27.04.20 – Unternehmensbilanz

Schuler greift in die Tasche, um Zukunftskonzept zu sichern

Schuler nimmt für die Neuausrichtung hohe Einmalbelastungen beim 2019er Ergebnis in Kauf. Der Auftragseingang habe konjunkturbedingt zwar nachgegeben, sei aber besser als im deutschen Werkzeugmaschinenbau insgesamt. Konzernweit wurden 1,136 Milliarden Euro umgesetzt. Im Vorjahr waren es 1,212 Milliarden Euro.

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Künftig will Schuler unter anderem sein Angebot im Bereich intelligenter Vernetzung ausbauen. © Schuler

 
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2019 hatte der Konzern mit Produkten wie Servopressen-Linien 1,136 Mrd. Euro umgesetzt. © Schuler

 

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwert-Abschreibungen (EBITA) fiel von plus 45,3 Millionen Euro (Vorjahr) auf minus 75,5 Millionen Euro in 2019.

Zwecks Umsetzung seines Zukunftskonzepts hatte der Konzern massiv investiert in die Neuordnung seiner Produktionsstandorte, in die Konzentration auf die Kernkompetenz Pressenbau sowie in Automatisierung und Service. Damit habe auf den weitreichenden Strukturwandel in der weltweiten Automobil- und Zulieferindustrie reagiert, sagt Vorstandschef Domenico Iacovelli. „Als Pressenbauer ist Schuler Teil der dramatischen Transformation der globalen Automobilindustrie hin zu E-Mobilität, autonomen Fahren und digitaler Vernetzung. Die daraus resultierenden strategischen und strukturellen Konsequenzen für unser Unternehmen haben wir 2019 identifiziert und auf den Weg gebracht.“

Dies habe deutliche Spuren im Ergebnis hinterlassen, sei aber alternativlos. Schuler verfüge über Finanzstärke, globale Präsenz und technologische Qualität, um eine derartige Einmal-Belastung für Belegschaft, Bilanz und Ergebnisse in dem durch schwierige Transformationsprozesse und politische Risiken geprägten Marktumfeld überhaupt tragen zu können. „Das macht uns zuversichtlich, dass wir mittelfristig unsere führende Position in der Umformtechnik ausbauen und in der Folge auch wieder bessere Ergebnisse erzielen werden“, erklärt Iacovelli.

Regulärer Geschäftsbetrieb profitabel

Zusammen mit den angekündigten Abschreibungen auf den immateriellen Firmenwert der Tochtergesellschaften Aweba und Yadon, Maßnahmen zur Neuausrichtung des Unternehmens über 84 Millionen Euro und weiteren Einmal-Positionen musste Schuler 2019 negative Sondereffekte von fast 96 Millionen Euro verbuchen. Das Konzernergebnis nach Steuern weist ein Minus von 121,9 Millionen Euro aus. 2018 waren es plus 13,5 Millionen Euro gewesen. Im normalen Geschäftsbetrieb, also beim EBITA vor Restrukturierungseffekten, blieb Schuler operativ mit 8,5 Millionen Euro positiv.

Das Sommer 2019 angekündigte Zukunftskonzept des Konzerns hat drei Säulen. Schuler konzentriert sich künftig auf das Kerngeschäft im Bau von Pressen sowie die Optimierung und Digitalisierung der Automation der Fertigungsprozesse beim Anwender für weltweit operierende Kunden in den Bereichen Automotive, Industrie, Hydraulik und anderen. Zusätzlich soll das Angebot im Service und im Bereich der intelligenten Vernetzung verstärkt werden.

Den Werkzeugbau für Karosserieteile hatte Schuler 2019 an die von Investoren geführte Deutsche Werkzeugbau-Gruppe verkauft. Der Kernbereich der Werkzeugfertigung für Kunden in der Umformtechnik ist dagegen aus der Schuler Pressen GmbH ausgegliedert und unter dem Dach der konzerneigenen Aweba-Gruppe als eigenständiger Bereich zusammengefasst worden.

Innovationsrate 2019 auf 45,4 % gestiegen

Zweite Säule des Zukunftskonzepts ist die Beschleunigung von Neuentwicklungen und Marktreife im Pressenbau. Die konzernintern berechnete Schuler Innovation Rate (SIR) hatte sich 2019 verdoppelt auf 45,4 % (Vorjahr 22,9 %). Aktuelle Produktinnovationen hatten im abgelaufenen Geschäftsjahr in den Geschäftsbereichen Automotive, Hydraulik und Industrie nahezu die Hälfte des Auftragseingangs beigetragen. Hierdurch habe man einen wesentlichen Teil des Nachfragerückgangs aus der Automobilindustrie nach klassischen Produkten der Umformtechnik kompensieren können.

Standbein Nr. 3 des Zukunftskonzepts ist die Lokalisierung von Produktion und Wertschöpfung. Schuler in China bedient zusammen mit der Konzernbeteiligung Yadon vorwiegend Kunden in ganz Asien. Aus Brasilien versorgt der Konzern insbesondere den nord- und lateinamerikanischen Kontinent. Deutschland bleibt Standort für Maschinen und Anlagen, die an europäische Kunden gehen. Die Qualitätsstandards aller Produktionsstandorte sollen dabei für ein Verbundsystem sorgen, in dem Bedarfsspitzen zwischen den Regionen ausgeglichen werden können. In Deutschland selbst konzentriert Schuler die Pressenproduktion auf Erfurt. Der Gründungsstandort Göppingen soll zum zentralen Innovations-Standort umgestaltet werden, der zudem in den kommenden Monaten ein zusätzliches Service-Center erhält mit eigener Fertigung und Montage zur Versorgung von Kunden in ganz Deutschland.

www.schulergroup.com