05.06.25 – Interview mit ARKU
„Wir treiben die Produktentwicklung stringent voran!“
In der Welt des Richtens und Entgratens ist Arku Maschinenbau aus Baden-Baden eine feste Größe. BLECH+ROHRE+PROFILE sprach mit Prokurist Andreas Hellriegel über Neuheiten und neue Geschäftsfelder.
BRP: Sie haben bei Ihren Infotagen im Mai Neuheiten zum Entgraten vorgestellt, nun ist das Entgraten ja eine „konventionelle oder klassische“ Technologie...
Andreas Hellriegel: Ja und Nein. Wir haben gerade bei den extrem harten Fiber-Laserteilen gesehen, dass es hier noch Bedarf gibt, dies technologisch sinnvoll und effizient anzugehen. Hier ist unsere EdgeBreaker Fiber-Linie die Antwort. Das Besondere ist, dass die neuen Maschinen beide Seiten, also Ober und Unterseite plus Kanten in einem Durchlauf, also mit einer Aufspannung bearbeiten können. Für uns war wichtig, extrem robuste Maschinen zu bauen, die die harten Fiber-Grate zuverlässig beseitigen können.
BRP: In der EdgeBreaker-Linie gibt es jetzt auch die NEXT-Technologie. Was hat es damit auf sich?
Andreas Hellriegel: Mit dem neuen EdgeBreaker NEXT-Konzept erreichen Sie einen neuen Level im Entgraten und Verrunden von Laserteilen. Die großzügige Glasfront an der Vorderseite der Maschine ermöglicht einen klaren Blick auf den Arbeitsraum, was die Prozessüberwachung und -kontrolle erheblich vereinfacht. Zugleich ist die neue EdgeBreaker-Generation, dank eines innovativen Antriebskonzepts, um bis zu 40 Prozent energieeffizienter. Und wir rücken damit in eine neue Dimension vor, weil wir mit dieser Linie Teile bis zu zwei Metern Breite bearbeiten können.
BRP: Was gibt es denn im Bereich des Richtens Neues?
Andreas Hellriegel: Im Bereich Richten bieten wir die ganze Palette an. Die Maschinen aus der EcoMaster-Serie offerieren einen kostengünstigen Einstieg ins Teilerichten und sind für kleinere Bauteile gedacht. Dickere Bleche richtet dann die FlatMaster-Serie, die sogar 60 mm dicke Brennteile zuverlässig bearbeiten kann. Eine neue Maschine ist der SawMaster, der speziell für das Richten von Sägeblättern optimiert ist. Auch ein neues Ebenheitsmessgerät war Highlight der InfoTage. Doch nicht nur das Richten einzelner Blechteile steht im Fokus – auch das Richten und Verarbeiten von Coils war ein zentraler Schwerpunkt der Infotage dieses Jahr. Hier geht der Trend zum Richten von hochfesten Blechen weiter.
BRP: Coilbearbeitung und -handling ist in vielen Unternehmen zu einem wichtigen Thema avanciert...
Andreas Hellriegel: Neu ist das Thema vor allem in Kombination mit dem Laser. Wir haben eine Entwicklung in Zusammenarbeit mit Trumpf im Portfolio. Sie ermöglicht es Blechbearbeitern, auch mittlere Losgrößen, flexibel vom Coil zu fertigen. Dabei fällt im Teilezuschnitt viel weniger Abfall an, verglichen mit dem Laserschneiden von der Standard-Platine. Durch den Wegfall der Formatgrenzen können Blechteile effizienter verschachtelt werden. Das ermöglicht bei großflächigen Teilen bis zu 30 Prozent Materialeinsparung. Mit einem Anlagenbeispiel bei uns in Baden-Baden zeigen wir auf, wie Laserbetriebe ihre eigenen Blechzuschnitte herstellen können.
BRP: Sie sind zum wiederholten Male von der Wirtschaftswoche als innovativer Mittelständler ausgezeichnet worden. Wie schaffen Sie das?
Andreas Hellriegel: Wir sind seit Jahren im vorderen Bereich des Rankings. Aber die genauen Kriterien kenne ich tatsächlich nicht. Rückblickend haben wir in den letzten Jahren sehr viel Neues und Einzigartiges auf den Markt gebracht und sind damit in unseren Geschäftsfeldern Richten und Entgraten gewachsen. Das hat auch viel Geld und Zeit gekostet und Arku hat Maßstäbe gesetzt. Wir arbeiten dabei eng mit unseren Kunden zusammen und nehmen deren Fragestellungen und Wünsche ernst. Ein Team aus Technik und Vertrieb treibt gezielt, engagiert und stringent die Produktentwicklung voran. Dabei werden Anregungen der Kunden in pfiffige Produkte umgesetzt. Deshalb wurden wir wohl auch von der Wirtschaftswoche ausgezeichnet.
BRP: Sie haben jüngst das Thema Retrofit ins Spiel gebracht. Sehen Sie darin einen Zukunftsmarkt?
Andreas Hellriegel: Zunächst ging es ganz praktisch damit los, dass wir bei Kunden immer wieder auf Richtmaschinen gestoßen sind, deren Hersteller es gar nicht mehr gibt. Und die Kunden fragten uns als Richtmaschinen-Spezialisten, ob wir diese ersetzen oder wieder in Stand setzen könnten. Natürlich setzen wir sehr häufig auch eigene Maschinen und Anlagen wieder in Stand. Wir bauen sehr langlebige Anlagen, die seit Jahrzenten bei unseren Kunden arbeiten. Mit der Zeit ändern sich jedoch die Anforderungen an die Anlage oder die Steuerungstechnik entwickelt sich weiter, sodass Anpassungen an der Anlage notwendig werden. So entstand nach und nach dieser Geschäftsbereich, der nun eigenständig agiert. Wir haben hier ein Team am Start, das viel Knowhow für die bestehende Technik hat und ganz gut abschätzen kann, wann und wie sich ein Retrofit lohnt. Wenn man bei Gebrauchtmaschinen ein Angebot abgibt, steckt immer etwas Risiko dahinter, weil man eben nicht von vorneherein exakt abschätzen kann, was da auf einen zukommt. Da braucht es ein Team mit viel Erfahrung.
BRP: Arku sieht sich als bodenständigen Betrieb, bleibt die Standortbestimmung?
Andreas Hellriegel: Dreh- und Angelpunkt ist unser Richt- und Entgratzentrum. Das ist unsere Basis und unser Fixpunkt. Hier kann jeder Kunde mit seinen Themen zu uns kommen und Antworten auf seine Fragen bekommen. Aber wir sind natürlich weltweit präsent. In USA haben wir bereits unser zweites Richtzentrum eröffnet.
Das Interview führte BLECH+ROHRE+PROFILE-Chefredakteur Tilo Michal