14.09.21 – Werkzeugbau

Nachhaltig und termintreu

Das Werkzeug ist eine entscheidende Komponente von Stanz- und Umformprozessen, die maßgeblich zur Qualität und Wirtschaftlichkeit der Bearbeitung beiträgt. MPK Special Tools bietet dem Anwender das hochwertige Werkzeug just in time. BLECH ROHRE PROFILE sprach dazu mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Reiner Kirschner.

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Reiner Kirschner, geschäftsführender Gesellschafter von MPK Special Tools: „Nachhaltigkeit und Liefertreue sind uns besonders wichtig.“ © MPK Special Tools

 
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Ausschnitt aus dem Produktspektrum des Spezialwerkzeugherstellers. © MPK Special Tools

 
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Herr Kirschner, der ein oder andere Leser wird MPK Special Tools noch nicht im Detail kennen. Können Sie das Unternehmen daher kurz vorstellen?

Reiner Kirschner: MPK ist ein Spezialwerkzeughersteller mit Sitz in Schwäbisch Gmünd. Unser Schwerpunkt sind Aktivteile aus Hartmetall, die wir in hoher Qualität mit engen Toleranzen fertigen. Als Hersteller von Werkstücken für Stanzwerkzeuge und Umformeinheiten legen wir den Fokus auf rotationssymmetrische Teile. Allerdings gehören auch kubische Teile zu unserem Repertoire. MPK Special Tools fertigt Losgrößen von eins bis 1000. In der Regel reichen die Losgrößen bis 100. Als Spezialwerkzeughersteller liefern wir kompromisslos Qualität, wobei uns Nachhaltigkeit und Liefertreue besonders wichtig sind.

Worin bestehen konkret die Leistungen des Unternehmens?

Kirschner: Unsere Kernkompetenz sind individuelle Hartmetallwerkzeuge auf Kundenwunsch und -zeichnung, welche wir in konstant hoher Güte bereitstellen. Unter dieser Prämisse fertigen wir insbesondere Zieh- und Umformmatrizen. Hinzu kommen Einzelkomponenten sowie Wechsel- und Verschleißteile für die Stanztechnik. Nicht zuletzt unterstützen wir Anwender, die mit Werkzeugen aus gehärtetem Stahl gearbeitet haben, nun aber auf Hartmetall umsteigen wollen. Von der Beratungsleistung zum Werkstoff über Konstruktionsempfehlungen bis hin zur Werkzeugfertigung ermöglichen wir ihnen damit eine Verbesserung ihrer Prozesse, zum Beispiel eine Standzeitverlängerung.

Welche Unternehmen greifen auf diese Leistungen zurück? Wie setzt sich Ihr Kundenstamm zusammen?

Kirschner: Unsere Kunden kommen aus sehr unterschiedlichen Branchen. So beschäftigen wir uns im Automotivbereich mit der Optimierung der Verbrennungstechnik, hinzu kommen die Hybridtechnik und die Brennstoffzelle. In der E-Mobilität sind wir außerdem Werkzeugzulieferer im Bereich der Rotor- und Statorfertigung. Zugleich liefern wir Wechselteile für Stufenwerkzeuge, mit denen die Leuchtmittel von Fahrzeugen produziert werden. Neben dem Automotivsektor bewegen wir uns auch in der Dosiertechnik sowie der Beschlagtechnik für die Möbelindustrie. Und wir produzieren Verschlusskappen und Sprühaufsätze aus Metall, unter anderem für die Kosmetikbranche. Schließlich fertigen wir für Sonderlösungen in der Spann- und Greiftechnik.

Welche Anforderungen kommen aus diesen Branchen auf Sie zu?

Kirschner: In erster Linie Nachhaltigkeit und Liefertreue. Das bedeutet für uns: Werkzeuge in konstant hoher Qualität zum optimalen Produktionsschritt zu liefern. Ohne Kompromisse. Der Kunde kann sich darauf verlassen, dass er von uns die Werkzeuglösungen just in time bekommt. Bei der Bearbeitung des Hartmetalls entstehen aufgrund des Know-hows von MPK Special Tools keine Verletzungen und versteckten Risse am Material. Wir können gut mit dem Material umgehen, was sich gleichermaßen auf die Bearbeitungsgenauigkeit und Oberflächengüte wie auch die Standzeit auswirkt.

„Gut mit dem Material umgehen“ sagten Sie. Welche Technologien liegen dem zugrunde? Wo sehen Sie die Stärken von MPK?

