17.04.25 – Oberflächenbehandlung in herausforderndem Projektumfeld

Konservierungslinie von Rösler

Im nordamerikanischen Raum setzt ein gigantisches Walzwerk für Stahlbleche neue Maßstäbe in Bezug auf die Größe der dort gewalzten und bearbeiteten Bleche.

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Mit ihren 75 m Länge und einem Produktionsvolumen von 122.000 t/pa ist die Konservierungslinie KON 47/3-HD ein Kraftpaket. © Rösler

 
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Nach Strahlung und Reinigung werden die Bleche in die automatische Lackieranlage transportiert. Dort wird die Zwei-Komponenten-Farbe im Airless-Verfahren aufgebracht. Sensoren erfassen dabei die Blechgröße und -breite sowie die Transportgeschwindigkeit des Blechs und minimieren so unnötigen Overspray. © Rösler

 

Neben besonders dicken und großformatigen, walzfrischen Stahlblechen bietet der US Stahlproduzent seinen Großkunden aus der Öl- und Offshore-Industrie die Oberflächenbehandlung der Walzprodukte als zusätzlichen Service an, da diese Leistung in der Branche zunehmend an Bedeutung gewinnt. Umgesetzt wird dies konkret mit einer Konservierungslinie vom Typ KON 47/3-HD in Walzwerkausführung der Rösler Oberflächentechnik GmbH.

Gigantische Stahlbleche erfordern höchste Präzision

Mit rund 75 m Länge, einem Strahlmitteldurchsatz von 3,7 t/min und einem Produktionsvolumen von 122.000 t pro Jahr ist die Konservierungslinie, die Rösler Oberflächentechnik für den amerikanischen Stahlproduzenten konzipiert und hergestellt hat, ein echtes Kraftpaket. Das muss sie allerdings auch sein, denn die Bleche, die hier bearbeitet werden, haben gewaltige Ausmaße. Je nach Auswalzdicke des Slabs, also des Stahlrohlings, können sie bis zu 4300 mm breit, 18000 mm lang und maximal 203 mm dick sein.

„Genau darin lag für uns die Herausforderung: Um solche großen und schweren Platten mit einem Maximalgewicht von über 45 Tonnen strahlen zu können, bedarf es einer extrem robusten Anlage, die extrem leistungsstark ist, aber gleichzeitig präzise arbeitet und den geforderten Reinheitsgrad von 2,5 SA zuverlässig erreicht. In Kombination mit einem recht straffen Zeitplan war das ein spannendes und ambitioniertes Projekt für uns“, berichtet Marcus Witter, Global Sales Expert bei Rösler.

Rösler Konservierungslinie mit Mehrwert

Der Standort der Rösler-Anlage am Ende der Prozesskette deutet bereits auf ihre Sonderstellung innerhalb des Walzwerkes hin: Die Rösler Konservierungslinie bietet keine Standardbearbeitung, sondern einen optionalen Zusatzservice, der für immer mehr Zwischenhändler und Endkunden an Bedeutung gewinnt: Der Kunde hat die Wahl zwischen einem walzfrischen Blech oder einem bereits gestrahlten und/oder lackierten Blech. „Je nachdem, was mit dem Blech passiert, kann das ein sehr attraktiver Mehrwert sein. Zum Beispiel, wenn Bleche lange Versandwege haben und dabei möglicherweise erste Korrosionsstellen auftreten. In diesem Fall macht es Sinn, bereits vor dem Versand zu strahlen und einen Korrosionsschutz aufzubringen. Gleichzeitig spart sich der Kunde dann ein bis zwei Prozessschritte in der eigenen Produktion, weil er das Blech direkt zuschneiden und schweißen kann, ohne die schweißfähige Grundierung vorher entfernen zu müssen“, erklärt Witter. In der Anlage kommen Lösungsmittel basierte Grundierungen zum Einsatz, wie sie unter anderem auch im Schiffsbau- und Offshore-Bereich gefordert werden. Auch im traditionellen Stahlbau kommen teilweise lösemittelhaltige Lacke zum Einsatz. Aufgrund der steigenden Anforderungen an den Schutz der Umwelt sind Rösler Konservierungslinien auch in der Lage, wasserbasierte Lacke zu verarbeiten.

