flexibel: „Wir bieten Instandhaltung durch eigene Spezialisten an. Aber wir unterstützen auch Kunden, die das Thema selbst abdecken möchten“, unterstreicht Strohm.

Doch wie sollte man Instandhaltung nachvollziehbar konzipieren und umsetzen? Ein neuer EU-Standard gilt hier als Managementwerkzeug. Die DIN EN 17007:2017 strukturiert und beschreibt typische Prozesse der Instandhaltung in Unternehmens in allgemeingültiger Form. Diese dienen als Referenz, um beispielsweise die eigenen Abläufe mit den Leistungen von Dienstleistern aufeinander abzustimmen oder sich mit anderen Unternehmen zu vergleichen. Das Regelwerk bietet darüber hinaus Hinweise für geeignete Kennzahlen zur Messung der einzelnen Instandhaltungsmaßnahmen.

DIN EN 17007:2017 basiert auf einem französischen Standard. Die Norm wurde in Zusammenarbeit mit mehreren europäischen Ländern erweitert. In Deutschland haben Instandhaltungsverantwortliche aus Unternehmen der Fertigungs- und Prozessindustrie an der Entwicklung mitgewirkt. Einer, der federführend beteiligt war, ist Lennart Brumby, Leiter des Studiengangs Service-Ingenieurwesen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim.

Referenz für wesentliche Abläufe

„In der vernetzten Arbeitswelt wird wichtig sein, neben aufeinander abgestimmten Informationssystemen auch die jeweiligen Unternehmensprozesse aufeinander abzustimmen. Die Instandhaltung als Vorreiter der Industrie 4.0 braucht daher Referenzprozesse für die wesentlichen Abläufe, sowohl für die Kernprozesse der reaktiven und korrektiven Instandhaltung als auch für die vielfältigen Unterstützungsprozesse. Nur so kann die Vernetzung gelingen“, unterstreicht er die Notwendigkeit einer strukturierten und vergleichbaren Vorgehensweise. Die Norm sei nicht verpflichtend in der Anwendung. Wohl aber wäre es für jedes Unternehmen ratsam, die eigenen Prozesse der Instandhaltung auf die Prozesse der DIN EN 17007:2017 anzupassen. Nur so würden Unternehmen für die Welt der Industrie 4.0 gewappnet sein, sagt Brumby.

Zum Anwendungsumfang sagt er: „Die DIN EN 17007:2017 beschreibt nicht nur die klassischen Kernprozesse der Instandhaltung, wie Reparatur und vorbeugende Wartung, sondern beinhaltet auch die vielen begleitenden, unterstützenden Prozesse, ohne die die Instandhaltung nicht funktionieren würde. Und es werden die vielen Verknüpfungen und Informationsflüsse zwischen diesen Prozessen aufgezeigt. Potenzial liegt gerade in der Abstimmung und Vernetzung der Prozesse.“

„EMO“ zeigt praktische Lösungen

Im täglichen Prozess orientieren sich die Unternehmen ganz praktisch an der neuen Norm. „Bei Emag arbeiten wir seit einiger Zeit an einem Produkt, das eine Verschleißanalyse der Achsen und Spindeln der Maschine mittels Vibrationssensor ermöglicht. Bei einem definierten Trockenlauf der Maschine können wir zukünftig mit Hilfe eines Algorithmus auswerten, welche Komponenten der Maschine demnächst versagen werden, um den Instandhalter optimal bei seiner Reparatur- und Wartungsplanung zu unterstützen“, nennt Fachmann Peter Strohm ein Beispiel. Ziel dieser vorbeugenden und vorausschauenden Instandhaltung – Preventive und Predictive Maintenance – ist, Stillstände künftig komplett zu verhindern. In der Praxis hat sich das Emag-System bereits bewährt, denn es läuft derzeit erfolgreich bei Pilotkunden im Testbetrieb.

16. bis 21. September 2019 zeigen internationale Hersteller auf der Messe „EMO“ in Hannover Fertigungstechnik auf der Höhe der Zeit. Unter dem Motto „smart technologies driving tomorrow’s production!“ stellen sie die Bandbreite moderner Metallbearbeitungstechnik vor. Präsentiert werden neue Maschinen plus effiziente technische Lösungen, Produkt begleitende Dienstleistungen, Nachhaltigkeit in der Produktion.

Schwerpunkt der EMO in Hannover sind Werkzeugmaschine, Fertigungssysteme, Präzisionswerkzeuge, automatisierter Materialfluss, Computertechnologie, Industrieelektronik und Zubehör. Die Besucher der Messe kommen aus Maschinen- und Anlagenbau, Automobilindustrie nebst Zulieferern, Luft- und Raumfahrttechnik, Feinmechanik und Optik, Schiffbau, Medizintechnik, Werkzeug-, Formen-, Stahl- und Leichtbau. EMO ist eine eingetragene Marke des europäischen Werkzeugmaschinenverbands Cecimo. Veranstalter der Messe ist das Dachverbands-Mitglied Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken.

Emag GmbH+Co. KG
Austraße 24
73084 Salach
Ansprechpartner ist Peter Strohm
Tel.: +49 7162 17-0
info@emag.com
www.emag.com

Duale Hochschule Baden-Württemberg
Friedrichstraße 14
70174 Stuttgart
Ansprechpartner ist Lennart Brumby
Tel.: +49 711 320660-0
info@dhbw-mannheim.de
www.dhbw-mannheim.de

Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. (VDW)
Corneliusstraße 4
60325 Frankfurt
Ansprechpartner ist Christoph Müller
Tel.: +49 69 756081-0
vdw@vdw.de
www.vdw.dewww.emo-hannover.de

European Association of the Machine Tool Industries (Cecimo)
Avenue Louise, 66
1050 Brüssel/Belgien
Tel: +32 2 5027090
info@cecimo.eu
www.cecimo.eu