02.09.21 – Faserlaser

Leidenschaft verbindet

Das Tüftlertrio von Triamp benötigte Komponenten für die Elektrifizierung von drei Oldtimern. Gefertigt wurden die Teile vom Metallbearbeiter Ray-Cut. Weit über 2000 Arbeitsstunden waren nötig, um gemeinsam zwei Jaguar „E-Type“ und einen VW „T2“ möglichst originalgetreu und leistungsstark umzurüsten.

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Teilen die Liebe zum Blech: Felix Stoffel, Andreas Weibel und Simon Jeger rüsteten ihre Oldtimer zu E-Fahrzeugen um. Hannes Obrist und Sven Heukeroth von Ray-Cut produzierten Teile für den Umbau (von links). © Julian Salinas

 
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Der flexible Oldtimer von Ray-Cut: Die „Byflex BTL“ mit Baujahr 1994 eignet sich auch für die Rohrbearbeitung. © Julian Salinas

 
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Da steht sie, die Design-Ikone mit den fließenden Formen, modelliert aus Blech und Chrom. Auf den ersten Blick ist der bordeauxrote Jaguar „E-Type 2+2“, der in der Produktionshalle von Ray-Cut zu bewundern ist, ein Original. Doch unter der langen Kühlerhaube des Klassikers mit Baujahr 1969 steckt kein Verbrenner mehr. Der 4,2-l-Reihensechszylinder musste einem Elektromotor weichen. Den Rest des Motorraums füllen vier Blechkisten voller Batteriezellen und ein Computer. Zwei weitere Batterieboxen finden sich im Heck, wo ursprünglich Reserverad und Tank unterkamen.

„Wir haben lange getüftelt, um das Optimum rauszuholen“, sagt Simon Jeger. Der 26-Jährige, der nach dem Bachelor in Maschinenbau in diesem Jahr den Master in Robotik an der ETH Zürich absolviert, hat das Projekt Triamp zusammen mit seinem Vater Felix Stoffel angestoßen. Schon seit Längerem träumten die beiden von einem gemeinsamen Bauprojekt. Über die Jahre reifte die Idee, den E-Type – das Traumauto des Vaters – zu elektrifizieren, und zwar gleich in doppelter Ausführung. Um ihr Know-how zu erweitern, holten die beiden den Autowerkstattbesitzer Andreas Weibel an Bord. Dieser brachte neben seiner mechanischen Expertise seinen VW T2 in das Projekt ein. Triamp war geboren.

VW-Enthusiast Weibel war es auch, der den Kontakt zum Metallbearbeiter Ray-Cut in der Schweizer Kleinstadt Lyss herstellte. Neben den Blechboxen für die Batterien benötigte Triamp verschiedenste Aufhängungsteile sowie eine massive Stahlplatte, um den E-Motor mit dem Getriebe zu verbinden. Für Ray-Cut war das Projekt eine Herzensangelegenheit: „Wir produzieren immer wieder mal Teile für Autos und Motorräder von Freunden“, erzählt Sven Heukeroth. Fast liegt es in der Luft: Der Mitinhaber und Produktionsleiter ist stolzer Harley-Besitzer. Sein Geschäftspartner Hannes Obrist nennt einen „Autobianchi Bianchina“ mit Jahrgang 1964 sein Eigen, ein „Puppenkistenauto“, wie der Verkaufsleiter selbst sagt. Obrist und Heukeroth waren für das Projekt sofort Feuer und Flamme, auch wenn sie den Sound der Originalmotoren vorziehen: „Es muss brummen, sonst macht das Ganze doch keinen Spaß“, sagt Obrist.

So schnell wie das Original

Die summenden Oldtimer von Triamp stehen den brummenden Originalen jedoch in nichts nach. Der VW T2 hat seine elektrische Jungfernfahrt bereits hinter sich. Der graue Pick-up-Bulli mit Jahrgang 1979 ist durch den E-Antrieb schneller geworden und macht mit einer Reichweite von 400 km modernen Elektroautos Konkurrenz. Jeger ist zuversichtlich, dass auch die beiden E-Type den Originalen das Wasser reichen können: „Dank des konstanten Drehmoments des Elektromotors halten wir bei der Beschleunigung sicher mit“, erklärt er. Sein Ziel ist es, den Prototypen, mit dem Jaguar den E-Type als Elektroauto wiederbelebt hat, auszustechen. Jeger rechnet mit einer Reichweite von bis zu 350 km. Jaguar brachte es nur auf 270 und hat die für 2020 geplante Serienproduktion der E-Replika vorerst auf Eis gelegt.

