Referenzen, bei denen der Metallbau auf das Konto von F.W.Stiebich aus Reiskirchen geht, sind zum Beispiel das Einkaufszentrum Skyline Plaza und weitere Prestigebauten auf der Europaallee in Frankfurt am Main. „Architekten wollen nie das haben, was Kollegen schon gebaut haben“, weiß der geschäftsführende Gesellschafter Marc Stiebich. „Vieles ist ähnlich, aber es gibt praktisch nichts, was sich wiederholt. Deshalb haben wir – abgesehen von Kleinserien für einzelne Bauprojekte – jahrzehntelang fast ausschließlich Unikate produziert.“

Seit der Installation der Elect 63, die Rohre bis 63 mm Durchmesser biegen kann, hat sich das ein Stück weit geändert. Mit der vollelektrischen Rohrbiegemaschine für das Rechts- oder Linksbiegen mit Multiradius baut Stiebich seit knapp zwei Jahren ein eigenes Produktportfolio für neue Märkte auf. Um hohe Qualität insbesondere auch bei Biegungen mit engen Radien zu erreichen, hat der Geschäftsführer seine Elect 63 mit einem Booster ausstatten lassen, den die BLM Group als Option für die Produktfamilie anbietet.

„Werden dünnwandige Rohre mit engen Radien in herkömmlichen Biegemaschinen per Dorn gebogen, entstehen in den Biegezonen in aller Regel Verwerfungen wie Faltungen. Diese vermeiden wir mit dem Booster“, verrät Stiebich. Mit Kräften, die von - 1 bis + 5 t einstellbar sind, werden die Rohre dabei in Richtung der Biegewerkzeuge gedrückt. Sie werden also gleichzeitig gezogen und geschoben – das Geheimnis der Top-Qualität der Biegungen.

Selbst ausgefallene Träume verwirklichen

Zu den Highlights des Produktprogramms der Reiskirchener zählen unter anderem individuell einstellbare Motorradlenker. Entwickelt hat sie Stiebich gemeinsam mit Customhands-Geschäftsführer German Kunkel. Dessen Unternehmen aus Mühlheim am Main hat sich darauf spezialisiert, herkömmliche Motorräder in individuelle Kunstwerke zu verwandeln. Angefangen beim Fräsen und Drehen von Sonderteilen über Blech- und Polierarbeiten sowie Airbrush- und Sonderlackierungen bis hin zu kompletten Auf- und Umbauten erfüllt Customhands selbst ausgefallenste Träume.

Bei der neuen Lenkerbaureihe „Revolution Classic“ können die Biker zwischen verschiedenen Höheneinheiten und Modellvarianten wählen sowie die Komponenten ihrer Rohrlenker nach dem Baukastenprinzip beliebig kombinieren. Darüber hinaus realisiert Customhands auch individuelle Kundenwünsche und Sonderanfertigungen.

Höchste Qualität wird vorausgesetzt

Die TÜV-zertifizierten Motorradlenker bestehen primär aus drei Bauteilen: den Unter- sowie den Oberteilen (links und rechts). Der Durchmesser der Edelstahlrohre beträgt 31,8 mm, ihre Wandstärke liegt bei 3 mm. Je nach Lenkerdesign müssen sie mit engen Radien gebogen werden, was dank des frei programmierbaren Boosters keine Herausforderung darstellt. „Nicht ein Kunde würde in den Biegungen seiner Lenker Einzüge, Falten oder Einschnürungen akzeptieren. Zudem werden viele Lenker auf Kundenwunsch lackiert oder mattschwarz pulverbeschichtet. Allein das setzt höchste Oberflächenqualität der Rohre voraus“, stellt Stiebich fest.

Im Vergleich zu hydraulischen Anlagen lässt sich die vollelektrische Biegemaschine besonders fein und leicht einstellen. Stiebich: „Wir haben eine bessere Kontrolle über den Prozess, können also erheblich präziser biegen.“ Und das bei allen klimatischen Bedingungen über den Tag hinweg mit hoher Stabilität und Wiederholbarkeit. Zugleich ermöglicht es die Programmiersoftware „VGP3D“, Qualitätsschwankungen zwischen den Rohrchargen auf einfache Weise auszugleichen.

