10.12.21 – Kabelverschraubungen
Ohne Blei geht’s auch
Kabelverschraubungen aus Messing enthalten in der Regel auch einen kleinen Bleianteil. Damit wird die Zerspanbarkeit verbessert. Allerdings rechnen Experten damit, dass Blei als Beimischung bald verboten wird. Deshalb hat Lapp schon im vergangenen Jahr eine bleifreie „Skintop“-Kabelverschraubung auf den Markt gebracht.
An der Tankstelle haben wir uns längst daran gewöhnt, dass Sprit kein Blei mehr enthalten darf. Auch metallische Werkstoffe müssen auf Blei als Beimischung zur leichteren Verarbeitung verzichten – mit einer Ausnahme: In Kupferlegierungen sind bis zu 4 % erlaubt – dazu gehört auch Messing, das in Kabelverschraubungen verarbeitet wird. Endet die Ausnahme, darf auch Messing kein Blei mehr enthalten, das legt die europäische Richtlinie RoHS (Restriction of Hazardous Substances) fest. In der REACH-Chemikalienverordnung steht Blei zudem auf der Kandidatenliste der „Substances of very high concern“, die schon bald verboten werden könnten.
Nachhaltigkeit ist Lapp wichtig
So lange wollte Lapp nicht warten: Schon seit August 2020 bietet der Weltmarktführer für integrierte Kabel- und Verbindungslösungen Kabelverschraubungen in einer bleifreien Messingvariante an. Und die ersten Reaktionen der Anwender sind sehr positiv. „In den ersten Wochen haben wir vielfach erlebt, dass es für unsere Kunden eine Rolle spielt, und sie darauf gewartet haben, bis einer den ersten Schritt macht und endlich eine bleifreie Variante präsentiert,“ erklärt Produktmanagerin Lisa Schlingmann bei Lapp.
Die Entwicklung der bleifreien Variante stellte das Unternehmen vor große Herausforderungen. Bisher wurde für Messingprodukte zwischen 2 % und 4 % Blei beigemengt, um die Zerspanbarkeit der Messinglegierungen zu verbessern. So wirkt Blei in Kupferlegierungen als Spanbrecher und Schmiermittel. Durch die geringere Materialhärte lässt sich die Verschraubung schneller und einfacher bearbeiten.
Lapp hat in den letzten Monaten unterschiedliche bleifreie Legierungen untersucht. Dazu gehörten Tests in der Fertigung, um die Prozesssicherheit und die Tauglichkeit der Werkzeuge sicherzustellen. Lapp hat einen Werkstoff gefunden, der sehr zufriedenstellende Ergebnisse bei der Herstellung der Zwischenstutzen und Hutmuttern für die Kabelverschraubungen liefert. Trotzdem waren aufwändige Prozessanpassungen notwendig. Hierfür mussten teils neue Werkzeuge angeschafft werden. Außerdem ist das Materialmanagement und insbesondere das Spänemanagement sehr aufwändig, solange ein Produkt immer aus zwei verschiedenen Messingmaterialien gefertigt wird. Da Lapp beide Varianten – mit Blei und bleifrei – im Portfolio hat, sind auch die für die Herstellung nötigen Prozesse doppelt.
Aber der Erfolg macht Mut. Sowohl das Labor von Lapp sowie externe Prüfinstitute haben bestätigt, dass die Eigenschaften der Produkte vergleichbar sind mit den aktuellen Varianten. Das gilt für die mechanischen Eigenschaften, die Korrosionsbeständigkeit sowie die EMV-Eigenschaften. Auch erfüllen die bleifreien Varianten die Schutzart IP 68. Das neue Material ist zwar aufwändiger zu verarbeiten, dennoch hat sich LAPP entschieden, das Material ins Standardsortiment aufzunehmen. „Nachhaltigkeit ist uns wichtig“, betont Guido Ege, Leiter Produktmanagement und -entwicklung bei Lapp. „Deshalb handeln wir bereits jetzt und warten nicht ab, bis ein Gesetz uns dazu zwingt.“
Zum Start gibt es die gängigsten Kabelverschraubungen von Lapp auch in einer bleifreien Variante. Zu den ersten Produkten gehören die beliebten Modelle „Skintop MS-M und MS-SC-M“ sowie die Gegenmutter „Skindicht SM-M“. Für vielseitige Anwendungen im Maschinen- und Anlagenbau, in der Mess-, Steuer- und Regeltechnik sowie bei hohem Anspruch an die mechanische und chemische Stabilität ist die Skintop MS-M erste Wahl. Sie bietet optimale Zugentlastung, große Klemmbereiche, viele Zulassungen und eine hohe Schutzart. Die EMV-Verschraubung Skintop MS-SC-M mit hochleitfähiger, flexibler EMV-Kontaktfeder hat einen niederohmigen Schirmkontakt zur EMV-gerechten Erdung des Schirmgeflechts. Alle diese Varianten sind in den metrischen Größen M12 bis M63 sofort lieferbar ab Lager. Schrittweise werden weitere Produktgruppen um bleifreie Varianten ergänzt. Auch die bisherigen Varianten bleiben vorerst weiterhin ab Lager verfügbar.
„Mit den bleifreien Kabelverschraubungen hat sich Lapp erfolgreich den Herausforderungen eines alternativen Werkstoffs gestellt“, ergänzt Lisa Schlingmann, Produktmanagerin bei Lapp.
Anwender, die trotzdem noch die bleihaltige Kabelverschraubungen verwenden, müssen sich keine Sorgen machen. Die Standard-Messingverschraubungen von Lapp sind mit Nickel veredelt. Somit kommt der Anwender mit der Messinglegierung selbst gar nicht in Kontakt. Auch mit Trinkwasser kommen die Verschraubungen nicht in Berührung. „Von unseren Kabelverschraubungen selbst, die einen geringen Bleianteil enthalten, geht keine Gefahr für die Anwender aus. Uns ist aber dennoch wichtig, den gesamten Materialkreislauf zu beeinflussen und dahingehend zu wirken, dass Blei künftig aus der gesamten Wertschöpfungskette verbannt werden kann“, betont Lisa Schlingmann.
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