Eisenbau Krämer (EBK) arbeitete beim Anbiegeprozess bis dato mit klassischen Rollenanbiegemaschinen. Dabei fahren Ober- und Unterrolle parallel am Blech entlang, wodurch die Blechlängskante den gewünschten Radius erhält. Dieses Standardverfahren hat sich über Jahrzehnte bewährt und ist das weltweit am stärksten verbreitete Anbiegeverfahren. Inzwischen jedoch wird es immer kritischer betrachtet.

Das Problem des Verfahrens besteht in der Ausdünnung des Materials, was wiederum eine aufwendige Nacharbeit nach sich zieht, soll eine hohe Rohrqualität erzielt werden. Massiv gestiegene Anforderungen an Rohrtoleranzen und -schweißnähte machen es den Rohrfertigern zunehmend schwer, diese einzuhalten – vor allem, wenn es um die Fertigung hochqualitativer Spezialrohre für die Gas- und Ölindustrie geht. EBK hat sich daher gezielt auf die Suche nach einer Lösung gemacht und das Siegerländer Unternehmen Graebener ins Boot geholt.

Gleichzeitiges Anbiegen

Die 2-Seiten-Anbiegepresse von Graebener ist im Gegensatz zu konventionellen Rollenanbiegemaschinen für das gleichzeitige Anbiegen beider Blechlängskanten im Durchtaktverfahren ausgelegt. Während das Blech nach und nach durch die Maschine geführt wird, werden dessen längsseitige Kanten jeweils per Ober- und Unterwerkzeug auf den entsprechenden Radius gebogen. Quetschkanten und Auswalzen der Bleche im Endbereich können so ausgeschlossen werden.

Zwar ist diese Methode auf dem Markt nicht gänzlich neu, bisher jedoch verursachte sie Blechwelligkeiten über die gesamte Länge der Anbiegekanten hinweg. Soll aber ein hochwertiges Schlitzrohr produziert werden, sind eine einwandfreie Schweißnaht und ein Nullspalt ohne Kantenversatz erforderlich. Andernfalls werden aufwendige Nacharbeiten in Form von mehrfachem Kalibrieren nötig, um die Welligkeiten zu egalisieren. Für die wirtschaftliche Fertigung eines Schlitzrohres mit sauberem Nullspalt ist somit der Ausschluss von Blechwelligkeiten unumgänglich.

Werkzeugkontur verbessert

Graebener hat sich diesem Thema angenommen und die Maschinen so weiterentwickelt, dass heute Anwender weltweit auf die 2-Seiten-Anbiegepressen vertrauen. Gemeinsam mit EBK konnte das Verfahren im vergangenen Jahr weiter optimiert werden. Dabei wurde speziell die Werkzeugkontur derart verbessert, dass keine Blechwelligkeiten in den Anbiegekanten mehr auftreten. So ist mit der 2-Seiten-Anbiegepresse nun ein Schlitzrohr mit Nullspalt ohne Kantenversatz und mit hochwertiger Schweißnahtvorbereitung herstellbar. „Unsere Anbiegepresse arbeitet so präzise, dass wir die zusätzliche Prozesszeit auf der Graebener-Kalibrierpresse nun deutlich reduzieren können,“ berichtet Dr. Scott McCann, technischer Geschäftsführer von EBK.

Kosteneffizient konstruiert

Die 2-Seiten-Anbiegepresse ist geeignet für alle im Rohrbau gängigen Stahlsorten, insbesondere auch für Clad-Materialien. Dabei können Bleche mit großen Wandstärken in hohen Stahlqualitäten und Sondergüten verarbeitet werden. Die für das Anbiegen notwendigen Umformwerkzeuge sind kosteneffizient konstruiert: Sie lassen sich jeweils für einen größeren Rohrdurchmesserbereich mit verschiedenen Blechdicken einsetzen.

„Bei unserem Verfahren entsteht eine gleichbleibende Anbiegung über die gesamte Blechlänge, das heißt auch am Anfang und Ende des herzustellenden Rohres“, betont Hubertus Valpertz, Prokurist und Leiter technischer Vertrieb bei Graebener. „Durch diese gleichbleibende Form kann im Gegensatz zum klassischen Rollenanbiegeverfahren die gesamte Blechlänge weiterverarbeitet werden, wodurch das zuvor erforderliche Abtrennen beider Rohrenden entfällt. Die entstehende Kosteneinsparung ist enorm.“

Gräbener Maschinentechnik GmbH & Co. KG
Am Heller 1
57250 Netphen-Werthenbach
Tel.: +49 2737 9890
info@graebener.com
www.graebener.com

Eisenbau Krämer GmbH
Karl-Krämer-Straße 12
57223 Kreuztal-Kredenbach
Tel.: +49 2732 5880
info@eisenbau-kraemer.de
www.eisenbau-kraemer.de