14.11.19

Technische Rezession wird weniger wahrscheinlich

Dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten in eine Rezession rutscht, ist weniger wahrscheinlich geworden. Dies zeigen die neuesten Werte des IMK-Konjunkturindikators. Für November bis Ende Januar zeigt er ein Rezessionsrisiko von 34,9 % auf, nach noch 56,5 % im Oktober 2019.

Konjunkturaussichten-102019.jpg

Kettenindex 2015=100 (linke Skala), die Veränderungen gegenüber vorherigem Quartal in % (rechte Skala): Entwicklung der Ausrüstungsinvestitionen. © IMK

 
Konjunkturaussichten-102019.jpg

Exporte von Gütern und Dienstleistungen. © IMK

 

Düsseldorf/D (IMK) – Zwar ist die statistische Streuung im Indikator mit 18 % weiterhin relativ hoch. Sie spiegelt die Verunsicherung vieler Wirtschaftsakteure wider. Der starke Rückgang der Rezessionswahrscheinlichkeit sorgt aber dafür, dass das nach dem Ampelsystem arbeitende Frühwarnsystem des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung zurückschaltet von „rot“, was in den vergangenen Monaten eine akute Rezessionsgefahr anzeigte, auf „gelb-rot“ (erhöhte konjunkturelle Unsicherheit). In den vergangenen Monaten konnte nicht ausgeschlossen werden, dass Deutschland eine technische Rezession durchläuft. Nun steigt laut IMK die Chance, dass die deutsche Wirtschaft die aktuelle Flaute ohne eine tatsächliche Rezession übersteht und mit einem blauen Auge davonkommt.

Die rückläufige Rezessionswahrscheinlichkeit basiert nach Analyse des IMK in erster Linie auf der Belebung bei den Auftragseingängen aus dem In- und Ausland. Auch das Exportwachstum fiel zuletzt kräftiger aus als erwartet, und die Aktienkurse waren nach Entspannungssignalen im Handelskonflikt der USA mit China aufwärtsgerichtet. Die weiterhin günstigen Finanzierungsbedingungen für Unternehmen wirkten ebenfalls positiv auf den Indikator.

Allerdings warnen die Forscher davor, die Aufhellung schon als Trendwende zu interpretieren. Die weltwirtschaftliche Lage bleibe trotz einiger positiver Signale aus der US-Regierung fragil. Sollten die aktuell vorherrschenden positiveren Erwartungen enttäuscht werden, etwa durch eine Zuspitzung im Handelskonflikt der USA mit der EU, drohe ein „konjunktureller Rückprall“, sagt IMK-Experte Thomas Theobald. Vielmehr stünden die neuen Ergebnisse im Einklang mit der aktuellen Konjunkturprognose des IMK, nach der das durchschnittliche Wachstum der deutschen Wirtschaft im kommenden Jahr nur knapp oberhalb der Stagnationsschwelle liegen dürfte, wenn man um die höhere Zahl der Arbeitstage bereinigt.

Gleichwohl sei der aktuelle Trend positiv, betont Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK: Die aktuellen Daten zeigten die Widerstandsfähigkeit der deutschen Wirtschaft dank der kräftigen Inlandsnachfrage. „Ohne den kräftigen Konsum, den boomenden Wohnungsbau und die steigenden Staatsausgaben wäre Deutschland angesichts der Industrieschwäche längst in einer tiefen Rezession mit spürbaren Jobverlusten.“

- IMK-Konjunkturindikator:

  www.boeckler.de/ imk_38710.htm

- aktuelle IMK-Konjunkturprognose:

  www.boeckler.de/117819_121955.htm

Weitere Artikel zu: