07.12.22 – Schneidtechnologie
Baudienstleister weitet Stahlbauaktivitäten aus
Um den Anforderungen seines langjährigen Partners Deutsche Bahn noch besser gerecht werden zu können, hat sich der Baudienstleister Jaeger Bernburg entschieden, die Aktivitäten im Stahlbau auszubauen. Seit dem letzten Jahr kommt dafür Schneidtechnologie von Erl Automation zum Einsatz.
Jaeger Bernburg ist ein leistungsstarker Unternehmensverbund, der für die Baubranche eine Vielzahl von Dienstleistungen mit den Schwerpunkten Verkehrswege-, Ingenieur- und Bahnbau realisiert. Unter dem Namen Jaeger Bernburg sind acht Unternehmen mit rund 650 Mitarbeitern vereint, die deutschlandweit unterschiedlichste Bauprojekte umsetzen. Im Umfeld Bahn- und Oberleitungsbau kann das Unternehmen von der Gründung über die Lieferung bis hin zur Montage und vollständigen Ausrüstung den kompletten Stahlbau im Paket abwickeln. Dazu gehören die Herstellung und Montage von Fahrleitungsmasten, Stahlmasten jeglicher Gewerke sowie die Planung, Herstellung und Montage von Signalauslegern, Signalbrücken und Sonderkonstruktionen.
Starker Partner für anspruchsvolle Aufgabe
Der Bereich Stahlbau ist wie der Oberleitungs- und Elektroanlagenbau am Standort Lübbenau angesiedelt. Hier werden unter anderen Masten, Träger und Geländer gefertigt, die entlang von Gleisstrecken zu Signalbrücken, Personenüberführungen oder Fahrleitungsmasten montiert werden. Die benötigten Brennteile für die Mastfertigung wurden bislang zugekauft. Aus Kosten- und Zeitgründen wurde überlegt, diesen Fertigungsschritt ins Haus zu holen. „Es ging für uns nicht nur um den Preis, sondern auch um Flexibilität. Die Deutsche Bahn gibt uns beispielsweise vor, dass ein gewisser Streckenabschnitt bis zum Tag X fertiggestellt sein muss. Wenn dann unser Dienstleister für den Zuschnitt vor aus andere Aufträge abarbeiten muss, gerät man schnell unter Zeitdruck“, erläutert Fachbereichsleiter Rainer Speer.
Auf der Suche nach einem geeigneten Partner für das Projekt wurde Jaeger Bernburg auf die Schneidanlagen von Erl aufmerksam. „Wir haben den ,Biber' erstmals auf einer Messe gesehen und waren gleich fasziniert. Als Erl zum ersten Projektgespräch bei uns vor Ort war, haben wir schnell gemerkt, dass es auch fachlich und persönlich sehr gut passt“, erinnert sich Speer. Zudem sei ein Referenzbesuch, bei dem er sich mit seinen Kollegen einen Eindruck von ähnlichen Anlagen verschaffen konnte, sehr aufschlussreich gewesen.
Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für die Bedarfe des Mastbetriebs habe letztlich ergeben, dass sich der Zuschnitt im eigenen Haus rechnet und noch Kapazitäten für andere Gewerke wie den Rohrleitungs- oder Spezialtiefbau schafft. Die geeigneten Räumlichkeiten waren bereits vorhanden, zwar nicht in Lübbenau, aber am Standort Bernburg. Nachdem die dortige Halle in kurzer Zeit saniert worden war, zogen eine Portalschneidanlage „Erlcut e650“ und eine Roboterschneidanlage „Profibiber“ für die automatisierte Schweißnahtvorbereitung ein.
Schneiden und Bohren in einem Arbeitsgang
Ausgelegt hat Erl die Erlcut e650 für das Plasmaschneiden, Autogenschneiden und Bohren. Bei einem Brennbereich von 2 x 10 m kann die Maschine bis zu 40 mm starke Bleche bearbeiten. Als Stromquelle kommt eine „Hifocus 440i neo“ zum Einsatz. Für größere Blechstärken bis 200 mm steht ein Autogenschneidbrenner mit innenliegender Zündung und Höhenregelung zur Verfügung.
„Viele unsere Bauteile müssen wir auch bohren“, berichtet Speer. Dafür ist die Portalanlage mit der neuentwickelten vollautomatischen Bohreinheit „Erlcut-drill“ ausgerüstet. Neben dem Einsparen von Aufwand und Zeit profitiert der Anwender damit auch von einer einfachen Handhabung. Bohrlöcher und Senkungen können material- und bauteilabhängig bis zu einem Durchmesser von 40 mm realisiert werden. Gewinde sind von M6 bis M20 möglich. Das Werkzeugmagazin, das sich an der Portalbrücke befindet, kann Jaeger Bernburg mit bis zu 12 Werkzeugen bestücken.
Die Bohreinheit verfügt über einen pneumatischen Niederhalter, der die Blechtafel während der mechanischen Bearbeitung zuverlässig fixiert. Um Prozessfehler zu vermeiden, müssen die Längen der eingesetzten Bohrwerkzeuge exakt erfasst sein. Diese Funktion übernimmt das System automatisch. Ein entsprechendes Werkzeugmesssystem vermisst die Werkzeuge vor jedem Einsatz.
Für einfache, effiziente Arbeitsabläufe hat Erl bei dem Anlagenkonzept einen Schneidtisch mit Gurtfördersystem vorgesehen, mit dem aufwendige Reinigungsarbeiten entfallen. Das unter dem Schneidrost befindliche endlose Gurtförderband läuft dafür durch ein Wasserbad. Schlacke und Kleinteile werden automatisch zum Tischende transportiert. Hier fallen sie auf einen Querförderer, der sie in einen Container befördert. Der Container ist mit einem Gitterrost abgedeckt, sodass Kleinteile herausgefiltert und einfach abgenommen werden können. Durch das Wasserbett wird der Schneidstaub gebunden, wodurch bei der Absauganlage eine vergleichsweise geringe Leistung ausreicht.