Anlagenaufbau für maximale Effizienz

Das Herzstück der Konservierungslinie von Rösler ist eine Rollenbahn-Strahlanlage. Vorgeschaltet sind dieser eine Abblaseinheit, die das Eintragen von Verschmutzungen verhindert, sowie ein Vorwärmer. Dieser hat eine maximale Betriebstemperatur von 260 Grad und wird sehr effizient mit zwei Gasbrennern im Umluftbetrieb beheizt. Hier werden die Bleche auf die optimale Betriebstemperatur für die spätere Lackierung aufgeheizt. Anschließend gelangen sie über eine kurze Zwischenrollbahn in die Strahlanlage, die mit zehn Gamma 400G-Turbinen mit jeweils 30 kW ausgestattet ist. Die Turbinen können selektiv, je nach Blechbreite, automatisch abgeschaltet werden. Dies erhöht den Wirkungsgrad, reduziert den Verschleiß und senkt somit die Betriebskosten.

Speziell für die automatische Blechbreitenerkennung wurde die Anlage mit einer verbesserten Strahlmittelrückführung und -verteilung ausgestattet, um auch bei selektiver Abschaltung einzelner Turbinen stets eine gleichmäßige Strahlmittelverteilung bei optimaler Reinigungsleistung gewährleisten zu können. Um dem Gewicht von 7 t pro laufendem Meter und dem Strahlmitteldurchsatz von 3,7 t/min auch unter Volllast und im Dauerbetrieb standhalten zu können, ist die Strahlkammer komplett aus 8,0 mm Manganstahl gefertigt und zusätzlich mit austauschbaren Manganstahlplatten mit einer Stärke von 8,0 mm ausgestattet.

Emissionsgrenzwerte einhalten

Nach dem Strahlen wird das Blech automatisch mittels einer integrierten Reinigungsstation gereinigt, sodass es frei von Strahlmitteln und Staub in die automatische Lackieranlage transportiert wird. Dort wird die Zwei-Komponenten-Farbe im Airless-Verfahren aufgebracht. Sensoren erfassen dabei die Blechgröße und -breite sowie die Transportgeschwindigkeit des Blechs und minimieren so unnötigen Overspray, also das Verblasen von Farbe im Raum, was für mehr Effizienz und einen geringeren Farbverbrauch sorgt. Im Endzustand muss das lackierte Blech eine Trockenschichtstärke von 15 µm bis 25 µm aufweisen. Ist das Blech lackiert, geht es in den auf rund 60 Grad erwärmten Farbtrockner. Diesen durchfährt das Blech auf einem speziellen Kettenförderer, damit die Farbe an der Unterseite des Bleches nicht beschädigt wird und keine sichtbaren Defekte entstehen. Eine thermische Nachverbrennung sorgt dafür, dass die lösemittelhaltige Abluft aus der Lackieranlage und dem Trockner gereinigt wird und die Emissionsgrenzwerte der Anlage sicher eingehalten werden.

Erfolgreiche Inbetriebnahme trotz Zeitdruck

Seit Ende 2023 ist die Rösler Konservierungslinie im Einsatz und läuft zuverlässig und kontinuierlich. Dabei war die Montage der Linie aufgrund des engen Zeitplans für den Bau des gesamten Walzwerkes eine echte Herausforderung. Denn während sie bereits aufgebaut wurde, liefen die Bauarbeiten an der Halle mit Hochdruck weiter, um das Dach, die Außenwände und andere notwendige Installationen fertigzustellen. „Das machte die Montage der Anlage zu einer echten Herausforderung, aber wir wollten unseren Kunden gerne dabei unterstützen, seinen engen Zeitplan einzuhalten. Das ging nur im direkten täglichen Austausch der Projektteams auf beiden Seiten, der aus unserer Sicht sehr angenehm und konstruktiv gelaufen ist und letztendlich auch zum gemeinsamen Erfolg geführt hat“, resümiert Marcus Witter.

www.rosler.com