Bis 6 m Länge flexibel biegen

Ein weiteres Produkt, das F.W.Stiebich mit den BLM-Maschinen herstellt, sind Fahrradständer für E-Bikes samt integrierter Ladestation. Aber auch für die Herstellung von Treppenhandläufen ist die Elect 63 konfiguriert. Die Arbeitslänge der Rohrbiegemaschine beträgt 6,5 m, sodass F.W.Stiebich 6 m lange Rohre biegen kann. Meist handelt es sich um Rund-, Quadrat- und Rechteckrohre aus Stahl, Edelstahl und Aluminium. Doch auch andere Formen und Metalle können bearbeitet werden. Stiebich: „Damit decken wir bei Handläufen alles ab, schließlich ist Flexibilität im Stahlbau das A und O.“

In die Elect 63 lassen sich bis zu drei Biegewerkzeuge einbauen. Je nachdem, wie die Werkzeuge kombiniert werden, lassen sich bei jedem Handlauf verschiedene Biegungen ausführen. So produziert F.W.Stiebich selbst komplexe Handläufe von Spindeltreppen in einem Arbeitsgang. „Je nach Treppengeländer lasern wir mit der LC5 Löcher in die Rohre, in die später Verbindungsstäbe gesteckt werden. Früher beanspruchte die Produktion solcher Handläufe ein bis zwei Tage, je nach Ausführung ist es heute eine halbe Stunde“, freut sich Stiebich. Dank der Präzision, mit der die Maschinen arbeiten, ist später auch der Montageaufwand geringer.

Eine Schlüsselrolle spielt hierbei die All-in-one-Lösung der BLM Group, mit der beide Maschinen bei F.W.Stiebich integriert sind. Indem die Fertigungsdaten aufeinander abgestimmt werden, lassen sich auf Anhieb korrekte Teile produzieren. Dabei kompensieren sie automatisch die Dehnungen und Rückfederungen der Metallmaterialien, die im Biegeprozess auftreten. „Auch bei komplexen Werkstücken passt spätestens das zweite Teil perfekt und die Bohrungen sitzen nach dem Biegen an den richtigen Positionen“, berichtet Stiebich. „So produzieren wir nur wenig Ausschuss.“

Weitgehend automatisch einstellen

Die BLM Group hat für ihre Kunden eine Datenbank angelegt, die das Verhalten zahlreicher Materialien in verschiedenen Prozessen beschreibt. BLM-Maschinen können auf diese Datenbank zugreifen und sich anhand der hinterlegten Informationen weitgehend selbst einstellen. Die Kunden brauchen nur die Auftragsdaten und wenige zusätzliche Parameter einzugeben.

F.W.Stiebich entwickelt Produkte wahlweise mit der CAD/CAM-Software „Artube“ der LC5, auf der Konsole der Elect 63 oder importiert STEP-Dateien. Wird die Rohrbiegemaschine zum Beispiel von der Herstellung der Motorrradlenker auf neue Handlaufmodelle umgestellt, biegt das Unternehmen zur Probe ein Rohr mit den Winkeln 30, 60 und 90°, misst die Winkel mit einem herkömmlichen Winkelmesser und gibt die Korrekturdaten einmal in die Maschine ein. Anschließend stellt sich die Elect 63 eigenständig ein. Dabei optimiert ihre „B-Tools“-Funktion automatisch den Prozess, indem sie die Eingaben anhand der Datenbank anpasst. So sind die Einstellprozesse auf wenige Minuten verkürzt.

Kommen beim Biegen mit dem Booster neue Materialien zum Einsatz, führt F.W.Stiebich zunächst eine Probebiegung ohne diese Option aus. Nachdem das Materialverhalten bestimmt wurde, wird der Vorgang mit dem Booster wiederholt und dessen Presskraft im Zuge weiterer Testbiegungen angepasst. Die optimalen Einstellungen werden in der Steuerung der Elect 63 gespeichert und lassen sich jederzeit abrufen.

Werkzeuge selbst auslegen

Gerade bei anspruchsvollen Biegungen spielen die Werkzeuge eine entscheidende Rolle. Mit dem „Tool Designer“ bietet die BLM Group ihren Kunden die Möglichkeit, auf den Bedienkonsolen ihrer Maschinen Biegewerkzeuge zu designen und die kompletten Zeichensätze automatisch erstellen zu lassen. Auch dabei können sie auf die Datenbank zugreifen.

„Bei Klemmbacken gilt die Faustregel, dass ihre Länge mindestens dem zweifachen Rohrdurchmesser entsprechen sollte. Dank des Boosters konnten wir die Backenlänge aber auf eine Durchmesserlänge verkürzen. So können wir die Rohre nach den Biegungen drehen, anschließend in die andere Richtung biegen und den Abstand zwischen den Biegungen verkürzen“, berichtet Stiebich. Seine Elect 63 ist für das Rechtsbiegen konfiguriert. Bei Bedarf kann sie für das Linksbiegen umgerüstet werden.

Indem Maschinen, Softwarelösungen und Services Hand in Hand arbeiten, biete die BLM Group alle Möglichkeiten, Spitzenergebnisse im Metallbau zu erzielen, betont Stiebich die Bedeutung der Partnerschaft. Der weitgehend digitalisierte Prozess ermögliche sogar das automatische Vermessen der Werkstücke auf den Maschinen – und damit eine 100-prozentig überwachte Produktion.

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F.W.Stiebich Metallbau GmbH
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