17.06.22 – Gleitschlifftechnik
Neue Verfahrensmittel für das Gleitschleifen
Mit drei kürzlich eingeführten Produkten ermöglicht es Rösler Oberflächentechnik, sowohl die Bearbeitungsqualität als auch die Reproduzierbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit von Gleitschliffprozessen zu erhöhen sowie neue Anwendungen zu realisieren, etwa für komplexe, schöpfende Werkstücke.
Vom Entgraten und Kantenverrunden über das Schleifen und Polieren bis zur Herstellung spezifischer Oberflächeneffekte: Mit der Gleitschlifftechnik lassen sich sehr unterschiedliche Bearbeitungsaufgaben an Schüttgütern und Einzelteilen ausführen. Dabei sind oft hohe Anforderungen an die Qualität, Prozesssicherheit, Rückverfolgbarkeit und Wirtschaftlichkeit zu erfüllen. Zugleich rücken die Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit ins Zentrum der Ausrichtung von Unternehmen. Nicht zuletzt erfordern die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung von Produktionsprozessen auch in der Gleitschlifftechnik angepasste Lösungen.
Diese Herausforderungen beantwortet Rösler Oberflächentechnik mit konsequenter Forschung und Entwicklung sowohl bei der Maschinen-, Prozess- und Automatisierungstechnik als auch bei den Verfahrensmitteln. „Wir beschäftigen uns intensiv mit den Trends und Anforderungen der verschiedenen Branchen und Märkte. Die Erkenntnisse setzen wir in systematischer Entwicklungsarbeit in innovative Produkte um, die unseren Kunden einen spürbaren Mehrwert bieten und das Anwendungsspektrum der Gleitschlifftechnik erweitern“, betont Global Manager R&D Rüdiger Böhm.
Spezielle Form macht Unmögliches möglich
Eine solche Innovation ist der „Multishape“-Keramikschleifkörper, der sich von marktgängigen Schleifkörpern durch seine patentierte Form ohne planparallele Flächen unterscheidet. Dieses Design wirkt einerseits Verklemmungen entgegen, die insbesondere bei komplex geformten Werkstücken die Bearbeitung beeinträchtigen und oft nur manuell entfernt werden können. Andererseits ermöglicht die Form mit allseits gerundeten Flächen, dass bisher nicht oder nur aufwendig in Gleitschliffverfahren zu bearbeitende Werkstücke prozesssicher und effizient entgratet, kantenverrundet und geschliffen werden können. Dazu zählen Bauteile mit schwer zugänglichen Bereichen wie Radien, Hinterschneidungen, Einkerbungen und Schlitze, die unter anderem bei Stanzbiegeteilen zu finden sind. Eine ebenso effektive wie homogene Außen- und Innenbearbeitung lässt sich mit dem Keramikschleifkörper auch bei Rohrabschnitten und Komponenten mit schöpfenden Geometrien wie Gehäusen und Tiefziehteilen realisieren.
Darüber hinaus gestatten ein im Vergleich zu klassischen Keramikschleifkörpern schnelleres Umwälzverhalten, eine höhere Bewegungsaktivität und ein optimierter Materialabtrag um bis zu 10 % kürzere Bearbeitungszeiten. Im Einsatz überzeugt der Multishape zudem durch eine gleichmäßige Abnutzung. Diese Formbeständigkeit der Schleifkörper erlaubt eine längere Nutzung, die sich positiv auf die Betriebskosten auswirkt. Die Schleifintensität lässt sich durch verschiedene Keramikqualitäten an die Anwendung anpassen.
Schaumfrei gleitschleifen
Schaumbildung ist eine Begleiterscheinung, die bei Gleitschliffprozessen mit Kunststoffschleifkörpern, auch bei sogenannten schaumreduzierten Varianten, immer wieder auftritt. Problematisch ist der Schaum, weil er wie ein Puffer zwischen Bauteilen und Schleifkörpern wirkt und so die Abtrags- beziehungsweise Schleifwirkung mindert. Darüber hinaus legt sich der mit Abrieb und Feinstpartikeln angereicherte Schaum auf den Teilen ab, und aus den Anlagen austretender Schaum kann das Arbeitsumfeld verschmutzen. Nicht zuletzt verschlechtert der Schaum die Aufbereitungsqualität des Prozesswassers, sodass mehr Compound eingesetzt und das Wasser früher ausgetauscht werden muss.
Bisher wurde versucht, der Schaumbildung durch Additive entgegenzuwirken. Bei zusätzlichen Kosten und verringerter Nachhaltigkeit allerdings mit mäßigem Erfolg. Das Problem hat Rösler nun mit einer schaumfrei arbeitenden Rezeptur gelöst: der sogenannten „N-Variante“. „Umfangreiche Feldversuche mit verschiedenen Pilotanwendern haben gezeigt, dass die schaumfreien Kunststoffschleifkörper über identische Schleifeigenschaften und -leistungen verfügen wie die bisherigen Varianten”, berichtet Christian Höhn, Abteilungsleiter Technologiemanagement Gleitschlifftechnik.
Festgestellt wurde in den Versuchen auch, dass Gleitschliffprozesse mit den weiterentwickelten Schleifkörpern deutlich stabiler laufen und das geforderte Ergebnis homogen in kürzeren Bearbeitungszeiten erreicht wird. Diese Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit werden durch eine längere Nutzungsdauer der Schleifkörper und des Prozesswassers sowie einen verringerten Compoundverbrauch weiter erhöht. „Verschiedene Anwender sind aufgrund der störenden Schaumbildung bisher auf einen Keramikschleifkörper ausgewichen. Für diese Unternehmen ist die schaumfreie Variante eine Alternative, um ihre Prozesse zu optimieren”, merkt Höhn an. Alle Kunststoffschleifkörper aus dem Rösler-Programm sind in der N-Version erhältlich.
Mit Granulat staubfrei trocknen
Mit der dritten Neuentwicklung aus Untermerzbach lässt sich die Staubentwicklung, die bei der Trocknung mit Naturgranulaten wie Maisschrot prozessbedingt entsteht, signifikant eindämmen. Das flüssige, leicht zu dosierende Additiv „Anti-Dust“ bindet schon in geringen Mengen entstehende Stäube. Je nach Betriebsdauer und Werkstücken kann das Additiv manuell oder automatisiert nachdosiert werden.
Anti-Dust wird in Kombination mit dem Granulat bei Trocknungsprozessen von Metall- und Kunststoffteilen eingesetzt und gewährleistet ohne Beeinträchtigung der Trocknungsleistung fleckenlos trockene Oberflächen. Gleichzeitig werden Staubrückstände an den Werkstücken, im Trockner und dem Umfeld verringert. „In puncto Umweltverträglichkeit überzeugt Anti-Dust ebenfalls, es ist rein pflanzlichen Ursprungs und lebensmittelecht“, merkt Rainer Schindhelm, Bereichsleiter Verfahrensmittelfertigung, an.
Rösler Oberflächentechnik GmbH
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