Aus zwei mach eins: Als sich die beiden Unternehmen Spießberger und Lenzing Blechtechnik zu Ger4tech Metall zusammenschlossen, blieben zunächst die alten Standorte bestehen. Um jedoch alle Synergieeffekte optimal nutzen zu können, setzte das Unternehmen seinen Zusammenschluss konsequent fort und bezog 2020 das neu errichtete Metall & Mechatronik Center im oberösterreichischen Redlham. Dort sind insgesamt 75 hochqualifizierte Fachkräfte beschäftigt.

Am neuen Standort sind auf 9600 m² Produktionsfläche die zwei Sparten des Unternehmens unter einem Dach vereint. Das erste Standbein ist Ger4tech Metall. Dieser Bereich hat sich auf Blechbearbeitung und Metallverarbeitung inklusive Schweißen und Oberflächenbehandlung spezialisiert. Zudem verfügt der Produzent über Fertigungstechniken in den Bereichen Zerspanung, Fördertechnik, Maschinenbau und Metallbau. Ob Einzelstücke oder Großserien, einfache Blechteile, komplexe Baugruppen oder Maschinenbauteile – der Metalltechnikspezialist bedient Kunden aus ganz verschiedenen Branchen. „Dabei legen wir stets Wert auf die Qualität“, betont Geschäftsführer Hubert Gerstmayr.

Das zweite Standbein ist Ger4tech Mechatronik. Hier realisiert das Unternehmen individuelle, roboterbasierte Automatisierungsprojekte. Der Systemintegrator kombiniert dafür Industrieroboter mit anwenderfreundlicher Software und innovativen Steuerungen. Die Tochtergesellschaft Accell schließlich ergänzt das Angebot mit einfachen Roboterzellen zum Schleifen, Polieren und Entgraten. Die Kunden für beide Sparten von Ger4tech sind kleine und mittlere Industrieunternehmen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Produktionstechnik verbessert

„Im Zuge der Neuerrichtung unseres Produktionsstandortes in Redlham wollten wir uns in allen Bereichen produktionstechnisch verbessern“ berichtet Gerstmayr. Zwar gab es am alten Standort eine Maschine zum Entgraten und Kantenverrunden, sie entsprach aber nicht mehr den Vorstellungen der Verantwortlichen. „Wir wollten prozesssicher auf beiden Seiten der Flachbleche für unsere Kunden ein optimales und sicheres Ergebnis erzielen“, so der Geschäftsführer weiter.

Der entscheidende Tipp kam schließlich von einem Kollegen aus der Blechbearbeitung, der eigentlich an einem Edgebreaker 3000 interessiert war. Als er seine neue Entgratmaschine kaufte, hatte Arku das Modell aber noch nicht auf dem Markt. Weil Ger4tech mit dem Kaufprozess etwas später startete, konnte das Unternehmen das neue Angebot von Arku nutzen.

Der Kontakt zu Thomas Weinfurtner, der im Arku-Vertrieb den österreichischen Markt betreut, war schnell hergestellt. Ein Termin wurde vereinbart, Musterteile in Baden-Baden bearbeitet. Das Ergebnis passte: Im August 2019 kam die Bestellung, und Anfang 2020 wurde die Entgratmaschine geliefert.

Ein echtes Arbeitstier

Entwickelt hat Arku den Edgebreaker 3000, um Blechteile in großen Stückzahlen schnell und effizient zu entgraten und die Kanten zu verrunden. Die Anlage enthält dafür zwei Module mit Schleifbürsten: Im ersten werden die Werkstücke entgratet, im zweiten die Kanten verrundet. „Die hohe Zahl an Entgrat- und Verrundungswerkzeugen macht den Edgebreaker 3000 besonders leistungsstark“, sagt Weinfurtner. Alle Schleifaggregate sind mit einem Schnellwechselsystem ausgestattet, was für kurze Rüstzeiten sorgt – ein wichtiger Aspekt, um als Lohnfertiger flexibel zu bleiben. Zugleich lassen sich die Schleifwerkzeuge beliebig kombinieren. „Das Ergebnis ist eine stets optimale Kantenbearbeitung, die zu den wechselnden Aufgabenstellungen passt“, erläutert Weinfurtner weiter. Und Fertigungsleiter Christian Sulzberger betont: „Für uns ist zudem die robuste Ausführung des Schleifbalkens wichtig. Damit können auch dünne Bleche gleichmäßig bearbeitet werden.“

Die alte Entgratmaschine konnte die Werkstücke nur einseitig bearbeiten. „Dadurch gab es längere Bearbeitungszeiten, mehr Verschleiß und das Entgratergebnis entsprach nicht mehr den Anforderungen unserer Kunden“, berichtet Sulzberger. Noch schwieriger wurde es bei einem neuen Faserlaser, auf dem Ger4tech auch mit Stickstoff schneidet. „Die Einstichstelle konnten wir mit der alten Maschine überhaupt nicht mehr bearbeiten und durch das Vorschleifen erhöhte sich der Entgrataufwand wesentlich“, berichtet Sulzberger weiter. Mit der Arku-Maschine kann man sich diesen Prozessschritt nun sparen.