Für eine einfache Handhabung der Anlage sorgt auch die Steuerung „E*volution“ mit 21''-Display. Eine integrierte Datenbank für alle verfügbaren Prozesse ermöglicht einen reibungslosen Einstieg in die Fertigung und kann durch den Anwender jederzeit erweitert werden. Für die Programmierung steht Jaeger Bernburg das Programmiersystem „Act/cut“ zur Verfügung, eine Schachtelsoftware, die auf die Besonderheiten der Erlcut individuell abgestimmt wurde. Neben der Standardkonfiguration hat sich der Baudienstleister für die Erweiterungsmodule „Act/sign“ und „Act/manager“ entschieden. Act/sign ermöglicht es, aus Logos, Grafiken, Schriften und fotografierten Bauteilen in wenigen Klicks eine dxf-Datei zu erstellen. Zudem steht eine Optimierungsfunktion zur Verfügung, um die Qualität der zu schneidenden Konturen zu verbessern. Act/manager bietet eine Oberfläche für die Erstellung und Verwaltung von Fertigungsaufträgen und Lagerbeständen. Das Modul erlaubt die Zuordnung von Teilen zu den einzelnen Auftragspositionen sowie die Verwendung des Materialbestands für die Verschachtelung.
Schweißnähte automatisiert vorbereiten
Für Bauteile, die angefast werden müssen, kommt der Schneidroboter Biber zum Einsatz. Jaeger Bernburg hat sich für die Ausführung „Profiber“ entschieden, bei der sich der Roboter auf einer vorgelagerten Konsole befindet und durch eine Laufbahn verfahrbar ist. Den 2 x 13 m großen Arbeitsbereich kann der Anwender entweder komplett nutzen oder durch eine verschiebbare Trennwand in zwei Stationen unterteilen.
Mit dem Biber lassen sich alle Arten von Anfasungen an formgeschnittenen Teile anbringen – bis zu vier unterschiedliche Fasen an einer Kante. Einfach- und Doppelfasen können ebenso erstellt werden wie Fasen mit oder ohne Steg. Durch den Einsatz eines speziellen Fasenschneidtisches sind Bleche auf der Ober- wie auch der Unterseite bearbeitbar, ohne sie drehen zu müssen. Der Roboter ist mit einem Plasma- und einem Autogenbrenner ausgestattet, die in kurzer Zeit gewechselt werden können. Schraub- und Steckverbindungen erfordern nur wenige Handgriffe, bis der Bediener den Roboter wieder starten kann. Plasmafasen sind bis 55 mm, Autogenfasen bis 200 mm möglich.
Eine Technologie, die die Handhabung besonders einfach macht, ist das Kamerasystem „Intelliplace“. Jaeger Bernburg hat die vollautomatische Premiumausführung gewählt, mit der per Handscanner die QR- oder Strichcodes auf den Bauteilen oder deren Begleitpapieren eingelesen werden. Eine am Roboter angebaute Hochleistungskamera erfasst die Tischbelegung, die entsprechenden Schneidprogramme werden automatisch aufgerufen und zugeordnet. Selbst bei voller Ausnutzung des Schneidbereichs von 2 x 13 m gelten die Nebenzeiten als vergleichsweise kurz. Auch die Verwechslung ähnlicher oder spiegelbildlicher Bauteile ist ausgeschlossen.
Lückenlose Nachverfolgbarkeit gefordert
Weil Jaeger Bernburg mit dem Biber auch Träger bearbeiten wollte, die beispielsweise für Lärmschutzwände benötigt werden, wurde die Anlage so konzipiert, dass sie sich nicht nur von vorn, sondern auch mit Langteilen seitlich be- und entladen lässt. Damit der Dienstleister die entsprechenden Schneidprogramme schnell und einfach erstellen kann, hat Erl spezielle Makros zur Verfügung gestellt. Statt für die unterschiedlichen Trägergrößen jeweils ein eigenes Schneidprogramm erstellen zu müssen, kann der Bediener die unterschiedlichen Abmessungen eingeben und das Programm passt sich automatisch an.
Eine Besonderheit des Biber in Bernburg ist, dass sich die Anlage auch für den Zuschnitt einsetzen lässt, zum Beispiel, um Kapazitätsengpässe auszugleichen. Während Standard-Biber-Anlagen einzelne Senkrechtschnitte an ausgeschnittenen Bauteilen zulassen, wurde beim vorliegenden Biber eine Schnittstelle zur Schachtelsoftware Act/cut geschaffen, die auch bei der Portalschneidmaschine zum Einsatz kommt. Dadurch ist es möglich, eine komplette Blechtafel zu schachteln und abzuarbeiten. Zudem können Restbleche bestmöglich verwertet werden. Beim Einrichten des Restblechs kann der Anwender das Live-Bild von intelliplace zu Hilfe nehmen. In der virtuellen Tischbelegung sieht er das Restblech senkrecht von oben und kann die zu schneidenden Bauteilprogramme genau positionieren.
„Die Deutsche Bahn fordert aus Sicherheitsgründen eine lückenlose Nachvollziehbarkeit. Deshalb müssen wir alle Teile, die wir unserem Auftraggeber liefern, mit einer Chargennummer versehen“, berichtet Speer anschließend. Jaeger Bernburg plant daher, auch diesen Arbeitsschritt zu automatisieren und hat Erl ein entsprechendes Konzept erarbeiten lassen.
Stefanie Kaufmann, Marketingreferentin bei Erl Automation
Erl Automation GmbH
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