07.02.19

Vielfalt statt Einfalt, um nicht in der Nische zu landen

Variantenvielfalt bleibt ein Faktor im Wettbewerb. Wie weit Industriebetriebe ihre Produkte aber individualisieren, richtet sich häufiger nach den technischen Möglichkeiten als an Vertriebsstrategien. Die Chancen der Digitalisierung werden dabei eher schüchtern genutzt. Wie also weiter?

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Digitalisierungskonzepte werden im Vertrieb wenig genutzt. © Bearing Point

 
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„Die meisten Betriebe nutzen Produktkonfigurationen opportunistisch.“ Donald Wachs, globaler Leiter Manufacturing bei Bearing Point.

 
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Breite im Programm muss sein. Es sei denn, man vertraut darauf, in seiner Nische exklusiv zu bleiben. Und auch die technische Auftragsabwicklung durch eine – womöglich globale – Wertschöpfungskette zählen seit Jahren zu den Wettbewerbsfaktoren. Beim Management der Programmvarianten ist die technische Machbarkeit der Schwerpunkt. Nachholbedarf gibt es dagegen bei Markt- und Vertriebsstrategien. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie zur Global Excellence in Supply Chain Operations (Gexso) von Consulter Bearing Point. Experten aus 79 Maschinen- und Anlagenbauunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren befragt worden.

Wenn die Produkt- und Variantenvielfalt steigt und Produktlebenszyklen immer kürzer werden, so verändert dies alle Unternehmensbereiche. Die Studie zeigt, dass die Konfiguration von Produkten als Bestandteil von Supply Chain-Prozessen immer wichtiger wird. So gaben 79 % befragten Betriebe an, dass Produktkonfiguration ein wesentlicher Erfolgsfaktor sei. Bei Unternehmen mit besonders hohem Reifegrad in den Konfigurationsabläufen lag die Zustimmung noch höher. Für fast 90 % ist Produktkonfiguration entscheidend für den Unternehmenserfolg. Nur 2 % der Befragten sehen dies nicht so.

Gleichzeitig zeigt die Analyse, dass sich die befragten Firmen bei den Modellvarianten eher an technischen Möglichkeiten orientieren, und nicht so sehr an vertrieblichen Aspekten. Das Engineering hat bei fast zwei Drittel der Unternehmen immer noch den größten Einfluss auf Konzeption und Umsetzung der Konfigurationsmodelle. Der Vertrieb ist im Schnitt weit weniger verantwortlich. IT, Einkauf, Produktion und Supply Chain sind – wenn überhaupt – nur geringfügig beteiligt. „Die meisten Industrieunternehmen nutzen Produktkonfigurationen vor allem opportunistisch. Sie richten sie bisher nicht an den strategischen Zielen im Markt aus“, konstatiert Donald Wachs, globaler Leiter Manufacturing bei Bearing Point.

Engineering bleibt entscheidend

Im Kontext der Produktvarianten wurde weiteres Potenzial festgestellt bei den Digitalisierungsstrategien. Sicher: Die Daten verkaufter Produktoptionen werden zwar in vielen Fällen analysiert. Jedoch nutzen knapp drei Viertel der Befragten die Ergebnisse bisher nicht. „Möglichkeiten, wie weniger nachgefragte Optionen anders zu bepreisen oder auch nach Kundenbedürfnis und Verkaufsstrategie systemgestützt passende Pakete anzubieten, bleiben weitgehend ungenutzt“, sagt Donald Wachs. Dagegen nutzten die in der Studie als „Vertriebsprofis“ identifizierten Unternehmen die gegebenen Potenziale besser aus: Hier analysiert bereits eine Mehrheit die Konfigurationen und nutzt gewonnene Erkenntnisse dazu, das Produktportfolio zu standardisieren.

Revolutionäre Veränderungen sind fürs erste unwahrscheinlich. Dennoch wird das Konfigurationsmanagement weiter ausgebaut und professionalisiert werden. Das Ausschöpfen digitaler Möglichkeiten wie – beispielsweise – einen „Digital Twin“ einzusetzen, um Daten der individuellen Konfiguration bis in den Kundenservice zur Verfügung zu stellen, zählt auch künftig zu den wichtigsten Voraussetzungen, um das volle Leistungsvermögen von Produktvarianten in der Lieferkette auszunutzen. Die komplette Studie finden Sie hier http://bit.ly/2Ss7wb2-Vielfalt

www.bearingpoint.com

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