Auftragsfertiger haben immer wieder Schwierigkeiten, schnell die Fertigungskosten zu berechnen und ein stimmiges Angebot abzugeben. Die Menge und Komplexität der Einzelteile verzögern oft eine exakte Angebotserstellung. Mit der Online-Plattform Classmate Cloud, die im Juni 2019 an den Start ging, lassen sich die Herstellkosten üblicher Blech-, Dreh- und Frästeile schnell berechnen. Nach dem Launch der Plattform hat sich die Zahl der Online-Kalkulationen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 mehr als verdreifacht.

Anwender laden dafür native 3D-Volumenmodelle der bekannten CAD-Systeme oder Neutralformate wie Step hoch und erhalten eine aussagekräftige Übersicht der anfallenden Kosten. Dabei werden nicht nur die von Maschinenstundensätzen abhängigen Bearbeitungskosten berücksichtigt, sondern bei Bedarf auch Oberflächenbehandlungen wie Pulverbeschichten, Härten oder Lackieren. Auch die Rohmaterialpreise und der Zuschnitt gehen in die Kalkulation ein, die sich über individuelle Parameter wie Schnittwerte sowie Rüst- und Nebenzeiten verfeinern lässt.

In drei Schritten Kosten ermitteln

Ausführen lässt sich die Online-Kalkulation in drei Schritten. Dabei wird zunächst das CAD-Modell eines Bauteils hochgeladen und automatisch analysiert, was unabhängig von der gewählten Modellierungsmethodik geschieht. Dann wird die Werkstoffgruppe bestimmt, und das System schlägt ein Rohmaterial vor.

Im zweiten Schritt werden Blech-, Dreh-, Fräs- und Bohrbearbeitungen selbsttätig erkannt und den jeweiligen Fertigungsverfahren zugeordnet. In wenigen Augenblicken sind die Bearbeitungszeiten und -kosten berechnet. Die Daten werden in das Simus-eigene Format s3d umgewandelt und vor Fremdzugriffen geschützt auf einem in Deutschland gehosteten Server gespeichert.

Schließlich wird die fertige Kalkulation nach Rüst- und Stückkosten aufgeschlüsselt und nach Losgrößen gestaffelt angezeigt. In einer Grafik sind auch die jeweiligen Rüst- und Stückzeiten dargestellt. Eine farbige Ansicht des 3D-Modells visualisiert die Kostenverteilung nach dem Ampelprinzip: Rot weist auf Kostentreiber hin. Für einzelne Flächen können auch Detailinformationen zu Fertigungszeiten und -kosten ausgegeben werden. Diese Informationen lassen sich in einem Kosten- oder Bearbeitungsreport detailliert anzeigen, auswerten und in Standard-Office-Formaten herunterladen. Berechnungsparameter wie Stundensätze, Aufschläge und Schnittwerte können den Gegebenheiten angepasst und im System dauerhaft hinterlegt oder pro Berechnung neu vorgegeben werden.

Einkäufer, Entwickler, Verkäufer

Nach bisherigen Analysen ziehen vor allem drei Anwendergruppen Nutzen aus der Plattform. Entwickler und Konstrukteure verantworten bekanntlich über 80 % der Herstellkosten ihrer Bauteile. Mit Classmate Cloud erhalten sie nun eine Möglichkeit, schnell zu erfahren, was ein Bauteil kosten wird. Sie können Kostentreiber durch farbliche Markierungen erkennen, unterschiedliche Materialien oder Geometrien vergleichend bewerten und selbstständig Einsparpotenziale identifizieren.

Einkäufer müssen nicht mehr auf Schätzwerte zurückgreifen, sondern können Bauteile schnell realistisch berechnen. Preisunterschiede zwischen Erst- und Folgebeschaffungen werden angezeigt. Margeneffekte durch unterschiedliche Losgrößen sind in Tabellen gestaffelt dargestellt. Damit erhält der Einkäufer fundierte Informationen für eine qualifizierte Angebotsdiskussion mit seinen Lieferanten. Ebenso lassen sich Make-or-buy-Entscheidungen schon während der Entwicklung treffen.

Zulieferer von Fertigungsteilen können mit zeitnah und solide kalkulierten Angeboten die Erfolgsquote steigern. Schnelle, verlässliche Angebote erhöhen die Kundenbindung und wirken sich positiv auf die Zusammenarbeit aus.

Auftragsfertiger integrieren Online-Kalkulation

Teilefertiger und Zulieferer können den Service von Simus Systems nun auch anonym in ihre Website einbinden und Kunden eine eigene Online-Kalkulation anbieten. Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten der Integration: Mit sogenannten Iframes, die sich etwa so einfach wie Videos einbinden lassen, werden alle Berechnungsmöglichkeiten bereitgestellt.

Wer zusätzlich den Ablauf, die Berechnungsausgaben und das Layout selbst bestimmen will, verwendet eine Schnittstelle (API) für den Datenaustausch mit Classmate Cloud und kann so individuelle Kalkulationspräferenzen und Kostensätze verwirklichen. In beiden Fällen können die Nutzer der Website nicht erkennen, dass ein externer Dienst die Berechnung übernimmt.

Realistische Ergebnisse

Der Cloud-Service von Simus Systems basiert auf der Software „Classmate Plan“. Projekterfahrungen mit zahlreichen Unternehmen in der Industrie haben dem Karlsruher Unternehmen geholfen, die Software-as-a-Service genau auf die Bedürfnisse der Anwendergruppen auszurichten. Die Ergebnisse, die als realistisch, nachvollziehbar und belastbar gelten, eröffnen Anwendern anhand ihrer CAD-Modelle einen einfachen und schnellen Weg zu individuellen, genauen Kalkulationen. Sie profitieren dabei von allen Vorteilen eines Cloud-Services: kein Anschaffungspreis, keine lokale Installation, keine Wartungskosten.

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