„Die Forderungen kommen aus der Industrie. Und wir müssen sie eben umsetzen“, sagt Michael Rauschel pragmatisch, Produktionsleiter bei Springfix. Um den steigenden Herausforderungen gerecht zu werden, hat das inhabergeführte Unternehmen für Stanz- und Umformtechnik seinen Entfettungsprozess komplett umgekrempelt: neue Anlage, neues Lösemittel. Statt Trichlorethylen (TRI) reinigen jetzt modifizierte Alkohole die anspruchsvollen Bauteile wie beispielsweise Drosselklappen. Das Lösemittel kommt von Richard Geiss mit Sitz in Offingen. Der Spezialist hat Springfix beim gesamten Umstellungsprozess begleitet und beraten.

 „Mit der Umstellung auf eine neue Anlage haben wir Neuland betreten. Das hat sich gleich in mehrfacher Hinsicht gelohnt: Wir haben nicht nur einen stabilen Prozess, sondern arbeiten jetzt auch viel effizienter“, berichtet Rauscher.

Von Trichlorethylen zu modifizierten Alkoholen

Zu der Umstellung war Springfix mehr oder weniger angehalten worden – durch das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und das Schweizer Chemikalienrecht. Dies verbietet seit dem 1. Dezember 2019 die Inverkehrbringung von TRI in der Schweiz. Genau dieses Lösemittel aber hatte Springfix in der alten Anlage im Einsatz. Weil das Unternehmen jedoch zu 60 % an die Automobilindustrie liefert und jede Umstellung in diesem Sektor lange Freigabeprozesse bedeutet, wollten die Stanz- und Umformprofis nicht bis zum Inkrafttreten der neuen Regelung warten. Schon Anfang 2019 hatte Springfix den Entfettungsprozess komplett umgestellt und dafür rund 350 000 Euro investiert.

Ende 2018 war die neue Anlage „Ecoccore“ vom Anlagenhersteller Ecoclean gekommen, die an einem halben Tag installiert wurde. „Wir konnten die Anlagen nicht parallel fahren. Deshalb musste der Wechsel schnell gehen“, verdeutlicht der Produktionsleiter. „Pünktlich zum Jahresbeginn 2019 sind wir dann auf der neuen Anlage gestartet.“ Dem folgten die Freigabeprozesse bei den Kunden.

Heute schafft Springfix mit der neuen Anlage rund den 3,5-fachen Durchsatz im Vergleich zur alten. „Wir haben sogar noch freie Kapazitäten für die Lohnentfettung, denn im Moment ist unsere Anlage zwischen 60 und 70 % ausgelastet“, betont Hanspeter Oberthaler, Leiter Teilefinish/Weiterbearbeitung bei Springfix. „Bei der Bauteilsauberkeit erreichen wir bis zu 200 µm. Das konnten wir vorher nicht.“ Unter gewissen Voraussetzungen seien auch höhere Bauteilsauberkeiten umsetzbar.

Stabiles Lösemittelbad

Allein von der Produktgruppe Drosselklappen werden derzeit bis zu einer halben Million Stück pro Woche durch die neue Entfettungsanlage gefahren. Zum Einsatz kommen diese Klappen unter anderem im Ansaugtrakt von Verbrennungsmotoren bei weltweit unterschiedlichen Automarken. „Diese Bauteile sind extrem anspruchsvoll mit Ebenheiten von maximal fünf Hundertstel und wenigen Mikrometern im Außendurchmesser“, betont Rauschel. Dass die Drosselklappen hochgradig gereinigt werden, stellt der modifizierte Alkohol „RG Cleaner 63“ von Richard Geiss sicher. Neben vorwiegend polaren Verunreinigungen entfernt er zuverlässig auch unpolare Stoffe wie Fette und Öle.

Für ein stabiles Lösemittelbad hat Springfix den von Richard Geiss neu entwickelten Stabilisator „Cleanstab S“ im Einsatz. Als Sumpfstabilisator stoppt er die Säurebildung in der Reinigungsanlage und reduziert bereits gebildete Säuren. Das verhindert die Versäuerung oder Selbstzersetzung des Lösemittels in der Reinigungsanlage und verlängert die Standzeit der modifizierten Alkohole.

Halbierter Lösemittelverbrauch

Dass ein stabiler Prozess umgesetzt wurde, zahlt sich für Springfix wortwörtlich aus: „In der alten Anlage kam es schon vor, dass das Lösemittel gekippt ist. Dann mussten rund 800 l Lösemittel ausgetauscht werden. Ein echter Kostenfaktor“, weiß Rauschel. Zudem hat sich durch die Umstellung der generelle Verbrauch an Lösemittel halbiert – obwohl sich das Anlagenvolumen von 800 auf 1400 l fast verdoppelt hat. „Früher brauchten wir vier bis sechs Fässer TRI jährlich. Bei vergleichbarer Produktionsmenge kommen wir jetzt mit zwei Fässern RG Cleaner 63 durchs Jahr“, freut sich der Produktionsleiter. Beliefert wird Springfix von Thommen-Furler, seit den 1990er Jahren Vertriebspartner von Richard Geiss in der Schweiz.

Analyse und Lösemittelüberwachung

Den Bedarf an Lösemitteln und Stabilisatoren ermitteln die Spezialisten von Richard Geiss für jede Anlage und jeden Kunden individuell. So auch bei Springfix in Wohlen. „Alle Öle, die auf der Anlage gefahren werden, haben wir im firmeneignen Labor analysiert“, berichtet Manuel Huihui, Außendienstmitarbeiter bei Richard Geiss. „Gerade nach der Umstellung auf die neue Anlage haben wir das Lösemittelbad sehr engmaschig kontrolliert.“ Was heißt: einmal im Monat. Mittlerweile genügt eine vierteljährliche Serviceanalyse.

 Längst haben die Mitarbeiter von Springfix das Lösemittelbad in der Entfettungsanlage selbst im Griff. Einmal pro Woche überprüfen geschulte Mitarbeiter mithilfe des Quick-Testkoffers von Richard Geiss das Anlagenbad. Der Quick-Test dient der Lösemittelüberwachung und Badpflege und hilft, freie Säuren und die Alkalität zu bestimmen. Zudem ermöglicht er einen Test des Lösemittels auf Chloride. Im Bedarfsfall kann Springfix bei kleineren Unregelmäßigkeiten selbst nachjustieren.

 „Richard Geiss hat uns im Rahmen von Schulungen sehr gut eingearbeitet. Die tolle fachliche Betreuung und das Lösemittel-Know-how waren mit ausschlaggebend dafür, dass wir uns für Richard Geiss entschieden haben. Nicht nur als Lösemittelhersteller, sondern auch als Partner, mit dem wir diesen für uns doch beträchtlichen Umstellungsprozess erfolgreich umgesetzt haben“, ist Rauschel zufrieden.

Sabrina Deininger, Redakteurin bei Jensen Media

Richard Geiss GmbH
Lüßhof 100
89362 Offingen
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Springfix AG
Industriestrasse 22
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