08.05.25 – Interview mit Condat Deutschland

„Die Geschichte hat uns gelehrt, Wandlungsprozesse zu verstehen“

Die Condat GmbH in Deutschland hat im Spätherbst ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Insgesamt ist das französisch-deutsche Unternehmen 170 Jahre alt. BLECH+ROHRE+PROFILE sprach mit dem deutschen Vertriebschef Ingo Köhle über die wechselvolle Geschichte und Produkt-Highlights.

Schmierstoffe-Brandschutz.jpg

Condat sieht sich als Spezial-Schmierstoffhersteller für die gesamte Prozesskette der Metallindustrie. © Condat

 
Condat-Firmensitz-in-Bonn.jpg

Condat-Zentrale in Frankreich aus der Vogelperspektive. © Condat

 
Alle Bilder anzeigen

BRP: 25 Jahre Condat in Deutschland. Glückwunsch!

Ingo Köhle: Auch wenn unsere Mutter, die französische Condat-Groupe, bereits seit den 70er Jahren auf dem deutschen Markt erfolgreich aktiv ist, wurde 1999 die Vertriebsgesellschaft gegründet und ein weiteres klares Commitment zum deutschen Markt und der deutschen Industrie gesetzt.

BRP: Auf stolze 170 Jahre kann das Familienunternehmen zurückschauen. Sie vergleichen sich dennoch oft auch mit „Start-up-Unternehmen"...

Ingo Köhle: Ja und nein. Wir sind zunächst sehr stolz auf diese Firmengeschichte. Vor 170 Jahren gab es weder Autos noch Flugzeuge, ganz geschweige von SPS, CAD-CAM, adaptiver Fertigung oder 3D-Druck. Energieträger waren Wasserkraft und Wasserdampf (sowie Muskelkraft). Heute eine entfernte, skurrile Vorstellung. Mit jedem Wandel der Zeit und diese waren zahlreich, haben sich unsere Chefs diesen neuen Aufgaben gestellt und zeitgemäße Lösungen entwickelt und angeboten. Auch heute sind wir mitten in, ich möchte sagen, diversen Wandelprozessen und Strömungen. Unsere Geschichte hat uns gelehrt, diese zu verstehen und entsprechend zu agieren.

Heute mit einem Team von ca. 700 Mitarbeitern verstehen wir uns in vielen Bereichen als Marktführer. Auch für die Zukunft haben wir ambitionierte Ziele. Und damit komme ich auf den Vergleich zum „Start-up“. Unser Mitarbeiterteam ist überdurchschnittlich jung. Wir bieten Raum für klassische aber auch disruptive Entwicklungen und entwickeln eng mit den Kunden zusammen.

BRP: Sie, Herr Köhle sind die ganzen 25 Jahre dabei. Wie sehen Sie die Diskussion um die Deindustrialisierung in Deutschland?

Ingo Köhle: Viele Wellen schlagen sehr hoch. Aber auch eine raue See kann man meistern. Ich habe weiterhin Vertrauen in unsere Ingenieure. Unsere Stärke der immer noch guten Ausbildung sowie das hohe Niveau in der Forschung und Entwicklung sollten auch innovativ umgesetzt werden können. Hier wird es schwieriger, da Fachkräftemangel, komplizierte Genehmigungsverfahren, auch für bestehende Betriebsprozesse, marode Infrastrukturen und auch gesellschaftlichen Spannungen entgegenwirken. In den Unternehmen sehe ich, wie viele „die Ärmel hochkrempeln“ und wie gemeinsam Lösungen erarbeitet werden. Klar ist, dass unsere Wirtschaft bessere Rahmenbedingen braucht.

BRP: Bleiben wir konkret bei den Schmierstoffen. Womit kann Condat helfen?

Ingo Köhle: Wir produzieren unsere Produkte für die Anwender. Die jeweiligen Anforderungen sind es, die uns interessieren und die es zu meistern gilt. Condat ist groß genug, um mit unseren jeweiligen Fachabteilungen und Laboratorien Spezialprodukte zu entwickeln und wir sind zugleich wendig genug, um flexibel und mit hoher Agilität zu operieren, also wieder wie ein „Start-up“. In Co-Development-Projekten entwickeln wir eng mit den Kunden deren spezifischen High-Performance-Lösungen. Hier spielen zunehmend auch CSR- und Nachhaltigkeitsvorgaben eine wichtige Rolle. Unser Ziel ist es hierbei, die ökologischen Ziele ohne reduzierte Wirtschaftlichkeit zu erreichen. Aktuell konnten wir auf der Lubricant Expo in Düsseldorf diverse Produkte vorstellen und eine sehr positive Resonanz einfahren.

BRP: Würden Sie hier etwas konkreter werden: Worin liegen die Besonderheiten bei Condat?

Ingo Köhle: Wir verstehen nicht nur Schmierstoffe und Tribologie, sondern sind nah an den technischen Prozessen unserer Anwender. Der Erfolg liegt in unseren konsequenten Partnerschaften. Gerade jetzt Zukunftsvisionen zu diskutieren und Projekte anzustoßen, öffnet Wege, die kommenden Herausforderungen zu meistern. Fachkräftemangel und Generationenwechsel/Demographie, Nachhaltigkeit und Rohstoffsituationen, Preiskämpfe und Energiekosten, eine kleine Auswahl der Themen, denen wir uns in aller Bescheidenheit auch mit unseren Schmierstoffen stellen. Unsere eigenen, gerade umfangreich modernisierten Laboratorien, unsere Graphitmühlen, Produktionskessel und automatisierten Fertigungslinien bilden neben unserer Belegschaft eine weiterhin gute Basis.

BRP: In welchen Anwendungsfeldern sehen Sie besondere Stärken?

Ingo Köhle: Condat entwickelt und produziert Schmierstoffe, und wir sagen gerne „Spezial-Schmierstoffe“, für die gesamte Metallindustrie. In Metallhütten, Gießereien und der Warmumformung sind wir mit unseren Sicherheits-Hydraulikölen sehr stark. Im Gesenkschmieden, Strangpressen, Rohrwerken und Ringwalzen sind zudem unsere Umformtrennstoffe bewährt. Auch in der Kaltumformung sind unsere Produkte etabliert. Dennoch, jede Anwendung ist nahezu einzigartig und bedarf einer Einzelbetrachtung. Hier ist unser Team stets vor Ort beim Anwender und unterstützt.

Das Interview führte BLECH+ROHRE+PROFILE-Chefredakteur Tilo Michal.

www.condat-schmierstoffe.de