Obwohl das Schaltgetriebe beim E-Antrieb nicht mehr nötig wäre, hat man an der Übersetzung nichts verändert. „Wir haben einfach Spaß am Schalten“, sagt Jeger. Überhaupt wollte Triamp so nahe wie möglich am Original bleiben. Unter dem Tankdeckel findet sich statt des Einfüllstutzens eine Steckdose. „Es wäre auch einfacher gegangen, aber wir wollten das so haben“, bemerkt Jeger. Der Innenraum der beiden E-Type ist absolut unverändert, und auch die Armaturen sind originalbelassen – zumindest fast. Die Tankanzeige beispielsweise zeigt heute die Batterieladung an, indem das digitale Signal des Bordcomputers in ein analoges umgewandelt wird.

Angesichts der Liebe zum Detail erstaunt es nicht, dass das Tüftlertrio von Triamp pro Kopf schon über 700 Arbeitsstunden in das Projekt investiert hat. Auf der Seite von Ray-Cut waren es gut zwei Wochen. Geschnitten wurden die Teile auf einer „Bystar Fiber“ von Bystronic mit 10 kW. Die Maschine verfügt bereits über den Schneidkopf der kommenden Generation.

„Unsere Feldversuche helfen Bystronic, den Faserlaser weiterzuentwickeln“, verrät Heukeroth, der früher selbst als Servicetechniker für Bystronic im Einsatz war. Seit der Gründung von Ray-Cut vor über 30 Jahren setzt er auf die „Roten“ aus Niederönz, darunter auch ein Oldtimer: eine „Byflex BTL“ mit Baujahr 1994. „92 000 Stunden hat die Maschine bereits auf dem Buckel, und sie läuft so zuverlässig wie am ersten Tag“, sagt der Produktionsleiter. Heukeroth schätzt die alte Dame für ihre Vielseitigkeit – neben Flachblechen kann die Maschine auch Rohre schneiden.

Gemeinsam zum Erfolg

Auch beim Abkanten setzt Ray-Cut auf die Hausmarke. Gebogen wurden die Batteriekisten und die Aufhängungsteile für die E-Oldtimer auf einer „Xpert 150“. Das zwölfköpfige Team beherrscht die ganze Palette der Metallbearbeitung – vom Schneiden und Biegen über das Schweißen und Trovalieren bis hin zu Gewindeschneiden und Oberflächenbehandlung. „Wir verstehen uns als Komplettfertiger. Wir machen alles Mögliche und springen oft kurzfristig ein“, sagt Heukeroth. Unter anderem hat Ray-Cut bereits Komponenten für Medizintechnik, Teile für Lokomotiven und Elemente für Tunnelbauten gefertigt. Für Privatkunden produziert man zudem Einzelanfertigungen wie Tische, Regale oder Lampen im schicken Industriedesign.

Neben dem eigenen Fertigungs-Know-how brachte Ray-Cut auch einen wichtigen Partner ins Projekt ein: IPS Integrated Power Solutions, ein Unternehmen aus Brügg bei Biel, das Batteriepakete für Gabelstapler, Logistikfahrzeuge und Putzroboter produziert. Mithilfe der E-Mobilitäts-Profis konnte man die Bauweise der Batteriekisten weiter optimieren. „Dadurch waren zwar zwei Wochen meiner CAD-Programmierarbeit dahin, aber allein wären wir niemals so weit gekommen“, sagt Jeger. Sein Vater pflichtet ihm bei. Stoffel, der als Jetpilot bei der Schweizer Luftwaffe arbeitet, hat vor einigen Jahren bereits eine Harley in Eigenregie restauriert. „Wenn man bastelt, stößt man immer wieder auf neue Probleme“, weiß er. „Und das war das Tolle an dieser Zusammenarbeit. Gemeinsam haben wir für jedes Problem die optimale Lösung gefunden.“

Ralph Hofbauer, Redakteur bei Sda-Awp

Bystronic Laser AG
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Ray-Cut AG
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