02.05.22 – Längsteilanlage mit vollautomatischer Schere
Sieben auf einen Streich
Der Standort Traunreut von BSH Hausgeräte arbeitet heute mit einer vollautomatischen Längsteilschere von B+S, die bis zu sieben Spaltbänder aus dem Coil schneidet. Dass sie zudem eine Mindestmaterialdicke von 0,3 mm beherrscht, hat den Hausgerätehersteller schon jetzt auf künftige Marktanforderungen vorbereitet.
Seit mehr als 70 Jahren versorgt das Traunreuter Werk, das zunächst zu Siemens gehörte und 1967 in BSH Hausgeräte eingegliedert wurde, den internationalen Markt mit Herden, Backöfen und Kochfeldern. Schon der weltweit erste Einbauherd wurde hier entwickelt und produziert. Für sein Produktspektrum fertigt der Hausgerätehersteller nahezu alle Bleche selbst – beispielsweise für Gehäuse- oder Lüftungsteile sowie Backrohre. Weil die Coilspaltanlage am Standort in die Jahre gekommen war, investierte BSH unlängst in eine neue Längsteilanlage für C-Stähle von der B+S Group.
Rüstzeiten und Produktionskosten senken
„Unsere bisherige Coilspaltanlage, die das gesamte Werk mit Blechzuschnitten versorgte, war 30 Jahre alt und genügte nicht mehr unseren hohen Sicherheitsstandards“, berichtet Sascha Radloff, Leiter Technischer Anlagenbau im Bereich Vorfertigung. „Aus diesem Grund haben wir uns Anfang 2019 dazu entschlossen, eine neue Längsteilanlage bei der B+S Group in Auftrag zu geben.“ Um die Effizienz in der Blechfertigung zu steigern und die Arbeitssicherheit zu verbessern, setzte es sich BSH zum Ziel, mit der hochautomatisierten Anlage die Rüstzeiten und die Produktionskosten zu senken. Weil der Zukauf spezieller Blechbreiten in Sonderabmessungen sehr kostenintensiv ist, musste die Längsteilschere zudem in der Lage sein, jegliche für die Herd- und Kochfeldproduktion benötigten Coilbreiten zu schneiden. Nachdem B+S die Anlage im Sommer 2020 geliefert und vor Ort anpasst hatte, wurde sie im zweiten Quartal 2021 in die laufende Traunreuter Produktion integriert.
Vollautomatisierte Anlagenprozesse steigern Produktion
Einer der zentralen Aspekte, die BSH bei der Coilspaltanlage besonders wichtig waren, ist die vollautomatische Längsteilschere. „Dank der Automatik lassen sich die Messer unkompliziert auf Coilbreiten zwischen 400 und 1620 mm einstellen“, berichtet Radloff. „Zugleich schneidet die Schere bis zu sieben Spaltbänder – der branchenübliche Durchschnitt liegt bei zwei bis drei.“ Um eine hohe Performance der Anlage sicherzustellen, besserte B+S vor Ort das automatisierte Verstellsystem der Messer nach. Heute werden damit die hohen Ansprüche an die Schnittqualität zur vollen Zufriedenheit erfüllt, betont Radloff.
Verarbeiten kann die Maschine Materialdicken zwischen 0,3 und 1,5 mm. Die Mindestdicke ist dabei von besonderer Bedeutung, da die Coils sehr empfindlich sind und die Anlagenprozesse eine große Sorgfalt erfordern. Schon heute werden sehr viele 0,4-mm-Bleche benötigt, wofür die alte Coilspaltanlage in Traunreut nicht mehr ausgelegt war. Für die Zukunft ist davon auszugehen, dass Markttrends die Verarbeitung noch dünnerer Bleche erforderlich machen werden, worauf das Werk bereits vorbereitet ist.
Weil BSH großen Wert auf Wirtschaftlichkeit legt, sollten mit der neuen Coilspaltanlage auch die Rüstzeiten drastisch reduziert werden. Zusätzlich zur vollautomatischen Einstellung der Längsteilschere wurde sie dabei für größere C-Stahl-Coils bis 18 t konzipiert. Damit der Coilwechsel weniger Standzeit kostet, verfügt das fahrbare Bundlager über zwei Coilplätze. Das Bestücken der Anlage mit einem neuen Coil läuft automatisiert ab. „Bislang waren hier mehrere manuelle Schritte notwendig“, betont Achim Kunz, Geschäftsführer von B+S. „Mit unseren Anlagenprozessen erreichen wir nun einen höheren Automatisierungsgrad, und das neue Coil ist mit einem Knopfdruck bereit zur Serienproduktion.“
Dass die Anlage mit bis zu 200 m/min deutlich schneller läuft als ihr Vorgänger, schlägt sich zusätzlich in den Produktionszahlen nieder. Mit der erreichten Durchsatzsteigerung kann das Traunreuter Werk jetzt nicht mehr nur die eigene Fertigung mit Blechteilen versorgen, sondern auch weitere Produktionsstandorte von BSH beliefern.
Individuell höhere Sicherheitsstandards garantieren
Eine weitere Anforderung, die BSH an die neue Längsteilanlage stellte, betraf die Sicherheitstechnik. „Nach dem Aufbau der Anlage mussten wir feststellen, dass unsere Sicherheitsphilosophie das in der Industrie allgemein gebräuchliche Niveau übersteigt“, sagt Radloff. Um den hohen Ansprüchen von BSH und speziell der Prozessen in Traunreut gerecht zu werden, passte B+S die Anlagensteuerung eigens an.
Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass die Längsteilanlage von einer Person bedient wird. Deshalb war es bei geöffnetem Schutztor möglich, einzelne Maschinenteile zu bewegen. Im Traunreuter Werk ist es jedoch üblich, dass bis zu zwei Mitarbeiter zeitgleich an der Anlage sind, weshalb die Standardspezifikation sicherheitstechnische Schwachstellen gehabt hätte. „Jede Produktionsstätte hat ihre eigenen Betriebsabläufe und entsprechend unterschiedliche Bedürfnisse in Bezug auf den Maschinenpark. Mitunter kristallisieren sich diese erst bei der Implementierung heraus“, weiß Kunz. Vor diesem Hintergrund war die sicherheitstechnische Anpassung in Traunreut einfach Tagesgeschäft.
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