Kirschner: Hartmetallfräsen, Schleifen, Draht- und Senkerosion. Ganz klar. Und das auch in schwierigen Bearbeitungssituationen. Nehmen Sie das Beispiel Drahterodieren. Hier beherrschen wir das Verfahren auch dann, wenn die Spüleigenschaften schlecht sind und extreme Koniken vorliegen. Oder das Senkerodieren, wo wir besonders stark in der Rotationserosion sind. Alle unsere Maschinen besitzen eine Rotationsachse mit 2000 min-1, was eine Erosion und Abhebung in ganz besonderer Ausprägung bedeutet. Ein weiterer Bereich ist die Stablocherosion, wo wir je nach Randzone mit zwei Arten von Maschinen arbeiten.

Sie hatten auch das Hartmetallfräsen als Kernkompetenz herausgestellt. Was sind typische Qualitätswerte, die Sie hier gewährleisten?

Kirschner: Standardmäßig fräsen wir auf 3 µm genau. Unsere Maschinen besitzen die dafür erforderliche Infrastruktur: hochspezialisierte Spindeln, Kreuztisch bis hin zur Vollklimatisierung. Was die Oberflächenrauheiten betrifft, realisieren wir bei einem konkaven Prägestempel zum Beispiel Ra- und Rz-Werte kleiner 0,2 beziehungsweise 1,8 µm. Bei einer konvexen Ausführung der Stempel sind es Ra-Werte kleiner 0,11 und Rz-Werte kleiner 0,7 µm. Der Vorteil des Hartmetallfräsens ist aber nicht nur die präzise Bearbeitung mit hoher Oberflächengüte, das Verfahren bietet auch längere Standzeiten als das Erodieren, weil keine weiße Zone und damit auch keine Beeinträchtigung der Oberflächenrandschicht auftritt. Wir haben einen Kunden, der seit zehn Jahren das gleiche Produkt von uns bekommt. Früher wurde dieses Teil geschliffen und senkerodiert, heute fräsen wir es komplett. Der Kunde spricht damit von einer Standzeitverlängerung von 25 bis 30 %.

Lassen Sie uns noch etwas bei dem genannten Beispiel bleiben. Wo sehen Sie weitere Vorteile des Fräsens, gegebenenfalls auch für Ihren Kunden?

Kirschner: Anwendung finden die erwähnten Prägestempel bei der Fertigung von Mikrosteckverbindungen, die in Weißer Ware, Pkws bis hin zu Flugzeugen breit eingesetzt und hier immer filigraner werden. Um diese Verbindungen produzieren zu können, müssen Werkzeuge mit konkaven und konvexen Konturen hergestellt werden. Traditionell wird hier mit Stahl gearbeitet, wobei erst eine Elektrode gefräst und danach erodiert wird. Dabei erhöhen sich die Toleranzen bei der Elektrodenherstellung, es können aber auch Grate gebildet werden. Außerdem muss mit Pasten nachpoliert und anschließend wieder gereinigt werden. Ein Prozess mit vielen Teilschritten also. Anders beim Fräsen, bei dem beliebige Konturen hochgenau mit einem Verfahren gefertigt werden. Nach dem Fräsen ist das Werkzeug sofort einsatzfertig. Dabei bringt das Zerspanen auf unseren Präzisionsfräsmaschinen nicht nur eine hohe Konturtreue mit sich, durch das Kobalt des Hartmetalls wird beim Fräsen auch die Randzone verdichtet, was die besagte Standzeitverlängerung ermöglicht. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass sich die Fräsbahnen im Mikrometerbereich gezielt ausrichten und damit die vom Anwender gefertigten Teile in ihrer Oberflächenstruktur funktionsunterstützend beeinflussen lassen.

Herr Kirschner, eine abschließende Frage noch: Welche Tendenzen im Werkzeugbau sehen Sie aktuell mit Wirkung auf MPK?

Kirschner: Momentan drängt der Markt in Richtung Keramikbearbeitung. Vor allem in der Medizin- und Dosiertechnik ist Keramik auf dem Vormarsch. Die Produkte sind dort sehr gut einsetzbar, allerdings müssen in bestimmten Passagen ab und zu Nacharbeiten ausgeführt werden, etwa eine Toleranz, ein Gewinde oder eine Bohrung. Aufgrund der Materialeigenschaften ist die Bearbeitung von Keramik allerdings sehr anspruchsvoll: Es hat keinen Binder, sodass leicht Sprengungen auftreten können. Um das Korn nicht herauszureißen, sondern zu teilen, ist eine genaue Kenntnis des Bearbeitungsprozesses bis hin zur Art der Spannung erforderlich. In diesem Feld sehen wir uns in Zukunft als MPK.

Herr Kirschner, vielen Dank für das Gespräch.

MPK Special Tools GmbH
Hangendeinbacher Straße 4
73527 Schwäbisch Gmünd
Tel.: +49 7171 925240
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