30.11.23 – Jebens und Graebener

Bei 22t-Bauteilen mal eben so umplanen

Jebens musste während der laufenden Fertigung die ursprünglich vom Kunden gewünschte Produktionsreihenfolge wechseln – bei unverändert gültigem Liefertermin. Eine absolute Herausforderung für das gesamte Fertigungsteam und das Projektmanagement bei der Herstellung rund 22t schwerer Bauteile.

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Die Untertraverse der Stack-Presse. © Jebens

 
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Die Obertraverse nach dem Spannungsarmglühen © Jebens

 
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Maßarbeit in Stahl ist die Kernkompetenz von Jebens, einem Spezialisten für große, schwere Brennteile, mechanische Bearbeitung und geschweißte Konstruktionen mit Stückgewichten von bis zu 160 Tonnen. Auf Kundenwunsch ändert Jebens sogar während der laufenden Fertigung die Produktionsreihenfolge und liefert dennoch just in time. Beispielhaft dafür steht der Bau einer Unter- und Obertraverse für eine 800-Tonnen-Presse von Graebener Maschinentechnik, auf der Stacks für Elektrolyseure geprüft werden.

 Das in vierter Generation familiengeführte Unternehmen Graebener Maschinentechnik ist Profi für Anlagentechnologien der Branchen Hydroforming, Automotive, Großrohr- und Windturmfertigung sowie Schiffbau. Bereits vor 20 Jahren nahm es mit dem Geschäftsbereich Bipolar Plate Technologies zudem die Entwicklung von Anlagen zur Fertigung von Komponenten für Brennstoffzellen und Elektrolyseuren auf. Heute fertigt der Sondermaschinenbauer Einzelanlagen zum Formen, Schneiden, Schweißen und Richten metallischer Einzel- und Bipolarplatten sowie vollständige serientaugliche Linien – und hat sich damit ebenfalls weltweit einen Namen gemacht. Neueste Entwicklung des Unternehmens mit Stammsitz in Netphen, Siegerland, ist eine Stack-Presse, die bei der Herstellung von alkalischen Elektrolyseuren zum Einsatz kommt.

Stacks-Stapel

 Ein Stack besteht aus Hunderten übereinander gestapelten Einzel- oder Bipolarplatten und ist ein zentrales Element von Elektrolyseuren. Die von Graebener entwickelte Anlage kann mit 800 Tonnen Presskraft Stacks mit bis zu drei Metern Höhe, 1,60 Metern Durchmesser und bis zu zwölf Tonnen Stückgewicht bearbeiten. Die Stack-Presse ermöglicht dem Kunden die technische Prüfung seiner Elektrolyse-Stacks: Zunächst wird der vormontierte Stack in der Presse mit einer bestimmten Kraft auf eine definierte Höhe zusammengedrückt. Während diese Kraft dann mehrere Stunden lang beibehalten wird, kann der Kunde alle erforderlichen technischen Prüfungen am Stack vornehmen und dessen Funktionsfähigkeit dokumentieren. Zu guter Letzt werden an dem Stack Zuganker oder Bänder montiert und der fertige Stack entnommen. Eine zentrale Herausforderung bei der Entwicklung der Presse war die Kompensation herstellungsbedingter Stack-Toleranzen, die beim Zusammendrücken Querkräfte auslösen und zur Beschädigung des Stacks führen würden. Die innovative Anlage von Graebener Maschinentechnik gleicht diese Querkräfte während des Pressvorgangs permanent aus und sorgt so für eine gleichmäßige Kraftverteilung innerhalb des Stacks.

 Alles auf Anfang

 Der Auftrag des Anlagenbauers für den Bau der Unter- und Obertraverse dieser Stack-Presse ging an Jebens. Für diesen Experten mit Hauptsitz in Korntal-Münchingen galt es dabei, eine enge Terminvorgabe zuverlässig einzuhalten. Deshalb erforderte die Anfertigung dieser Schweißkonstruktionen – 1.870 und 2.550 Millimeter hoch, 21,8 und 23,1 Tonnen schwer bei einem Durchmesser von 3.500 mal 3.900 Millimetern – präzise abgestimmte Prozesse. Dies wurde besonders herausfordernd, als während der laufenden Fertigung der Kunde gezwungen war, die ursprünglich gewünschte Produktionsreihenfolge zu wechseln – bei unverändert gültigem Liefertermin. Alle bereits abgesprochenen Produktionsschritte waren dadurch hinfällig und eine neue Planung wurde erforderlich. Aufgrund der erschwerten Zugänglichkeit der Bauteile musste auch die Reihenfolge der Einzelteile komplett neu geplant werden, damit die Machbarkeit der Schweißnähte weiterhin jederzeit gewährleistet war.

 In dieser Situation stellten die Experten von Jebens erneut ihr Projektmanagement unter Beweis. „Wenn Konstruktion und alle Vorgaben von Anfang an feststehen, können auch andere Anbieter solche Umsetzungen leisten. Wir ermöglichen jedoch eine termingerechte Realisierung sogar dann, wenn dem Kunden anfangs noch Informationen fehlen“, betont Jebens-Geschäftsführer Carsten Schmickler. Durch erneute Produktionsbesprechungen mit allen beteiligten Abteilungen in zwei Werken stellte das Unternehmen reibungslose Abläufe sicher. Dabei wurden auch die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten neu festgelegt: Brennen, Verputzen und Strahlen erfolgte am Stammsitz, Schweißen, QS-Prüfung, Glühen, Strahlen und Grundieren anschließend im Zweitwerk in Nördlingen. Langjährig erfahrene Spezialisten übernahmen dabei in beiden Werken die Projektleitung und -begleitung. Graebener Maschinentechnik wurde durch kontinuierlich aktualisierte Produktionsabläufe und Fotodokumentationen über den jeweiligen Fortschritt auf dem Laufenden gehalten. Für die unkomplizierte Abnahme durch den Kunden dokumentierte Jebens ausgewählte Bereiche und Schweißnähte zudem bildlich. So lieferte Jebens die beiden Traversen trotz der besonderen Rahmenbedingungen just in time – und bewies damit einmal mehr die besondere Zuverlässigkeit des Brennbetriebs.

 Info Jebens GmbH

 Als Spezialist für schwere Brennteile, mechanische Bearbeitung und geschweißte Konstruktionen mit Stückgewichten von bis zu 160t, setzt die Jebens GmbH mit Standorten in Korntal-Münchingen und Nördlingen regelmäßig Standards. Mit einer siebenstufigen Fertigung von Produkten in Dickenbereichen von acht bis 1400 mm, Breiten bis 5000 mm und Längen bis 20000 mm steht Jebens für Maßarbeit in Stahl. Als Tochterunternehmen des Grobblechherstellers Dillinger hat Jebens jederzeit Zugriff auf technologisch richtungsweisendes Stahl-Knowhow. Führende Technologie, modernste Maschinen und Anlagen, sowie der größte Glühofen Süddeutschlands, machen Jebens zum Experten für anspruchsvolle Aufgaben.

www.jebens.de