Beidseitiges Entgraten in einem Durchgang

Der größere Abtrag ist aber nur ein Vorteil des Edgebreaker 3000. Vor allem kann Ger4tech die Werkstücke jetzt beidseitig bearbeiten. „Verglichen mit der alten Entgratmaschine sind wir circa doppelt so schnell, weil der Bediener die Werkstücke nicht mehr entnehmen, umdrehen und erneut einlegen muss“, sagt der Fertigungsleiter. „Trotz der gestiegenen Menge durch den Faserlaser und der vermehrten Kundenbestellungen konnten wir mit der gleichen Mitarbeiteranzahl weiterarbeiten.“

Ein weiterer Pluspunkt ist die automatische Kalibrierung der Entgratmaschine. Sie kompensiert selbst den Abtrag der Schleifbürsten, indem sie die Werkzeuge weiter zustellt. Das ist vor allem dann interessant, wenn unterschiedliche Werkstoffe auf einer Maschine bearbeitet werden: Dann muss für jedes Material eigene Bürsten vorgehalten werden. Sind die neuen Schleifbürsten eingesetzt, führt der Edgebreaker von allein eine Kalibrierfahrt durch. Und Wechsel sind bei Ger4tech durchaus an der Tagesordnung. „Bei Edelstahl und Aluminium ist die Nachfrage nach sauber entgrateten Teilen am höchsten. Doch auch Stahl müssen wir durch die Maschine fahren, wenngleich so wenig wie möglich“, sagt Sulzberger. So laufen fast alle Edelstahlteile bei Ger4tech durch den Edgebreaker.

Beim Wechsel der Werkstoffe muss die Entgratmaschine gereinigt werden. Doch auch hier kann sich Ger4tech das Leben leichter machen: „Die Teile müssen sauber sein, ölige Bleche kommen nicht in die Maschine. Denn das, was man vorher nicht gereinigt hat, muss man danach in der Maschine putzen“, erläutert der Fertigungsleiter.

Entgratmaschine ist gut ausgelastet

Seit der Edgebreaker 3000 in Betrieb ist, arbeitet er zuverlässig und gut ausgelastet. „Wir lasern dreischichtig und kanten ein- bis zweischichtig. Mit der Entgratmaschine liegen wir irgendwo dazwischen“, berichtet Geschäftsführer Gerstmayr. Pro Monat sind es nach seiner Einschätzung ungefähr 4200 Teile. Die Blechdicken bewegen sich zwischen 1 und 20 mm. Bei der Größe erreichen die Tafeln auch schon mal das 4-m-Format. Weil der Edgebreaker 3000 beidseitig arbeitet, müssen die Werkstücke eine Mindestlänge haben. Die Durchlassbreite der Entgratmaschine von 1300 mm ist für Sulzberger völlig ausreichend.

Die gute Auslastung des Edgebreaker bei Ger4tech hat ihren Grund: Die Qualitätsansprüche der Kunden steigen. „Laut EN 1090 müssen bei allen Bauteilen vor dem Beschichten die Kanten verrundet werden“, erläutert der Geschäftsführer. Die Anforderung der Norm hat ihre Ursachen: An scharfen Kanten haftet die Beschichtung nicht, der Flüssigkeitsfilm reißt im Beschichtungsprozess ab. Wenn aber der Lack an einer Kante eine Lücke aufweist, ist das Metall nicht mehr geschützt. Luftsauerstoff und Wasser haben freie Bahn, Rost lässt nicht lange auf sich warten.

Gerstmayr nennt noch einen weiteren Grund für den Kundenwunsch nach verrundeten Kanten: „An scharfen Kanten können sich Mitarbeiter verletzen, beim Handling oder bei der Montage.“ Das will kein Arbeitgeber und kein Vorgesetzter verantworten müssen. „Wir nehmen das Entgraten und Verrunden der Teile von Anfang an in unsere Angebote auf. Das kostet natürlich, aber immer mehr Kunden wollen es so“, bestätigt auch Sulzberger.

Intuitive Bedienung kommt Mitarbeitern entgegen

Der Umgang mit dem neuen Edgebreaker 3000 fällt den Mitarbeitern von Ger4tech leicht: Zum einen hat sich der Arbeitsaufwand durch die beidseitige Bearbeitung verringert, zum anderen hilft ihnen die einfache, selbsterklärende Steuerung. „Nach einer Schulung von drei bis vier Stunden konnte jeder Bediener mit der Maschine arbeiten“, berichtet der Fertigungsleiter. Verglichen mit der alten Maschine ist das Arbeiten vor allem auch prozesssicherer und das Ergebnis besser.

Und so profitieren alle Beteiligten vom neuen Edgebreaker 3000 aus Baden-Baden: Die Mitarbeiter konnten die Qualität unkompliziert erhöhen; die Kunden erhalten auf Wunsch perfekt entgratete und abgerundete Blechteile. Und Ger4tech hat im harten Wettbewerb der Lohnfertiger ein weiteres Unterscheidungsmerkmal gewonnen, um seinen Qualitätsanspruch zu unterstreichen.

Stéphane Itasse, freier Fachjournalist für Technik und Wirtschaft in Eibelstadt

Arku Maschinenbau GmbH
Siemensstraße 11
76532 Baden-Baden
Tel.: +49 7221 50090
info@arku.com
www.arku.com

Ger4tech Metall GmbH
Gewerbepark Mitte 5
A-4846 Redlham
Tel.: +43 7672 31080
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